In der Abferkelbucht ist eine gute Übersicht das A und O. Eine Abdeckung über dem Ferkelnest kann die Sicht einschränken. Deshalb verzichten viele Sauenhalter darauf.
Doch vor allem in Bewegungsbuchten bieten Abdeckungen Vorteile. Durch die größere Grundfläche von 6,5 m² oder mehr wird es schwieriger, die Wärme gezielt im Nest zu halten. Das gilt vor allem für moderne Ställe mit Dach gleich Decke.
Nest muss attraktiv sein
Saugferkel brauchen es besonders warm. „Im Nest sollte eine Temperatur von 36 bis 38 °C herrschen.“ In der Regel werden Ferkelnester über eine Fußbodenheizung erwärmt. „Das Ferkelnest muss außerdem attraktiv sein, damit die jungen Tiere gerne hineingehen“, weiß Sauenexperte Gerd Vahrenhorst von der GFS-Ascheberg. Ansonsten verlaufen sie sich in der Bucht, kühlen aus oder werden im schlimmsten Fall erdrückt.
Wärmelampen helfen zusätzlich, die Ferkel ins Nest zu locken. Abgrenzungen an den Seiten des Nests sorgen für ein Mikroklima. So nehmen die Ferkel das Nest als geschützte Zone wahr.
Sauen entlastet
Gleichzeitig fühlen sich auch die Sauen wohler. „Durch die gezielte Wärme im Nest können Landwirte die Abteiltemperatur auf 18 bis 20 °C absenken – optimal für Sauen“, erklärt Vahrenhorst. Ohne Abdeckung liegt die Temperatur ansonsten schnell bei 22 bis 23 °C. Vorteilhaft sind außerdem sogenannte Dunkelstrahler als Ferkellampen. Sie geben ihre Wärme an die Nestplatte ab, statt an die Umgebungsluft.
Durch Abdeckungen lassen sich die Energiekosten im Stall erheblich senken. Das ist bei den derzeit hohen Preisen für Strom und Wärme ein entscheidender Vorteil. Insgesamt können Sauenhalter fast 50 € pro Abferkelbucht und Jahr sparen, wie die detaillierte Berechnung im Infokasten zeigt.
In der Regel lassen sich Abdeckungen auch in bestehenden Buchten nachrüsten. „Die Kosten für eine einfache Abdeckung zum Nachrüsten liegen bei knapp 180 € netto pro Bucht“, schätzt Gerd Vahrenhorst. Kommen noch Seitenwände hinzu, wird es teurer.
Die Stalleinrichter bieten verschiedenen Varianten von Abdeckungen für Ferkelnester an. Wir haben uns unterschiedliche Systeme auf drei Praxisbetrieben angeschaut und beleuchten ihre jeweiligen Vor- und Nachteile.
Mit der Abdeckung Energie sparen
Abdeckungen über den Ferkelnestern entlasten auch den Geldbeutel. Bernhard Feller von der Landwirtschaftskammer NRW hat berechnet, wie viel Strom und Wärme sich im Abferkelstall durch die Abdeckungen sparen lassen. Dafür hat er einen Beispielbetrieb betrachtet:Die Ferkelnester bestehen aus 0,5 x 1,2 m großen Warmwasserplatten mit einer Heizleistung von jeweils 300 Watt. Rotlichtlampen mit 150 Watt sorgen an sieben Tagen um die Geburt herum für zusätzliche Wärme im Nest. Durch den Einbau von Abdeckungen über den Ferkelnestern kann die Betriebszeit der Rotlichtlampen auf vier Tage reduziert werden. Außerdem geht weniger Wärme an die Umgebungsluft verloren. Durch die Maßnahme kann der Betrieb über 30 % Wärmebedarf im Abferkelstall sparen. Pro Bucht entspricht das 325 kWh im Jahr. Bei einem Bruttopreis für Flüssiggas von derzeit knapp 10 ct/kWh (brutto) bedeutet das eine Kostenersparnis von 32,50 € pro Jahr und Abferkelplatz. Der Stromverbrauch in der Abferkelung sinkt durch die geringere Laufzeit der Lampen um über 43 %. Das entspricht knapp 40 kWh pro Abferkelplatz und Jahr. Bei derzeit 40 ct/kWh bedeutet das eine jährliche Ersparnis von 16 € pro Bucht.
Ferkel einfach fangen
Auf dem Betrieb Mengelkamp ist das System von Ewering & Middendorf im Einsatz. Die Bewegungsbucht verfügt über ein 0,7 m² großes Nest mit 50 cm hoher Abdeckung, das an drei Seiten geschlossen ist. Die Seitenwände bestehen aus Kunststoff, der Deckel aus Plexiglas und Edelstahl. Das Plexiglas soll für eine gute Sicht in die Nester sorgen. In der Praxis ist die Abdeckung allerdings wenige Tage nach der Geburt so verstaubt, dass man die Ferkel nicht mehr sehen kann. Außerdem ist das Material relativ instabil. Weil einige Plexiglasscheiben bereits gebrochen sind, möchte Betriebsleiter Hendrik sie demnächst durch Edelstahlbleche ersetzen.
Das Ferkelnest liegt direkt am Gang. So kann er beim Stallrundgang leicht unter den Abdeckungen nachschauen, ob es allen Tieren gut geht. Zum Fixieren der Ferkel klappt er den Deckel einfach zur Seite, sodass das Nest zur geschlossenen Kiste wird. Eine einzelne Person kann so mithilfe von Treibbrett und Paddel einen ganzen Wurf in wenigen Sekunden fangen. In der Abdeckung befindet sich zusätzlich eine Rotlichtlampe. Diese ist etwa vier Tage um die Geburt eingeschaltet. Im Betrieb Mengelkamp bleiben die Lampen während des Waschens im Abteil – seit einem Jahr ohne Probleme.
Problematisch wird es hingegen, wenn die Ferkel größer sind. Denn teilweise schmeißen sie den Deckel selbst um und sperren sich ungewollt im Nest ein. Die gefangenen Ferkel können dann nicht mehr säugen, bis der Landwirt sie befreit. Die Ferkel außerhalb des Nestes können außerdem an den Kabeln der Lampen knabbern. Deshalb hat der Hersteller mittlerweile einen Verschluss am Deckel nachgerüstet.
Nest als Plexiglaskiste
Der Betrieb Ostkotte hat Abferkelbuchten der Firma Stallbau und Technik GmbH (DSBT) verbaut. Die Bewegungsbuchten sind mit einer Grundfläche von 8,5 m² extra groß. Auch das Ferkelnest ist mit 1,2 m² größer als in herkömmlichen Buchten.
Um das Nest ist eine Kiste mit Deckel verbaut, die komplett aus Plexiglas besteht. Das Material ist tritt- und stoßfest, sodass seit Inbetriebnahme des Stalls Ende 2022 keine Schäden entstanden sind. Die Sicht in die Kiste bewertet Familie Ostkotte als gut. Zum Ende der Säugezeit lagert sich aber einiges an Staub auf dem Deckel ab. Damit die Landwirte die Tiergesundheit kontrollieren können, stoßen sie mit einem Paddel an die Kiste, sodass die Ferkel hinauskommen.
Zum Fangen der Ferkel verfügt die Kiste über einen Mechanismus mit Schieber. Sind alle Ferkel im Nest, kann man am Eingang ein Brett herunterlassen. Darüber sind Lüftungsschlitze integriert, sodass bei geschlossener Kiste keine übermäßige Hitze entsteht. Unter dem Brett befinden sich Stopper, sodass die Ferkel sich nicht verletzen.
Eine Fußbodenheizung im Ferkelnest hält die geschlossene Kiste so warm, dass keine zusätzliche Rotlichtlampe nötig ist. Um die Ferkel ins Nest zu locken, ist im Aktivitätsbereich der Sau Dreikantstahl verbaut. Dieser ist für die Ferkel kalt und ungemütlich, sodass sie sich lieber ins Nest zurückziehen.
Mit dem Hochdruckreiniger lässt sich Schmutz an den Kisten gut abwaschen. Nach dem Waschen öffnet Familie Ostkotte alle Kistendeckel, um das Abteil aufzuheizen. Denn außer der Fußbodenheizung ist keine weitere Heizung im Stall verbaut.
Alle Deckel zentral hochfahren
Familie Aalderink nutzt im Abferkelstall die Bewegungsbuchten der Firma EnSta. Das Ferkelnest ist mit einer Abdeckung aus Hartkunststoff versehen. Diese ist mit einem Scharnier an der Buchtenwand befestigt. Die Abdeckung hängt auf 50 cm Höhe und ist etwas größer als das 0,7 m² große Ferkelnest.
Über ein Seil sind alle Abdeckungen im Abteil miteinander verbunden. So kann Juniorchef Fabian sie mithilfe eines Elektromotors per Knopfdruck gleichzeitig hoch- und runterfahren. „Das vereinfacht die Tierkontrolle“, freut sich der Landwirt. Sind die Deckel unten, entlastet ein Stopper das Seil. In den Abdeckungen sind Wärmelampen integriert, die ebenfalls zentral ein- und ausgeschaltet werden. Sie wärmen das Nest etwa einen Tag vor bis fünf Tage nach der Geburt. Zum Waschen bleiben die Lampen im Abteil. Nach den ersten acht Monaten im Einsatz verzeichnet die Familie keine Schäden an den Geräten.
Die Abdeckung lässt sich mit dem Hochdruckreiniger abspülen. Allerdings darf der Druck nicht zu hoch sein. Ansonsten können zwei benachbarte Abdeckungen gegeneinander schlagen und brechen. Hier will die Familie noch eine Fixierung nachrüsten. Vergleichsweise umständlich ist allerdings das Fangen der Ferkel. Denn dafür hat die Abdeckung keine hilfreiche Funktion. Zum Impfen und Kastrieren nutzt Familie Aalderink deshalb Mörtelkübel.
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