Nachruf

Springreiter-Legende Winkler ist gestorben

Im Alter von 91 Jahren ist der Reitsportler Hans-Günter Winkler in Warendorf gestorben. Winkler war fünf Mal Olympiasieger, zwei Mal Weltmeister, Bundestrainer und Olympia-Equipe-Chef. Zur Legende wurde Winkler auf "Halla" vor allem durch einen Ritt.

Der Reitsportler Hans-Günter Winkler ist im Alter von 91 Jahren in Warendorf gestorben. Das gab die Deutsche Reiterliche Vereinigung in Warendorf heute bekannt. Mit sieben olympischen Medaillen, davon fünf Mal Gold, zwei Weltmeistertiteln und 105 Nationenpreiseinsätzen zählt Winkler zu den erfolgreichsten deutschen Sportlern. Er war überdies Bundestrainer, Equipechef bei den Olympischen Spielen sowie Leiter des Springstalls des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) in Warendorf.

Zur Legende durch einen Ritt

Es war ein besonderer Ritt, der ihn, gemeinsam mit der Stute „Halla“, früh zur Legende werden ließ. Bei den Olympischen Spielen 1956 in Stockholm hatte Winkler im ersten Umlauf des Nationenpreises einen Muskelriss in der Leiste erlitten. Trotz starker Schmerzen trat er zum entscheidenden zweiten Umlauf an. Winkler krümmte sich vor Schmerzen, doch die Stute „Halla“ trug ihn fehlerlos über den Parcours – der einzige Nullfehlerritt des Tages brachte der Mannschaft Gold und Einzelgold für Winkler. Es waren die ersten Goldmedaille für deutsche Reiter seit 1936.

Winkler, am 24. Juli 1926 in Wuppertal-Barmen geboren, hatte prägende Jugendjahre in Frankfurt/M. erlebt, wo sein Vater 1938 die Leitung eines Reitstalls übernommen hatte. In den letzten Kriegsmonaten war Winkler noch Flakhelfer. Er absolvierte später eine Banklehre. 1950 holte ihn der damalige DOKR-Vorsitzende Gustav Rau in das Zentrum der westdeutschen Reitsports nach Warendorf. Dort traf Hans Günter Winkler auf das Reitpferd „Halla“ das seinerzeit als unreitbar galt, wie Winkler später oftmals erzählt hat: „Wir haben uns gesucht und gefunden. Wir waren zwei Straßenkinder und wären namenlos geblieben, wenn ich nicht ihre guten Seiten zum Klingen gebracht hätte.“

Auf "Halla" wurde Winkler Deutscher Meister, Derbysieger, Weltmeister und erneut Olympiasieger. Mit sieben weiteren Pferden sammelte Winkler Championatserfolge bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen.

Vielfältiges Engagement

In Aachen, wo er beim CHIO drei Mal den Großen Preis gewann, verabschiedete sich Winkler im Sommer 1986 mit einer Ehrenrunde nach mehr als drei Jahrzehnten aus dem aktiven Reitsport. Er wurde gemeinsam mit Herbert Meyer Bundestrainer und war bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 Equipechef, bei denen die Mannschaft Gold und Karsten Huck Bronze in der Einzelwertung holte. Seit 1988 leitete Winkler den DOKR-Springstall in Warendorf.

1991 gründete Winkler das Unternehmen „HGW-Marketing“. Er veranstaltete Turniere und war als Berater in der Wirtschaft tätig. Winkler wurde durch zahlreiche Auszeichnungen geehrt. Unter anderem erhielt er das große Bundesverdienstkreuz mit Stern sowie das FN-Ehrenzeichen in Gold. Außerdem gewann er zwei Mal die Wahl zum Sportler des Jahres.

Winkler war vier Mal verheiratet. 2011 starb seine aus den USA stammende Ehefrau Debbie, geb. Malloy, nach einem Reitunfall. Winkler hinterlässt zwei erwachsene Kinder.

Winkler sei „eine einzigartige Persönlichkeit im Springsport und weit darüber hinaus“ gewesen, würdigt die Deutsche Reiterliche Vereinigung in Warendorf den Ausnahmesportler in einem Nachruf. Sie nennt Winkler den "wohl engagiertesten, einflussreichsten und erfolgreichsten Pferdemann seiner Zeit".