Die EU-Bio-Verordnung beschreibt die Mindestvorgaben für eine biologische Erzeugung. Jeder Verband kann in seinen Richtlinien zusätzlich weitergehende Anforderungen formulieren. Insgesamt agieren zehn Anbauverbände in Deutschland. In Sachen Bioschweine sind in Nordrhein-Westfalen vorrangig Bioland und Naturland aktiv. Aber auch bei Demeter und Biokreis sind Schweinehalter unter den Mitgliedern.
Wichtigste Unterschiede
Die Platzvorgaben für Stall- und Auslauffläche sind bei EU-Bio und Verbänden deckungsgleich. Allerdings dürfen Verbandsbetriebe bei gleicher Flächenausstattung weniger Tiere halten, beispielsweise maximal 10 Mastschweine/ha. Zugrunde liegt ein möglicher Nährstoffanfall von 112 kg N/ha und Jahr. Die EU-Bio-Verordnung ermöglicht hingegen ein Äquivalent von 170 kg N. Auch den Zukauf von Düngemitteln schränken die Anbauverbände stärker ein.
Regionale Futtermittel
Ähnlich sieht es beim Futter aus: Laut EU-Bio-Verordnung müssen 30 % der Futtermittel aus der Region kommen. Die Verbände fordern mindestens 50 % eigene Futtererzeugung. Dabei nicht zu vergessen: Verbandstiere bekommen auch Verbandsfutter. Das ist häufig etwas teurer als EU-Ware. Unterschiede gibt es auch beim Einsatz der 5 % konventionellen EiweißKomponenten für Ferkel bis 35 kg. Der ist bis Ende 2025 noch im EU-Bio-Bereich und bei einigen Verbänden möglich. Jedoch gibt es hier Einschränkungen bei der Art des Eiweißträgers. Demeter hingegen fordert eine 100%ige Biofütterung aller Altersklassen.
Hilfe bei der Vermarktung
Verbandsmitglieder müssen immer den gesamten Betrieb umstellen: Wird die Tierhaltung Bio, dann auch die Flächen. EU-Bio-Betriebe können hingegen klar abgrenzbare Einheiten weiter konventionell betreiben.
Für Direktvermarkter lohnt sich oft die Mitgliedschaft im Verband, da Kunden die Verbandssiegel kennen und schätzen. Aber auch andere Biobetriebe profitieren von den bestehenden Vermarktungsstrukturen. Deutschlandweit agiert zum Beispiel die Naturland Marktgesellschaft. Erzeuger bei Bioland sind eher in in regionalen Zusammenschlüssen organisiert.
Auch sonst gibt es Abnehmer und Genossenschaften, die sich auf die Vermarktung von Verbandsware spezialisiert haben. Sie beliefern vorrangig Naturkosthändler, aber auch den Lebensmitteleinzelhandel. Auch im EU-Bio-Bereich gibt es mittlerweile mehrere Unternehmen, die Bioschweine über langfristige Verträge abnehmen. Zum Teil sind sie schon viele Jahre in der Biobranche aktiv. Ihre Kunden sind hauptsächlich im Lebensmittelhandel zu finden.
Und was rechnet sich besser?
Nach EU-Bio-Verordnung gehaltene Mastschweine konnten bislang oft günstiger produziert werden. Vor allem wegen der günstigeren EU-Futtermittel, aber auch wegen der häufig pauschalen Bezahlung der Mastschweine. Die ermöglicht etwa ein günstigeres Vormast-Futter.
Der nötige Preisaufschlag für Verbandsware resultiert weiterhin aus Mitgliedsbeiträgen, geringeren Tierzahlen pro Hektar und Einschränkungen wie in der Düngung.
Es kommt drauf an
Wenn in der Vergangenheit übermäßig viele Bioschweine am Markt waren, verkauften sich Verbandstiere häufig etwas besser. Denn eine Verbandszugehörigkeit bedeutet zusätzliche Qualitätskontrolle und Sicherheit.
Ob und wenn ja welchem Verband Betriebe beitreten, bleibt also immer eine Einzelfallentscheidung.
Die größten Verbände
Biokreis: 1979 gegründet, rund 1200 Mitgliedsbetriebe sind deutschlandweit in fünf Erzeugerringen organisiert.
Bioland: 1971 gegründet, größter deutscher Anbauverband mit über 8700 Betrieben, legt viel Wert auf auf Regionalität, nur in Deutschland und Südtirol vertreten.
Demeter: 1924 gegründet, auf allen Kontinenten vertreten, etwa 1800 Mitglieder in Deutschland, Richtlinien gehen am weitesten über die EU-Vorgaben hinaus.
Naturland: 1982 gegründet, in allen deutschen Bundesländern präsent, aber auch weltweit aktiv, 140 000 Erzeuger in 60 Ländern, in Deutschland 4500 Betriebe.
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