Artenschutzkonferenz

Ende der Grabenkämpfe?

Auch auf der 6. Artenschutzkonferenz der Münsterländer Kreisverbände von Bündnis 90/Die Grünen prallten die Ansichten der Naturschützer und Bauern aufeinander: Wie können wir den Artenschwund in der Feldflur stoppen?

Den Bauern blies draußen und dann auch im vollbesetzten Saal der Stadtwerke Münster kalter Wind ins Gesicht. Auf großen Bildern prangerten die Naturschützer maschinell verstümmelte Hecken im Golddorf Legden-Asbeck sowie in Raesfeld-Erle an. Auf anderen Tafeln wurde das Verschwinden der Insekten mit dem steigenden Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft thematisiert: „Ziel der industriellen Landwirtschaft ist die Ertragssteigerung durch großflächige Monokulturen, Automatisierung, Einsatz von Kunstdünger und Einsatz von immer mehr Pestiziden. Vernichtungsmittel gegen Wildkräuter nennt man Herbizide ...“ hieß es da wörtlich.

Neuer Schulterschluss ...?

Doch schon bei der Begrüßung zur 6. Artenschutzkonferenz, zu der die Kreisverbände von Bündnis 90/Die Grünen aus Coesfeld, Steinfurt, Warendorf, Borken und Münster eingeladen hatten, verteilten Norwich Rüße, MdL, und sein Parteifreund Friedrich Ostendorff, MdB, Beruhigungspillen. Laut Ostendorff dürfen Naturschützer und Grüne nicht länger im eigenen Saft schmoren. „Gemeinsam mit den Landwirten müssen wir verhindern, dass immer mehr Insekten sterben.“

Als Landrat des Kreises Coesfeld wies Dr. Christian Schulze Pellengahr auf die Zwänge hin, wenn es um den Flächenverbrauch geht. Die elf Bürgermeister im Kreis wollten Bau- und Gewerbegebiete entwickeln. Dann müsse man Kompromisse finden. Das Thema Artenschutz gehe jeden an. „In der Landschaftsplanung“, so der Landrat, „haben wir gute Kompromisse mit unseren Bauern gefunden. Doch viel mehr könnten wir noch auf öffentlichen Flächen tun.“

„Der Moorfrosch stirbt uns vor der Haustür weg. Und wir wissen nicht warum.“ Mit diesen Worten umschrieb Jörg Nitsch, Chef einer Umweltbehörde in Hessen und stellvertretender Bundesvorsitzender des BUND, eines der vielen Probleme beim Artenschutz. Die staatliche Umweltverwaltung werde mit Vorschriften zugeschüttet, doch es fehlten Personal und ein ganzheitliches Denken zur Problemlösung. „Einwände des Naturschutzes bei Projekten werden nicht ab-, sondern weggewogen.“

Prof. Dr. Wolfgang Wägele von der Uni Bonn forderte vom Bund und den 16 Bundesländern, ein neues Forschungszentrum einzurichten, um die Ursachen des Artenrückganges zu erforschen. Viele Fragen seien unbeantwortet. Auf den hohen Flächenverbrauch angesprochen, meinte der Professor: „Freiwillig wird da nichts passieren. Oft sitzen doch die Landbesitzer in den Räten der Städte und Gemeinden.“

In der Podiums- und Saaldiskussion war einerseits zu erkennen, dass viele Naturschützer das Gespräch mit den Bauern vor Ort suchen, andere wiederum wollen die moderne Landwirtschaft mit „Massentierhaltung“ und „Pestizideinsatz“ lieber von heute auf morgen abschaffen.

Den ausführlichen Bericht lesen Sie im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Folge 12/2018, vom 22. März 2018.

Einige Stimmen von der Artenschutzkonferenz haben wir für Sie eingefangen.