Jahrestagung der Biogas-Branche

Extrem viele Möglichkeiten

Die Biogas-Branche könnte viel mehr für den Klimaschutz tun – wäre es politisch gewollt. Unter dem Namen Biogas Convention & Trade Fair fand in Nürnberg die 27. Jahrestagung des Fachverbandes Biogas statt.

Vor fünf Jahren ist die Zahl der jährlich neugebauten Biogasanlagen erstmals eingebrochen. Auch in 2017 bewegte sich der Zubau auf sehr niedrigem Niveau. Dennoch traf sich die Branche in der vergangenen Woche in Nürnberg unter dem neuen Namen Biogas Convention & Trade Fair zu ihrer 27. Jahrestagung und sprach über ihre Stärken und die Aufgaben, die Biogas übernehmen könnte, wenn die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen es nur zuließen.

Mehr als Strom

Ohne Biogas, da ist sich der Fachverband sicher, ist ein Erreichen der Pariser Klimaschutzziele nicht möglich. Denn Biogas kann viele Aufgaben übernehmen: zum Beispiel als große Bio-Batterie dann Strom bereitstellen, wenn Wind und Sonne nicht ausreichen, über die Güllevergärung den Klimagasausstoß der Landwirtschaft senken und einen Beitrag zur Wärme- und Verkehrswende leisten.

Insgesamt produzieren die deutschen Biogasanlagen in 2017 voraussichtlich 32,95 TWh Strom. „Das ist in etwa genauso viel Strom wie alle deutschen Photovoltaik-Anlagen zusammen erzeugen“, sagte Dr. Claudius da Costa Gomez im Rahmen der Pressekonferenz des Fachverbandes Biogas. Ein paar Zahlen:

  • In Deutschland gibt es 9346 Biogasanlagen. 2017 entstanden nur 137 neue Anlagen. Der überwiegende Teil waren kleine Gülle-Anlagen. Zum Vergleich: Im Hochjahr 2011 gingen über 1500 neue Biogasanlagen ans Netz.
  • Die installierte elektrische Leistung stieg in diesem Jahr um 260 auf 4497 MW. Arbeitsrelevant sind davon jedoch nur 3765 MW. Die Differenz steht zum Ausgleich von kurzfristig steigendem Strombedarf zur Verfügung.
  • Die Branche stellt rund 46 .000 Arbeitsplätze und erzielt 2017 einen Umsatz von voraussichtlich rund 9,5 Mrd. €.
  • Die Nutzung von Biogasstrom und -wärme vermindert den CO2-Ausstoß jährlich um rund 19,9 Mio. t. Tendenz steigend. Das entspricht der jährlichen CO2-Erzeugung von knapp 1,6 Mio. Menschen.
  • Würde allein Rindergülle konsequent vergoren, würden weitere 9,4 Mio. t CO2äqu eingespart.

Heimischer Markt liegt am Boden

„In Deutschland liegt der Neubau am Boden“, sagte Hendrik Becker, Vizepräsident des Fachverbandes Biogas. „Nur über das Auslandsgeschäft können sich viele Firmen über Wasser halten.“ Nach wie vor sei Deutschland Weltmarktführer im Bereich Biogas. Allerdings bräuchten die Firmen einen heimischen Markt und Praktiker im Inland, wenn sie Neues entwickeln wollten. „Wir brauchen dringend ein politisches Signal, dass die Anlagen auch im Jahr 2030 noch erwünscht sind“, sagte er.

Aus diesem Grund fordert der Fachverband auch eine Anpassung der Ausschreibungsbedingungen, mit denen Betreiber bestehende Biogasanlagen die Förderdauer ihrer Anlage verlängern können. So sei zum Beispiel der Höchstpreis von 16,9 Ct/kWh zu niedrig.

Insgesamt erwartete der Fachverband zu seiner Jahrestagung rund 800 Teilenehmer. Die angeschlossenen Fachmesse hatte etwa 5000 Besucher.