Landwirte können trotz extrem gestiegener Düngemittelpreise nicht mit finanzieller Unterstützung aus dem EU-Agrarhaushalt rechnen. Nur die polnische Regierung stellt Hilfen für Düngemittelkäufe zur Verfügung. Die Benelux-Staaten, Deutschland, Dänemark und Schweden wollen durch geeignete Maßnahmen mittel- bis langfristig die Verwendung von Wirtschaftsdüngern verbessern.
Aktuell scheint die Versorgung der landwirtschaftlichen Betriebe mit Düngemitteln gesichert zu sein. Das Bundeslandwirtschaftsministerium stützt sich auf regelmäßige Abfragen bei der Düngemittelindustrie, beim Handel und den Interessenvertretungen der Landwirtschaft. Demnach sind auch 2023 keine Engpässe von Düngemitteln zu erwarten – mit Verweis auf Importdünger und vor dem Hintergrund der durch die Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen bei der Versorgung der heimischen Düngemittelindustrie mit Erdgas.
Hinzu kommt: Seit Dezember 2022 ist in Nordrhein-Westfalen die durch Nitrat belastete ausgezeichnete Anbaufläche von 165 000 auf 507 000 ha gestiegen. Das ist rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Flächen in NRW. Hier müssen viele Betriebsleiter den Düngemitteleinsatz einschränken. Andere Bundesländer sind ebenfalls betroffen.
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Zum Jahresende 2022 lagen die Preise für Kalkammonsalpeter in Nordrhein-Westfalen überwiegend zwischen 690 und 769 €/t, für geschützten Harnstoff zwischen 860 und 1050 €/t, für AHL (28 % N) zwischen 689 und 770 €/t, für DAP zwischen 930 und 993 €/t und für 40er-Kornkali zwischen 595 und 650 €/t. KAS-Importe können teilweise auch für rund 600 €/t frei Hof geordert werden.
Der rückläufige Gaspreis wirkt sich nun auch auf das Preisniveau für Düngemittel aus. Viele Landwirte hatten schon im September bzw. Oktober Teilmengen für das neue Düngejahr 2023 gekauft. Ein weiterer Zukauf bietet sich nun aufgrund der geringeren Forderungen für Düngemittel an.
Stickstoffdünger importiert Deutschland zunehmend aus Drittländern (zum Beispiel aus Staaten von Nordafrika). Düngemittel kann man auch in den nächsten Monaten kaufen, wenngleich die gewünschten Mengen, Qualitäten, der Lieferzeitpunkt und der Preis nicht immer den Vorstellungen der Betriebsleiter entsprechen. Daher rückt das Thema Logistik in den Vordergrund. Hierbei haben Hafenstandorte (zum Beispiel Antwerpen, Emden, Hamburg oder Rostock) Vorteile. Der Transport über weite Strecken erhöht die Kosten für die Düngemittel deutlich.
Lage bei Phosphatdünger
Der Absatz von NP-Düngern bzw. DAP ist in den vergangenen Wochen stark eingebrochen. Hierbei ist entscheidend, ob Brasilien und Indien Phosphordünger kaufen bzw. für die nächsten Monate bestellen. Ende Oktober 2022 lagen die Preise für DAP ab nordafrikanischem Hafen bei rund 800 US-Dollar/t.
Insgesamt ist die Verfügbarkeit von Stickstoff-, Phosphat- und Kalidüngern in den nächsten Wochen gesichert, das Preisniveau für Düngemittel wird aber kurz- bis mittelfristig hoch bleiben.
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