Ruhe im Stall, schnelles Aufwachen nach der Narkose und fitte Ferkel – die Mehrheit der befragten Betriebe ist mit der Methode der Isoflurannarkose zufrieden. Das zeigt eine Umfrage der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) unter 550 Ferkelerzeugern.
Die Zufriedenheit mit dem Verfahren ist eng mit dem jeweiligen Narkosegerät und der Unterstützung durch den Herstellerservice verknüpft. Wer eine technische Einführung durch den Hersteller erhalten hat, war insgesamt zufriedener als die Kollegen ohne Einführung. 43 % der Befragten bekamen keine Einweisung oder nahmen nicht daran teil.
Setzt der Landwirt sich vorab mit seinem Narkosegerät intensiv auseinander, kann er Anwenderfehler vermeiden und Handlungsbedarf besser abschätzen. Wenn zum Beispiel der Verdampfer als Herzstück des Gerätes Ärger macht, kann nur der Herstellerservice mit geeignetem Messgerät helfen.
Wer hat die Nase vorn?
Eine Schulnotenskala von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) verdeutlicht das Urteil der Praktiker in der Übersicht. Für das gesamte Verfahren der Isoflurannarkose vergaben sie im Durchschnitt die Note 2,8, für die Narkosegeräte 2,3.
Die meisten Rückmeldungen gab es mit 33 % zum „PigNap 4.0“ von BEG Schulze Bremer und 23,5 % zum „PigletSnoozer“ der GFS. Am besten bewertet haben die Anwender die Geräte „Anestacia“ sowie „PigNap 4.0“ – jeweils mit der Note 1,8. Eher durchschnittlich schnitten der „PigletSnoozer“ der GFS mit 3,0 und der „Pigsleeper Flexy“ von MS Schippers mit 2,8 ab. Bei diesen Geräten gab es allerdings auch die größte Spannweite zwischen den Einzelbewertungen. Beim Kundendienst überzeugte BEG Schulze Bremer mit der Note 1,7.
Der Service zählt
Gerade der Umgang der Herstellerfirmen mit technischen Problemen hatte großen Einfluss auf die Zufriedenheit. Ein schnell und flexibel agierender Kundendienst ist unabdingbar, um Störungen des Betriebsablaufs zu vermeiden.
Die Herstellerfirmen haben sich in der Einführungsphase mit all ihren Startschwierigkeiten ins Zeug gelegt. Das belegt die Durchschnittsnote von 2,3 für den Herstellerservice. Die Schwankungsbreite zwischen den Herstellern betrug dabei einen halben Notenpunkt nach oben und unten. Die individuellen Erfahrungen der Betriebe spiegeln sich in teilweise weit auseinanderliegenden Bewertungen für ein und dasselbe Gerät wider.
Wirklich keine Schmerzen?
Das Verbot der betäubungslosen Kastration soll den Tierschutz für Eberferkel verbessern. Wenn laut Umfrage ein vergleichsweise hoher Anteil von Ferkeln Schmerzreaktionen zeigte, ist dieses Ziel infrage gestellt. 12 % der Betriebe beobachteten Schmerzreaktionen, 60 % von diesen wiederum an mehr als 10 % der Tiere.
Treten bei mehr als 10 % der Ferkel leichte Schmerzreaktionen auf, besteht Handlungsbedarf. Dafür sollten Landwirte das Zusammenspiel von Narkosetechnik und Management beobachten und bei Bedarf nachjustieren.
Am besten sieht beim nächsten Kastrationstermin erst einmal der Tierarzt über die Schulter. Wenn Anwender- und Managementfehler ausgeschlossen werden können, ist der Herstellerservice gefragt, um nach technischen Ursachen zu forschen.
Der langfristige Einsatz dieser komplexen Narkosetechnik muss sorgfältig beobachtet, kontrolliert und stetig verbessert werden, damit das Verfahren auch langfristig Akzeptanz findet.
Was es zu vermeiden gilt:
Feuchtigkeit im gasführenden System hemmt die Aufnahme von Isofluran ins Narkosegasgemisch. Das kommt vor, wenn das Gerät nach der Reinigung nicht vollständig abtrocknen konnte oder wenn der Kompressor nicht regelmäßig entfeuchtet wird.
Schmutz in den Dosiereinrichtungen und Atemrohren beeinträchtigt den Gasfluss. Das mindert die Narkosetiefe.
Am Tag der Kastration sollte auf weitere zootechnische Maßnahmen verzichtet werden.
Metacam sollte eine halbe Stunde vor der Kastration gegeben werden, nicht schon mehrere Stunden vorher und erst recht nicht erst unmittelbar vor der Kastration.
Stress und Schmerzen beeinflussen die Narkosetiefe der Ferkel negativ. Durch eine beschleunigte und flache Atmung nehmen die Ferkel zum Beispiel zu wenig Narkosegas auf.
Die ungewohnte Haltung und der Isoflurangeruch in den Narkosemasken lösen bei den Ferkeln Abwehrreaktionen aus. Doch mit einem gut eingestellten Narkosegerät und zügigen, geübten Handgriffen lässt sich der Stress für die Tiere deutlich reduzieren.
Aufgrund der gefäßerweiternden Wirkung von Isofluran ist der Blutverlust bei diesem Verfahren etwas höher als bei anderen, aber nicht kritisch. Der Einsatz eines Emaskulators (Quetschzange) zur Abtrennung der Hoden kann gegenüber dem Skalpell die Blutung sichtlich reduzieren.
Weitere Hinweise zur Kastration unter Inhalationsnarkose finden sich im DLG-Merkblatt 454.
Sicherheit für Anwender
Viele Anwender der Isoflurannarkose haben gesundheitliche Bedenken gegenüber dem Narkosegas Isofluran.
Laut Umfrage sind überraschend viele Landwirte von Nebenwirkungen betroffen. Rund 30 % der Teilnehmer gaben an, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Übelkeit, Abgeschlagenheit und andere Symptome zu empfinden.
Bei immerhin 42 % der Betroffenen treten die Symptome arbeitstäglich auf – und zwar weitgehend unabhängig vom Typ des Narkosegeräts.
Oft ist nicht klar, ob es an der komplexen Technik, der Handhabung der Geräte oder an der individuellen Empfindlichkeit der Anwender gegenüber dem Narkosegas liegt. Hier besteht noch Bedarf an kompetenter Beratung und weiterer Forschung.
Gut wäre es, wenn schnell Anlaufstellen eingerichtet würden, an die sich betroffene Landwirte wenden können. Bis dahin sollten sie die Möglichkeit nutzen, Nebenwirkungen beim Umgang mit Isofluran an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zu melden, damit gegebenenfalls Empfehlungen aktualisiert werden können. Das ist zum Beispiel über die E-Mail-Adresse uaw@bvl.bund.de möglich.
Insgesamt zufrieden
Insgesamt würden sich 86 % der Landwirte bei einem erneuten Kauf wieder für das gleiche Gerät entscheiden. Bedenkt man, dass ein Gerätevergleich bei der Kaufentscheidung kaum möglich war, ist das ein positives Zeugnis für Hersteller und Narkosegeräte.
Die Einführung der Isoflurannarkose bleibt jedoch ein Prozess. Wichtig sind kompetente Ansprechpartner bei Problemen. Dies gilt für den Herstellerservice genauso wie für staatliche Organe, insbesondere beim Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz.
Isoflurannarkose: Funktioniert das von heute auf morgen?
Seit einem halben Jahr gilt in Deutschland das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration. Viele Sauenhalter haben sich für die Kastration unter Betäubung mit dem Narkosegas Isofluran entschieden. Auch die staatliche Investitionsförderung für geprüfte und zertifizierte Narkosegeräte hat die Entscheidung für das Verfahren beeinflusst.
Nachdem die Isoflurannarkose durch sachkundige Landwirte offiziell zugelassen war, gab es einen massiven Entwicklungsschub bei den Narkosegeräten. Der Zeitraum bis zum 1. Januar 2021 war für Prüfung, Zertifizierung sowie Fertigung und Auslieferung der Geräte kurz, die Anforderungen des DLG-Prüfprogramms dagegen hoch: Neben einer sicheren Betäubung durfte der weltweit niedrigste Grenzwert von 15 mg/m³ Isofluran in der Umgebung nicht überschritten werden. Keines der Narkosegeräte blieb bis zur Zertifizierung unverändert. Letztlich konnte die DLG fünf Geräte in zwölf Varianten zertifizieren.
Wegen der befristeten staatlichen Förderung mussten die Ferkelerzeuger oft schon ein Narkosegerät bestellen und bezahlen, bevor sie die Geräte in der Praxis wirklich kennengelernt und die Sachkunde erlangt hatten. Inzwischen wird die Isoflurannarkose aber flächendeckend in den Betrieben praktiziert. Grund genug für die DLG, in einer Umfrage die ersten Erfahrungen mit den Narkosegeräten zu erfragen und ein Meinungsbild zum Verfahren einzuholen.
Insgesamt 550 Landwirte haben sich an der Umfrage beteiligt. Ausgehend von bundesweit 2685 bewilligten Förderanträgen für die Isoflurangeräte ist das eine Rücklaufquote von etwa 20 %. Die regionale Beteiligung entsprach dabei annähernd der Verteilung der geförderten Geräte laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Somit kamen die meisten Antworten aus NRW, gefolgt von Niedersachsen.
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