Unser wichtigster Käse ist ein Zufallsprodukt“, sagt Franz-Josef Oskamp mit einem Grinsen und ergänzt nicht ohne Stolz: „Der Salzlakenkäse ist einmalig.“ Eigentlich sollte er ein Hirtenkäse werden, aber zig Versuche, einen Käse nach Feta-Art herzustellen, gingen daneben. Doch irgendwann kam eine Käsemasse heraus, „mit der sich etwas anfangen ließ“. Gereift in Salzlake und eingelegt in Öl, wahlweise in den Geschmacksrichtungen natur, mit Kräutern, Chili oder Röstzwiebeln, ist der Käse ein echter Renner. Der andere Verkaufsschlager vom Milchhof Oskamp ist das Hofeis. Acht Sommersorten, von den Klassikern Schoko und Vanille bis hin zu Rahmkaramell oder Haselnuss, umfasst das Sortiment. Wie es sich für einen Milchviehbetrieb gehört, sind auch das Kirsch- und Erdbeereis reines Milcheis. Ab Oktober sorgen zusätzlich Schoko-Lebkuchen, Zimtpflaume mit Rotwein oder Spekulatius für ein winterliches Geschmackserlebnis.
Zweites Standbein gesucht
Gabriele und Franz-Josef Oskamp bewirtschaften in Laer im Kreis Steinfurt einen 54-ha-Milchviehbetrieb mit 180 Kühen. Im Februar 2013 ließen Oskamps das erste Mal die hofeigene Milch über eine mobile Käserei verkäsen. Der Grund dafür: „Wir wollten einfach nicht mehr wachsen, sondern die Wertschöpfung erhöhen“, erklärt der 56-Jährige. Gleichzeitig besuchte das Ehepaar Kurse zur Milchverarbeitung und Eisherstellung und baute ein vorhandenes Gebäude auf dem Hof zur Molkerei mit angrenzendem Hofladen und Sommercafé um. Inhaber des landwirtschaftlichen Betriebes ist Gabriele Oskamp. Die gewerbliche Molkerei mit Hofladen, Sommercafé und Verkauf an Wiederverkäufer wird in der Rechtsform einer KG mit Franz-Josef Oskamp als Komplementär und Schwiegertochter Silke Oskamp als Kommanditistin geführt. Die KG ist Pächter der Gebäude und kauft die Milch zum Preis von 0,40 €/kg vom landwirtschaftlichen Betrieb zu. Rund 10 % der hofeigenen Milch wird darüber verarbeitet und vermarktet.
Für die passende Milchqualität sorgt die bunte Herde aus Schwarz- und Rotbunten, Jerseys, Fleckvieh- und Braunviehkühen. Im Schnitt enthält die Milch zwischen 4 und 4,2 % Fett und 3,4 bis 3,6 % Eiweiß. Eis und Salzlakenkäse produzieren Oskamps in der hofeigenen Molkerei. Auch der mobile Käser kommt immer noch jede Woche zum Hof und verkäst zwischen 1800 und 1900 l Milch zu acht verschiedenen Sorten Rohmilchkäse. Er kümmert sich zudem um die Käsepflege und hält die nötigen Reiferäume vor – Ressourcen, die auf dem Hof Oskamp fehlen.
Der Rohmilchkäse verkauft sich nach wie vor gut, Joghurt und Quark sind hingegen aus dem Programm geflogen. „Der Preisdruck war zu hoch und der Absatz zu gering“, fasst es Franz-Josef Oskamp nüchtern zusammen. Wie verrückt laufen hingegen der Salzlakenkäse und das Eis. „Im Moment produzieren wir sieben Tage die Woche“, sagt Gabriele Oskamp. Im Winter wird es ruhiger, denn trotz der Wintersorten ist die kühle Köstlichkeit in der kalten Jahreszeit natürlich weniger gefragt.
Oskamps Hofeis gibt es im 150-ml-Portionsbecher und in der 500- und 1000-ml-Familienpackung. Für Großabnehmer stehen 5-l-Packungen bereit.
Bevorzugt an Hofläden
Ihre selbst erzeugten Produkte vermarkten Oskamps in eigener Regie. Die Direktvermarktung entwickelt sich dabei stetig weiter. Erste Gehversuche gingen über den Haustürverkauf. Das ließ sich mit dem Alltag auf dem Hof jedoch nicht vereinbaren und so platzierten Oskamps eine Holzhütte als Verkaufsstelle an der Hofeinfahrt. Das war auch noch nicht der Weisheit letzter Schluss. „Im Winter kalt, im Sommer heiß“, so Gabriele Oskamp. Vor vier Jahren bauten die Betriebsleiter dann ein an die Molkerei angrenzendes vorhandenes Gebäude zum Hofladen um und legten eine Terrasse für ein Sommereiscafé an. Ein Oskamp ist immer in Laden oder Molkerei und kann die Kunden bedienen. Von Ende April bis Ende September können sich die Gäste auf der Terrasse Spaghettieis mit hausgemachter Erdbeersoße, einen Nussbecher oder einfach ein paar Kugeln Eis servieren und dabei den Blick über die Wiesen schweifen lassen.
Tatsächlich tragen Hofladen und Eiscafé aber nur zu einem kleinen Teil zum Direktverkauf bei. „Das ist mehr eine Präsentation unseres Angebots“, sagt Franz-Josef Oskamp. Der wichtigste Absatzweg ist die Vermarktung über Wiederverkäufer, und zwar über Hof- und Dorfläden. Ein Mitarbeiter kümmert sich in Vollzeit um Kundenakquise und Belieferung. Ihren Wiederverkäufern geben die Direktvermarkter zwar Preisempfehlungen für die Produkte an die Hand, doch in der Preisgestaltung sind die Wiederverkäufer frei. Oskamps Milchprodukte sind auch in Rewe- oder Edeka-Märkte zu finden. Diesen Absatzweg wollen die Laerer herunterfahren. „Die Audits, um überhaupt an den Handel liefern zu dürfen, kosten pro Jahr 2500 €, ohne dass sich das in den Preisen niederschlägt“, so Franz-Josef Oskamp. Die Marktentwicklung spricht für seine Strategie: Seit Corona ist die Nachfrage der Wiederverkäufer gestiegen. Derzeit beliefern sie rund 120 Verkaufsstellen. Auch der Hofladen läuft viel besser. Rund ein Fünftel mehr Kunden kommen seit Beginn der Pandemie ins Geschäft. Dazu beigetragen hat sicherlich, dass Oskamps quasi mit Beginn des Lockdowns Rind- und Wildfleisch aus eigener Aufzucht bzw. eigener Jagd im Sortiment führen. Die Sortimentserweiterung stand ohnehin auf dem Plan, schließlich hält die Familie dafür extra Rinder der Fleischrasse Weiß-Blaue Belgier. Das Schweinefleisch von Schweinen aus Strohhaltung vom Hof Schulze Vowinkel aus Laer ist dazu die perfekte Ergänzung.
Mut belohnt
Der älteste Sohn Stefan Oskamp ist bereits in den Betrieb eingestiegen. Der 29-Jährige kümmert sich vor allem um die Landwirtschaft, steht dabei voll hinter dem Konzept der Direktvermarktung. Die ist beileibe kein Selbstläufer. Oskamps haben viel investiert, rund eine halbe Million €. Als Milch verarbeitender Betrieb haben sie eine EU-Zulassung, die mit hohen Auflagen und viel Bürokratie verbunden ist. „Gerade zu Anfang hatten wir harte Jahre und es war nicht immer sicher, ob es gutgeht“, blickt das Ehepaar Oskamp zurück. Doch der Einsatz hat sich gelohnt. Ihre hofeigenen Produkte sind gefragt.
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