Seit August vergangenen Jahres müssen alle Schweine Zugang zu organischem und faserreichem Beschäftigungsmaterial haben. Die Initiative Tierwohl (ITW) fordert zusätzlich gesundheitlich unbedenkliches Raufutter mit mindestens 20 % Rohfaser. Da liegt der Einsatz von Stroh nahe. Doch wie viel verbraucht ein Schwein? Und was kostet das? Diesen Fragen ist die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in einem Mastversuch nachgegangen. Dabei kamen Häckselstroh und Strohpellets in zwei Gruppen zum Einsatz – bei sonst gleicher Fütterung.
Stroh beeinflusst die Leistung nicht
Unterschiede in der Mast- und Schlachtleistung gab es durch das zusätzliche Raufutter nicht. Beide Gruppen kamen auf rund 960 g Tageszunahme und einen Futteraufwand von 2,55 kg pro kg Zuwachs. Im Mittel erzielten sie 0,991 Indexpunkte je kg Schlachtgewicht.
Häckselstroh oder Pellets?
Beim Raufutter unterschieden sich die Verbräuche allerdings sehr deutlich. Für die gesamte Mastperiode waren es in der ersten Gruppe durchschnittlich 262 g Häckselstroh pro Tier. Die zweite Gruppe kam auf 837 g Strohpellets pro Tier – mehr als das Dreifache. Dem entsprechen die Kosten: 0,10 € je Tier für das Häckselstroh und 0,35 € je Tier für die Strohpellets.
Enorme Schwankungen
Die Verbräuche insgesamt und je Tier schwankten im Versuch allerdings enorm, wie die Übersicht zeigt. Zu Mastbeginn war der tägliche Verbrauch je Tier mit 1,6 g Häckselstroh oder 6,5 g Strohpellets sehr gering. Einzelne Tiere nahmen aber in dieser Phase schon so viel auf wie ihre Artgenossen erst zum Mastende. Hier erhöhten sich die Tagesverbräuche auf durchschnittlich 4,0 g Stroh oder 10,7 g Pellets pro Tier.
Keine 50 g pro Tier und Tag
Insgesamt nutzten die Schweine etwas über ein Drittel des angebotenen Häckselstrohs, von den Pellets rund 57 %. Die Versuchsergebnisse lassen also den Schluss zu, dass Mastschweine deutlich weniger als die von der ITW empfohlenen 50 g pro Tag aufnehmen. Interessant war, dass die weiblichen Tiere deutlich mehr verbrauchten als die Kastrate – egal, ob gehäckselt oder pelletiert.
Versuchsaufbau
So war der Versuch in der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück aufgebaut:
- Insgesamt 112 Ferkel
- Haltung: in Zweierbuchten je nach Gewicht und Geschlecht
- Genetik: Topigs Norsvin, PI Select x TN 70
- Fütterung: ad libitum und dreiphasig
- Rohprotein: 16,5 % in der Vormast, 14 % in der Mittelmast, 12 % in der Endmast ab 90 kg
- Rohfaser: 3,6 % in der Vormast, 4,1 % in der Mittelmast, 3,8 % in der Endmast
- Gruppe 1 erhielt zusätzlich Häckselstroh und Gruppe 2 Strohpellets – ebenfalls ad libitum, aber in separaten Trögen.
Lesen Sie mehr: