Ende November 2021 bewegten sich die Preise für Düngemittel weiter auf sehr hohem Niveau, teilweise wurden die Forderungen für Düngemittel sogar noch leicht angehoben. Kalkammonsalpeter kostete im Durchschnitt 580 €/t ab Lager. Harnstoff mit Ureaseinhibitor hatte die Marke von 900 €/t ab Lager fast erreicht. Nur zum Vergleich: Noch Anfang Juli 2021 lagen die Preise für Kalkammonsalpeter bei 275 €/t. Harnstoff konnte man noch Anfang Oktober zu Preisen von rund 670 €/t bekommen.
Indien kaufte Ende November größere Mengen an Harnstoff und trug somit zu einer weiteren Stützung des Harnstoffs bei. Die Preise für AHL lagen zuletzt in einer Größenordnung von rund 595 €/t ab Lager. DAP wurde Ende November in der Regel zu Preisen von 773 €/t frei Hof offeriert. Auch für 40er-Kali musste der Landwirt sehr viel Geld anlegen, Ende November näherten sich die Preise der Marke von 370 €/t frei Hof.
Preisexplosion durch Gas
Ein wichtiger Grund für die stark gestiegenen Preise für Düngemittel sind die nahezu explodierten Preise für Energie. So kosteten beispielsweise 26,4 m3 Erdgas (Einheit: mmBTu oder Million British Thermal Units) im Oktober 2020 noch 2 US-$, inzwischen wurde die Preisschwelle von 25 US-$ deutlich überschritten. Besonders China hat großen Bedarf an Gas und ist bereit, zu fast jedem Preis den Energieträger Erdgas zuzukaufen.
Düngemittelproduktion gedrosselt
Die Europäische Union hat es nach dem Winter 2020/21 unterlassen, entsprechende Vorräte an Gas anzulegen. Da die Düngemittelhersteller bei der Erzeugung von Ammoniak bzw. Stickstoff auf Gas angewiesen sind, können sie ihre Produktion bei diesen hohen Preisen nicht mehr aufrechterhalten. So hat beispielsweise der norwegische Düngemittelhersteller Yara seine Ammoniak-Produktion in Europa um rund 40 % gedrosselt. Auch der Düngerhersteller SKW Piesteritz ist nicht mehr bereit, die Düngemittel-Produktion in gewohntem Maß fortzuführen.
Produktion mit Verlust
Aufgrund der Verteuerung des Rohstoffes Gas steigen die Produktionskosten von Ammoniak und Harnstoff. Das hat zwangsläufig eine Preissteigerung für Düngemittel zur Folge. Düngemittel können aktuell oft nur mit Verlust produziert werden. Aufgrund der in der Branche bereits gedrosselten Produktion werden sich wahrscheinlich die Düngemittel für die Düngesaison in diesem Jahr verknappen.
Düngerwerke stehen still
Die Düngerhersteller gehen davon aus, dass die internationale Nachfrage nach Gas hoch bleiben wird. Sollte im Zeitraum Ende 2021 bis Anfang 2022 der Winter hart ausfallen, könnten die Preise für Gas nochmals deutlich anziehen. Hinzu kommt, dass derzeit viele große Werke in Europa wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb sind. Ein Werk in Litauen, ein Werk in Großbritannien, ein Werk in Spanien sind abgeschaltet und weitere neun Werke laufen im reduzierten Betrieb auf nur noch 80 bis 90 % ihrer Kapazität. Auch Werke in Saudi-Arabien haben ihre Produktion reduziert. Die Versorgung mit Gas wird mittelfristig ein Problem bleiben.
Preiswende im Frühjahr?
Solange die Preise für Gas und Getreide bzw. Ölsaaten hoch bleiben, wird sich an der Entwicklung der Düngemittelpreise nur wenig ändern. Düngemittelhersteller und Handel gehen davon aus, dass erst mit Beginn des Frühjahrs eine Preiswende eintreten könnte.
Die Landwirte müssen daher für die Rapsdüngung und die Startgabe beim Getreide mit weiterhin hohen Preisen rechnen – es sei denn, sie haben schon entsprechende Düngemittel eingelagert.
Viele Landwirte werden versuchen, mineralische Düngemittel durch organischen Dünger – soweit möglich – zu ersetzen. Ende November zeichnete sich ab, dass erst ab April 2022 mit niedrigeren Preisen für Düngemittel zu rechnen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass seit Mitte November 2021 die logistischen Probleme zugenommen haben. Das heißt, es fehlen entsprechende Lkw-Kapazitäten bzw. die Möglichkeit, Ware auf dem Schifffahrtsweg zu transportieren.
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