Nach den jüngsten Vorfällen im Wolfsgebiet Schermbeck am Niederrhein wird seitens des NRW-Umweltministeriums die Öffnung der Förderrichtlinien Wolf vorbereitet, um zukünftig auch für Kleinpferde wolfsabweisende Herdenschutzmaßnahmen/Zäunungen zu fördern. Bislang werden Herdenschutzmaßnahmen ausschließlich für Schaf-, Ziegen- und Gehegewildhalter gefördert und zu 100 Prozent finanziert, wenn die Tiere in ausgewiesenen Wolfsgebieten und angrenzenden Pufferzonen gehalten werden. „Die drei Ponyrisse am 11., 20. und 22. Oktober sowie ein weiteres verletztes Kleinpferd am 21. Oktober erfüllen uns mit großer Sorge“, teilte Christian Fronczak, Pressesprecher des Ministeriums, mit. Laut bundesweiter Schadensstatistik seien Pferde nur zu weniger als 1 Prozent der Fälle von Wolfsübergriffen betroffen.
Vorfälle häufen sich
Laut Fronczak habe es seit Einrichtung des Wolfsgebiets Schermbeck am 1. Oktober 2018 zunächst nur zwei Übergriffe auf Kleinpferde (Ponys) gegeben: im Oktober 2020 und Anfang dieses Jahres. Insofern habe bis dahin das Geschehen im Wolfsgebiet Schermbeck den bundesweiten Erfahrungen entsprochen. Die drei bzw. vier aktuellen Übergriffe seien binnen 14 Tagen in räumlich engem Zusammenhang erfolgt. Sollte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in allen Fällen Wölfe als Verursacher bestätigen – die Prüfung dauert zurzeit noch an – stelle dies eine Häufung dar. Grundsätzlich werde jeder Wolfsübergriff durch das LANUV dokumentiert und bewertet. Dies beinhalte immer auch die Frage, ob der empfohlene Herdenschutz mehrfach in räumlich und zeitlich engem Abstand überwunden wurde. Solche Wölfe könnten auch nach den Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes im begründeten Einzelfall entnommen werden. „Davon sind auch die Wölfe des ,Schermbecker Rudels‘ nicht ausgenommen und somit gilt das auch für GW954f (Anm. d. Red.: die als „Gloria“ bekannte Wölfin)“, so Fronczak. „Die Häufung der Pony-Risse binnen 14 Tagen gibt noch einmal Anlass, hier genau zu prüfen.“
Nachhaltig regulieren
Auch der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) hält dies für dringend erforderlich. Erst im Januar habe das Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium mitgeteilt, dass es im Wolfsgebiet Schermbeck seit 2018 zu 56 Vorfällen mit insgesamt 111 getöteten Weidetieren gekommen sei. Mit wenigen Ausnahmen konnten die Übergriffe der Wölfin zugeordnet werden. In mindestens vier Fällen ist dabei auch ein nach den Empfehlungen des Bundes ausreichender Herdenschutz überwunden worden. Zu befürchten sei daher aus Sicht des RLV, dass auch die angekündigte Ausweitung der Herdenschutz-Förderrichtlinie auf Pferdehalter „Gloria“ und ihr Rudel nicht stoppen wird. Umso mehr sollten Lösungsansätze anderer Mitgliedstaaten endlich auch in Deutschland in den Blick genommen werden. In Frankreich gebe es schon lange eine jährliche Entnahmequote, um den Bestand des gefährlichen Raubtieres zu begrenzen. Das wäre auch den leidgeprüften Tierhaltern hierzulande zu wünschen, sodass sie endlich wieder ohne Angst und Einschränkungen ihre Tiere auf der Weide halten können, meint der RLV.