Märkte 2023

Mehr "Billig-Bio"

Der Ökomarkt hat sich teils stark verschoben. Die Aussichten sind aber besser als die Stimmung.

Die Nachfrage nach Ökolebensmitteln ist auch in Krisenzeiten grundsätzlich beständig und wächst. Zu Beginn des Jahres 2022 betrugen die Gesamtumsätze mit Ökolebensmitteln in Deutschland knapp 16 Mrd. €. Sie legten damit erneut zu – und zwar um 5,8 % gegenüber dem Vorjahr. Auch steigt der Anteil der Öko­lebensmittel am gesamten Lebensmittelmarkt weiter kontinuierlich. Er beträgt über alle Warengruppen hinweg nun fast 7 %.

Die Gesellschaft für Konsumforschung, die das Kaufverhalten im Lebensmitteleinzelhandels (LEH) misst, meldet, dass die Ökolebensmittel zu den wenigen Sektoren des Konsumgüterbereichs zählen, die zurzeit noch moderat zulegen. Gleichzeitig fallen die Entwicklungen aber deutlich auseinander, wenn man die unterschiedlichen Vermarktungskanäle betrachtet.

Discounter und Handel

Von den Steigerungen profitieren hauptsächlich die Discounter und Vollsortimenter des LEH. In diesem Bereich legen vor allem die Bio-Handelsmarken zu. Diese zeichnen sich durch die besonders niedrigen Verkaufspreise aus – also „Billig-Bio“, wenn man so will. Es liegt auf der Hand, dass die Einkäufer für ihre Tiefpreisziele nicht gerade zimperlich mit den Erzeugern oder Zwischenhändlern von Biowaren umgehen, wenn es um die Verhandlung der Abgabepreise geht. Die besondere Tragweite ­dieser Einwicklung wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass der Löwenanteil der 16 Mrd. €, derzeit rund 62 %, auf diese Vertriebswege entfällt.

Der Naturkostfachhandel hingegen hatte 2022 mit Umsatzrückgängen zu kämpfen, zum Teil auch im zweistelligen Prozentbereich. Die notwendigen Preisanpassungen, hauptsächlich aufgrund gestiegener Personal- und Energiekosten, ließen sich nur schwer bei der Kundschaft durchsetzen. Die Kaufzurückhaltung in den hochpreisigen Segmenten und die Abwanderung zu Billig-Bio erschweren derzeit die Geschäftsentwicklung. Vergleichbares ist...