Kreisverbandstag Soest

Voller Saal in Oestinghausen

Beim Soester WLV-Kreisverbandstag nutzten Landwirte die Chance, mit Ministerin Christina Schulze Föcking zu diskutieren / Afrikanische Schweinepest rückt bedrohlich näher / Landwirte engagieren sich im Vertragsnaturschutz

Hohe Erwartungen hatte wohl nicht nur Josef Lehmenkühler, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Soest, an Christina Schulze Föcking. Rund 550 Landwirte und Landwirtinnen kamen am Donnerstag der vergangenen Woche zum Kreisverbandstag des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) in die Gemeinschaftshalle nach Oestinghausen, um zu hören, welche neuen Perspektiven die Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz für die Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen (NRW) sieht.

Gülle birgt Diskussionsstoff

Schulze Föcking lobte zunächst das Engagement der Landwirte, die jeden Tag hochwertige Lebensmittel produzieren.

In Bezug auf die neue Düngeverordnung sei schon öfter der Vorwurf zu ihr durchgedrungen, sie würde die Länderöffnungsklausel nicht ausreichend nutzen. „Mein Anliegen – und Ihres sicher auch – ist, die Nitratwerte zu senken“, so Schulze Föcking. Dabei sei die Zusammenarbeit zwischen Politik und Praxis besonders wichtig. Sie könne nicht ausschließlich Änderungen durchsetzen, sondern müsse sich auch auf manche Dinge einlassen. Dabei versucht sie, gezielt Regelungen herauszusuchen, die Landwirte ohne hohen Aufwand umsetzen können und die einen hohen Nutzwert haben. Aus diesem Grund habe sie der Gülle-Einarbeitungszeit von einer Stunde zugestimmt. „Ich denke, das ist machbar“, so die Ministerin. Das sahen manche Landwirte im Publikum anders: Es sei einfach, die Forderung zu stellen, mit den Konsequenzen müssten aber die Landwirte leben, so die Stimmen von zwei Praktikern. Gemeint sind damit nicht nur die hohen Technikkosten, sondern auch die Tatsache, dass die Bevölkerung sensibilisiert wird. „Wir machen uns damit angreifbar. Die Leute stehen mit der Stoppuhr am Feldrand und passen auf“, befürchtet ein Schweinehalter.

Eine weitere Forderung aus der Zuhörerschaft war, die Sperrfristen aufzulockern: „Witterung kann man nicht anhand von Daten zusammenfassen“, beklagte ein Landwirt aus dem Kreisgebiet. Gerade bei den nassen Flächen und den vollen Güllelagern sei es ein Problem, das Substrat erst von einem bestimmten Stichtag an ausbringen zu dürfen.

Die Schweinepest droht

Die Afrikanische Schweinepest rückt bedrohlich näher. Darin waren sich Schulze Föcking und Dr. Wilfried Hopp vom Veterinäramt Soest einig. Wichtig sei es, Wildschweine von Schweineställen fernzuhalten. Die größte Herausforderung sei aber die Gewährleistung der Biosicherheit im freien Feld. Hopp lobte das Engagement der Jäger im Kreis, die bereits einen großen Beitrag zur Reduktion des Schwarz­wildbestandes leisten. Arbeit bestünde noch darin, Autobahnparkplätze der Autobahnen 2 und 44 sicher einzuzäunen. Eine weitere Präventionsmaßnahme, die im Kreis Soest umgesetzt wird, ist das Aufstellen von Behältern, in denen der Aufbruch von erlegten Wildschweinen entsorgt werden soll.

Themen, die bewegen

WLV-Vorsitzender Josef Lehmenkühler nutzte die Gelegenheit und nahm Stellung zu öffentlich diskutierten Themen:

  • Nächtliche Stalleinbrüche seien zum gängigen Mittel von Tierrechtlern geworden. Lehmenkühler ist überzeugt, dass die Kontrolle der Betriebe in die Hände der Verwaltung gehört. Unabhängig davon ob und von wem kontrolliert wird, forderte er dazu auf, noch sensibler im Umgang mit den Tieren zu werden.
  • Der Rückgang der Artenvielfalt, der Insekten- und Vogelwelt werde oft den Landwirten angelastet. Vergessen würden dabei zu oft die zahlreichen außerlandwirtschaftlichen Faktoren. Dazu zählen die großflächigen Versiegelungen für Wohn- und Industriegebiete sowie die nächtlichen Vollbeleuchtungen in Städten. „Trotzdem tragen wir Bauern die Verantwortung mit und steuern dagegen“, betonte Lehmenkühler. Zum Beispiel durch den gezielten und damit verringerten Einsatz von Insektiziden sowie dem Anlegen von Blühstreifen und Brachflächen.

Der Schutz der Flora und Fauna spielt im Kreis Soest eine große Rolle. „Der Vertragsnaturschutz ist dabei ein wichtiges Instrument“, so Ralf Hellermann, Dezernent des Kreises Soest. Mittlerweile würden sich 427 Landwirte aus dem Kreis an dem Programm beteiligen.