Das Schreckgespenst für Pferdehalter
Für uns als Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) ist es nicht nachvollziehbar, wie gemeinsam mit dem BMEL Leitlinien für Tierschutz definiert und die Offenstall-, Weide- und Gruppenhaltung von Pferden verfolgt werden, und gleichzeitig im Umweltministerium der Wolf ideologisiert wird.
Landwirte und Stallbesitzer investieren viel Geld in neue Haltungsformen, stallen ihre Tiere aus, verbinden sie miteinander in der Natur und schaffen natürliche Lebensräume. Das wird nun alles rückgängig gemacht, vor lauter Angst vor dem Wolf. Viele Pferdebesitzer tun sich das nicht an und holen die Pferde wieder in die Boxen. 1,3 Mio. Pferde in Deutschland sollen wegen 1500 Wölfen mit ungebremster Vermehrung ihr Leben im Stall verbringen. Das versteht niemand!
Es kann nicht das Ziel sein, die Landschaft zu verzäunen. Die Folgen für die Besatzdichte von Wildtieren (Unfallgefahr nähe Autobahnen) und panischen Reaktionen von Pferden in Weidehaltung, wenn sie einen Wolf aufnehmen, sind katastrophal.
Die FN setzt auf die gezielte Entnahme von Problemwölfen, die endlich gesetzlich geregelt werden muss. Wir brauchen eine einvernehmliche Festlegung des günstigen Erhaltungszustandes, also eine Obergrenze an Wolfsbestand. Mit offiziell 1500 Wölfen liegen wir weit über der Anzahl, die wir in einem dicht besiedelten Land ertragen können.
Ein Pferd ist nicht nur ein Nutztier. Es ist Teil der Familie, es ist Sport- und Freizeitpartner. Ein Riss bringt immer großes Leid für die Halter und die Familie. Sowie Traumata bei Kindern, wobei gerade für diese Generation das Pferd eine unvorstellbar positive Wirkung auf die Psyche und den Entwicklungszustand hat. Die Politik sitzt dieses Thema seit Jahren aus. Eine Partei schiebt es der anderen zu. Und versteckt sich hinter dem Artenschutz. Niemand möchte den Wolf ausrotten, nur in der Anzahl regulieren – damit die Millionen von Weidetieren eine Chance haben, artgerecht zu leben.
Aus diesen Gründen fordert die FN:
■ eine zeitnahe, klare und abgestimmte Implementierung eines deutschlandweiten Wolfsmanagementplans,
■ ein unabhängiges, konsequentes Wolfsmonitoring und
■ ein zugehöriges Herdenschutzzentrum unter neutraler Führung.
Für Mutterkuhhalter eine ernste Bedrohung
Als Standorte für die Mutterkuhhaltung werden hauptsächlich Grünlandgebiete mit niedrigem Ertragspotenzial genutzt. Durch die umfassende Weidenutzung in der Mutterkuhhaltung tragen die Landwirte zum Erhalt der Kulturlandschaft und der Artenvielfalt bei. Dabei sind die Tiere in der Regel so eingezäunt, dass die Landschaft für andere Tierarten offen bleibt. Bei deren Wanderung zu anderen Lebens-, Nahrungs- und Paarungsräumen werden sie und ihre Jungtiere durch die Einzäunungen nicht behindert.
Wirtschaftlich bewegen sich Mutterkuhhalter oft am Existenzlimit. Der Wolf stellt nun eine zusätzliche Belastung dar. Er wird nicht grundsätzlich seitens der Rinderhalter abgelehnt. Dennoch muss umgehend ein tragfähiges Herdenschutzkonzept entwickelt und fortgeführt werden.
Mutterkuhhalter verzeichnen zunehmend Übergriffe von Wölfen, die direkte Verluste, Panik der Tiere, Ausbrüche und Folgeschäden verursachen. Da Mutterkühe häufig im Freien abkalben und ihre Kälber teilweise ganzjährig auf Weideflächen aufziehen, sind die Jungtiere leichte Beute für den Wolf. Zusätzliche Präventionsmaßnahmen wie Elektrozäune oder geschlossene Kopplung bieten keinen ausreichenden Schutz. Zudem können Schutzhunde bei der Mutter-kuhhaltung kaum eingesetzt werden.
Für den Mutterkuhhalter bestimmt das Kalb den alleinigen Jahresertrag, sodass der Verlust des Kalbes zu starken wirtschaftlichen Beeinträchtigungen führt. Es ist nicht ausreichend, für diesen Verlust, sofern eine Entschädigung geltend gemacht werden kann, nur den Zeitwert des Tieres zu übernehmen. Hier muss zumindest der Wert des abgesetzten Tieres angesetzt werden.
Wichtige Schritte für Mutterkuhhalter und aus Sicht des Fleischrinder Herdbuches (FHB) wären:
■ Bei der Einhaltung der vorgegebenen Präventionsmaßnahmen sollten der Tierhalter von der Haftung für etwaige Folgeschäden durch Wolfsübergriffe befreit werden.
■ Entschädigungen müssen bei Übergriffen zeitnah, unkompliziert und in angemessener Höhe erfolgen.
■ Auch Folgen eines Wolfsangriffes, wie die erhebliche Beeinträchtigung des Herdenmanagements, müssen entschädigt werden (Verkalbung, Unfälle durch ausgerissene Tiere).
Ein unhaltbarer Zustand für alle Weidetierhalter
Rund 2 Mio. Schafe und Ziegen werden in Deutschland zum Küsten- und Deichschutz sowie zur Landschaftspflege auf Wiesen und Weiden gehalten. Jedoch ist in puncto Wolf eine regelrechte „Aufrüstung“ notwendig, obwohl es keinen 100%igen Herdenschutz gibt. Wolfsübergriffe trotz Herdenschutz bedeuten eine große emotionale Belastung der Schaf- und Ziegenhalter und häufig sind auch deshalb Be-triebsaufgaben im Stillen die Folge.
Für ein Miteinander von Wolf und Weidetierhaltung braucht es eine sichere und zügige Erstattung der Herdenschutzmaßnahmen sowie eine Honorierung des zusätzlichen Arbeitszeitaufwands, der für den Herdenschutz benötigt wird. Und wenn ein Übergriff geschieht, bei dem der Wolf als Verursacher nicht ausgeschlossen werden kann, sollte umgehend entschädigt werden – in einzelnen Bundesländern wird dies bereits so praktiziert.
Ein besonderes Ärgernis für die Schafhalter ist der Umgang mit sogenannten Problemwölfen. Wenn ein Wolf Schutzmaßnahmen überwindet, dauert es derzeit viel zu lange bis eine Entnahme des Beutegreifers von den zuständigen Behörden genehmigt wird. Nicht selten wurden bereits behördlich genehmigte Entnahmen durch Gerichtsurteile wieder gekippt – das ist ein unhaltbarer Zustand für alle Weidetierhalter.
Diese Forderungen sind für den Erhalt der Weidetierhaltung zwingend notwendig. Das bestätigt die Statistik: Die Anzahl der Wolfsübergriffe lag 2018 bei mehr als 600, im Folgejahr bereits bei rund 900. Die Anzahl getöteter Weidetiere erhöhte sich von 2000 (2018) innerhalb von einem Jahr auf 3000 Tiere – davon entfielen 88 % auf Schafe und Ziegen. Trotz Herdenschutzmaßnahmen. Die Gesamtzahl der Wölfe in Deutschland wird kleingerechnet. Statt das Zählen der Einzeltiere wird die Anzahl der Rudel angegeben. Mit der Angabe der vorhandenen Einzeltiere wäre der gute Erhaltungszustand der Tierart Wolf aus Sicht der Weidetierhalter längst erreicht.
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