Waldzustandsbericht NRW

Kein gutes Jahr für den Wald

In Düsseldorf wurde gestern der aktuelle Waldzustandsbericht für Nordrhein-Westfalen vorgestellt. Demnach haben die Wälder im Land stark unter den hohen Temperaturen und dem Wassermangel gelitten.

Baumkronen sind ein aussagekräftiger Weiser für den Gesundheitszustand des Waldes. 39 % der für den diesjährigen Waldzustandsbericht erfassten Bäume weisen eine deutliche und weitere 39 % eine schwache Kronenverlichtung, das heißt Blattverluste, auf. Das geht aus dem aktuellen Waldzustandsbericht NRW hervor, den die Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser gestern in Düsseldorf vorgestellt hat.

Der Wert der deutlichen Kronenverlichtung ist gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozentpunkte gestiegen. Nur 22 % der Waldbäume sind ohne Kronenverlichtung. Da die Geländeaufnahmen zum Kronenzustand aus methodischen Gründen bereits im August beendet werden mussten und zudem die Auswertungen zum vollen Ausmaß der Borkenkäferschäden noch andauern, dürften die tatsächlichen Waldschäden somit größer sein, teilte das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz mit. Insgesamt weisen 34 % der Nadel- und 44 % der Laubbäume deutliche Kronenverlichtungen auf.

Schlechte Benadelung bei Fichten

Die Fichten haben in diesem Jahr die schlechtesten Benadelungswerte seit Beginn der Zeitreihe. Wegen ihres meist flachen Wurzelsystems hat das Nadelgehölz früh und deutlich unter dem Wassermangel gelitten. Dramatisch ist der Borkenkäferbefall - Die Schädlinge konnten sich nahezu wiederstandlos ausbreiten, weil die Fichten durch die hohen Temperaturen und den Wassermangel stark geschwächt waren. Das ganze Ausmaß der Schäden wird erst zum Jahreswechsel einschätzbar sein. Bereits zu Jahresbeginn sind beispielsweise in Ostwestfalen ganze Bestände dem Sturm „Friederike“ zum Opfer gefallen. Insgesamt entstanden durch Friederike 2,5 Mio. fm Sturmholz.

Obwohl die Kiefer Wassermangel besser verträgt als die Fichte, weisen die Kiefernkronen hohe Verlichtungswerte auf. Grund dafür ist die überdurchschnittliche Zapfenbildung.

Die Lage beim Laubholz ist nicht besser

Auch dem Laubholz geht es schlecht. Besonders der Buche hat die Dürre zugesetzt. Zum Schutz haben Buchen schon frühzeitig ihre Blätter gerollt oder ganz abgeworfen.

Viele Eichen konnten mit ihren tief reichenden Wurzeln das Wasser in tiefer gelegenen Bodenschichten erreichen und so länger gegen die Trockenheit ankämpfen. Aber Raupenfraß und das ungewöhnlich hohe Aufkommen von Eicheln setzten die Eiche unter Druck. Darum ist sie erneut die Baumart mit den höchsten Verlichtungsprozenten in NRW: 50 % der Eichenkronen sind deutlich verlichtet - 17 Prozentpunkte mehr als 2017.

Hohe Temperaturen bereits in der ersten Aprilhälfte führten im zurückliegenden Frühjahr zu einem frühen Blattaustrieb, der bei der Eiche im Mittel 14 Tage und bei der Buche sogar 18 Tage früher als im Jahr 2017 begann. Die meisten Bäume haben geblüht, wobei die Blüte bei Eiche und Fichte am stärksten war.

2018 war ein Mastjahr

Für fast alle Baumarten war 2018 ein Mastjahr. Das geht besonders in Trockenjahren auf Kosten der Blattentwicklung. Mit der Fruchtbildung ist somit eine weitere Belastung der Bäume entstanden. Wie bei der Eiche, wurden auch die Buchenfrüchte trocknisbedingt teilweise vorzeitig und unreif von den Bäumen abgeworfen. Etliche Bucheckern waren obendrein taub.

Außerdem sind zahlreiche Eichen- und Buchenkulturen vertrocknet. Da die gesamte Energie- und Nährstoffversorgung nur noch eingeschränkt vonstattenging, lief das Wachstum der Bäume auf Sparflamme. Unter der zunehmenden Belastung gehen die nordrhein-westfälischen Forstexperten davon aus, dass es bei vielen Bäumen sogar frühzeitig ganz eingestellt worden ist. Die Zuwachsverluste sind später anhand schmaler Jahrringe erkennbar.

Ein Blick in die Wetterdaten

Die Monate April bis August 2018 stellten die wärmsten sowie sonnenscheinreichsten und zugleich mit die niederschlagsärmsten Monate seit Beginn der DWD-Aufzeichnungen im Jahr 1881 dar. Die mittlere Temperatur dieser Monate lag in NRW mit 17,4 °C um 3,6 °C über dem langjährigen Mittel (1961–1990) und übertraf die beiden bisherigen Rekordjahre 1947 und 2003 um mehr als 1 °C. Gleichzeitig wurde mit nur 214 l/m² die niedrigste Niederschlagssumme seit 1976 gemessen.