Kommentar

Der Weg zum richtigen Job

Auszubildende und Fachkräfte fehlen überall, besonders im Handwerk. Die Gründe sind bekannt: demografischer Wandel und das vermeintlich schlechte Image handwerklicher Berufe. Was ist zu tun?

Auch wenn die deutsche Wirtschaft gerade beginnt, etwas zu schwächeln: Auszubildende und Fachkräfte sind weiterhin "Mangelware". Besonders das Handwerk sucht händeringend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ende Juni dieses Jahres waren im deutschen Handwerk noch rund 36. 000 Ausbildungsplätze offen. 2022 waren fast 240 .000 freie Stellen nicht besetzt, berichten der Zentralverband des Deutschen Handwerks und das Institut der deutschen Wirtschaft. Die Gründe sind bekannt: demografischer Wandel und das vermeintlich schlechte Image handwerklicher Berufe.

Der Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland zeigt eine ausgeprägte Delle bei den unter Zwanzigjährigen und einen "Bauch" in der statistischen Gruppe der 55- bis 60-Jährigen. Ein echtes Dilemma, denn zum einen gibt es zu wenige junge Menschen, die in eine Ausbildung gehen könnten, zum anderen fehlt demnächst die Generation der sogenannten "Babyboomer", weil sie in Rente geht. In den kommenden 15 Jahren fallen dadurch rund 30 % der Erwerbstätigen weg!

Es ist aber nicht nur die Verteilung der Generationen, die zur schwierigen Situation auf dem Ausbildungsmarkt führt. Ein weiterer Faktor ist die offenbar geringe Wertschätzung für eine Ausbildung, und zwar bei Schülern und Eltern gleichermaßen. Das belegen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Danach gab es 2021 in Deutschland doppelt so viele Studentinnen und Studenten (2,9 Mio.) wie Auszubildende (1,3 Mio.). Es wird also darum gehen, mehr junge Menschen für eine Lehre zu begeistern und die bereits Ausgebildeten im Job zu halten oder ihnen neue Perspektiven zu eröffnen.

Mit beidem befasst sich der Sonderteil „Ausbildung und neue Chancen im Job“ im aktuellen Wochenblatt (F. 37/2023). Darin beschreiben wir, wie sich Lehrbetriebe auf die veränderte Lage am Ausbildungsmarkt einstellen und dass es für Arbeitnehmer längst kein Tabu mehr ist, den Arbeitgeber oder die gelernte Branche zu verlassen, um weiter Spaß an der Arbeit zu haben. Denn auch hier hat der Mitarbeitermangel zu einem Umdenken bei den Beschäftigten geführt. Derzeit sucht jeder Vierte aktiv oder gelegentlich nach einer neuen Stelle.

Manchmal sind damit sogar harte Brüche wie das Kündigen des gelernten Berufes und der Start in eine ganz neue Ausbildung verbunden. Weil es ein gesamtgesellschaftliches Anliegen ist, Arbeitnehmer möglichst lange im Erwerbsleben zu halten, hat auch der Gesetzgeber reagiert und bietet für Ausbildung, Weiterbildung und Umschulung eine ganze Reihe Fördermöglichkeiten an. Viele davon sind leider weder Arbeitnehmern noch Arbeitgebern bekannt. Deshalb unser Tipp: Die Agentur für Arbeit ist in den meisten Fällen kompetenter Ansprechpartner und kann mit wichtigen Informationen helfen.