Die Saatguterzeugung erfordert neben ackerbaulichem Können vor allem beim Drusch eine gute Planung und Organisation. Denn der Zeitaufwand für das zusätzliche Reinigen des Mähdreschers sowie der Transportfahrzeuge wird oft unterschätzt. Deshalb müssen entsprechende Kapazitätsreserven vorhanden sein. Abgesehen davon gibt es auch bei der Einstellung des Mähdreschers ein paar Kniffe, die Voraussetzung für eine Topsaatgutqualität sind.
Nicht zu trocken ernten
Saatgutpartien haben nicht nur Vorrang vor den anderen Ernteflächen, sie können auch ein klein wenig feuchter gedroschen werden. Das hilft, gute Qualitäten zu erzeugen. Eine Kornfeuchte von 16 % ist ideal. Das senkt den Bruchkornanteil und schützt den empfindlichen Keimling. Bei geringeren Kornfeuchten besteht die Gefahr, Körner im Dreschwerk zu beschädigen. Schon kaum sichtbare Haarrisse in der Samenschale führen zum Verlust der Keimfähigkeit.
Ein Strohpolster schützt
Bruchkorn ist ein K.-o.-Kriterium für die Saatgutproduktion. Deshalb über den Tag regelmäßig das Druschergebnis im Korntank kontrollieren und einen „scharfen“ Drusch vermeiden.
Fahren Sie zügig, um eine gute Füllung des Dreschwerks zu erzeugen. Ein ordentliches Strohpolster schützt die Körner vor direktem Kontakt mit Schlagleisten und Dreschkorb.
Tritt trotzdem Bruchkorn auf, lautet die Empfehlung, die Trommeldrehzahl schrittweise um 50 U/min zu senken. Der Dreschkorbabstand bleibt dabei zunächst unverändert. Das hat einen ganz einfachen Grund: Die Trommeldrehzahl hat einen dreifach höheren Einfluss auf den Bruchkornanteil, als der Korbspalt.
Bruchkorn entsteht auch, wenn die Überkehr zu voll ist und die Körner zurück auf die Trommel befördert werden. Öffnen Sie das Untersieb.
Da Saatgut im weiteren Verarbeitungsprozess ohnehin gereinigt wird und die stationären Reinigungsanlagen sehr gründlich arbeiten, verträgt Saatgetreide etwas mehr Verunreinigungen als Konsumgetreide.
Einstellung anpassen
Da sich die Druschbedingungen über den Tag ändern, sollte die Mähdreschereinstellung mehrmals kontrolliert und angepasst werden. Trocknet der Bestand zum Mittag hin ab, erlaubt das eine reduzierte Druschintensität oder eine höhere Arbeitsgeschwindigkeit. Die optimale Einstellung und Arbeitsgeschwindigkeit lässt sich beispielsweise mit einer Verlustprüfschale kontrollieren.
Grundsätzlich lässt sich Saatgetreide mit allen Mähdrescherbauarten ernten. Für Getreide und großkörnige Saat sind jedoch Axial-Mähdrescher erste Wahl. Sie entkörnen und entspelzen sehr schonend. Bei Hybrid-Mähdreschern kann man dagegen das Dreschwerk schonender einstellen als beim Schüttler, weil die nachfolgenden Rotoren mit ihren Radialkräften effektiver abscheiden.
Gewissenhaft Reinigen
Beim Wechsel von einer Vermehrungssorte in die Nächste muss die Erntetechnik gereinigt werden. Der Aufwand für das Zwischenreinigen wird oft unterschätzt. Planen Sie wenigsten eine halbe Stunde ein.
So gehen Sie vor:
- Ähren und Körner am Schneidwerk (Haspel, Trog unter der Einzugschnecke usw.) entfernen.
- In den Sieben festsitzende Ähren entfernen.
- Entgrannerleisten wegschwenken, die Siebe maximal öffnen und die Gebläsedrehzahl auf Maximum stellen.
- Dreschtrommel auf maximale Drehzahl stellen.
- Mähdrescher für ein bis zwei Minuten voll durchlaufen lassen.
- Danach Maschine abschalten und die Steinfangmulde reinigen.
- Die Klappen an Korn- und Ährenelevator öffnen.
- Im Korntank bleiben an den Profilen jede Menge Körner liegen, am besten mit Handfeger und Kehrschaufel entfernen.
Etwas weniger aufwendig ist das Reinigen der Anhänger. Aber auch hier hilft ein Handfeger oder Besen. Die Anhänger leicht ankippen und die Klappen öffnen. Ist ein Umladewagen im Einsatz, die Klappen bzw. Schieber unter der Schnecke öffnen. Die Profile und die aufgerollte Plane nicht vergessen – dort setzen sich Körner fest.
Der Sauberdrusch
Die gründliche Zwischenreinigung ist aber erst mir dem sogenannten Sauberdrusch erledigt. Denn trotz der beschriebenen Reinigung verbleiben Körner der Vorgängersorte im Inneren des Mähdreschers. Deshalb an beiden Vorgewenden jeweils einen halben Korntank ernten, um die Maschine in der neuen Sorte zu reinigen.
Ist ein Überladewagen dabei, muss dieser die gleiche Prozedur vollziehen, um die Schnecken mit zweimaligen Abbunkern von der Vorgängersorte zu säubern. Wichtig: Der Sauberdrusch ist kein Saatgetreide. Die Verwertung sollte geregelt sein.
Flächen stehen lassen
Ist ein Bestand ungleichmäßig und gibt es zum Beispiel grüne Inseln oder stark verunkrautete Stellen im Saatgetreideschlag, sollten sie zunächst stehen bleiben. Schon wenige 100 m² können zur Abstufung der gesamten Saatgutpartie führen. Besser ist es, diese Stellen mit dem Vorgewende bzw. am Ende zu ernten und sie zum Beispiel als Futtergetreide zu verwerten.
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