Kommentar

Immerhin hat es geregnet ...

Schwere Zeiten für Rinderhalter: Der Außer-Haus-Verzehr von Fleisch ­findet derzeit nicht statt, der Markt für Rind- und Kalbfleisch ist zusammengebrochen. Auch der Milchmarkt ist unter Druck. Was können da die EU-Beihilfen zur Lagerhaltung bewirken?

Rinderhalter haben im Moment wenig zu lachen. Milchbauern, Bullenmäster und Mutterkuhhalter sind gleichermaßen betroffen. Den Kälbermästern geht es auch nicht besser. Die Folgen der Corona-Krise wirbeln immer noch alle Märkte durcheinander.

Weil Restaurants, Kneipen und Kantinen seit Wochen geschlossen sind, ist der Außer-Haus-Verzehr von Fleisch ­zusammengebrochen, vor allem bei Rind- und Kalbfleisch. Nicht nur die Edelteile sind davon betroffen, sondern auch die Verarbeitungsware, die sich vor allem in Hackfleisch und Burgern wiederfindet. Deshalb sind die Schlachtrinderpreise zum Teil dramatisch gefallen.

Hinzu kommt, dass jetzt auch noch Schlachtbetriebe mit Corona-Infektionen beim Personal zu tun haben. So ist in Schleswig-Holstein gerade eine Rinderschlachtanlage in „Ferien“ gegangen.

Die Milchviehhalter spüren die Marktverwerfungen unterschiedlich stark. Je nach Sortiment sind die Molkereien mehr oder weniger betroffen. Während die Kontraktabschlüsse für das Weiße Sortiment mit dem Lebensmitteleinzelhandel hoffentlich bei allen Unternehmen mit höheren Preisen über die Bühne gehen, ist der Export vor allem in Drittländer schwierig geworden. Hier geht es eher um haltbare Produkte wie Milchpulver. Die Butterpreise sind unter Druck. Der Kieler Rohstoffwert ist auf 27 Cent/kg gefallen.

Betriebe, die sich auf Gastronomie und Großabnehmer spezialisiert haben, sind ganz böse dran. Weil Kalbfleisch nicht läuft, ist die Nachfrage nach nüchternen Kälbern eingebrochen. Die Erzeugerpreise bilden sich nahe der 50-€-Linie.

Die Europäische Union hat mittlerweile Beihilfen für die private Lagerhaltung beschlossen, und zwar sowohl für Milchprodukte (Butter, Käse und Magermilchpulver) als auch für Rindfleisch, nicht aber für Kalbfleisch. Es bleibt abzuwarten, welche Effekte die Einlagerung auf den Markt haben wird. Längst nicht alle Fachleute sind überzeugt davon, dass damit über einen kleinen Impuls hinaus längerfristig positive Wirkungen zu erzielen sind. Letztlich ist die Lagerdauer doch begrenzt, und was eingelagert ist, muss auch wieder ausgelagert werden.

Und natürlich hat auch die Diskussion um freiwillige oder verpflichtende Mengenbegrenzungen bei der Milch wieder Fahrt aufgenommen. Alles wurde schon mehrfach und ohne Ergebnis durchgekaut. Machbarkeit und Resultat solcher Aktionen sind unter Fachleuten durchaus strittig.

Der einzige Trost ist, dass der jüngst gefallene Regen gerade noch rechtzeitig für Gras und Mais gekommen ist. Zumindest droht nicht jetzt schon wieder ein dürrebedingter Futterausfall. Mit der Zeit haben viele Bauern Bescheidenheit gelernt.

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