„Für uns ist das ein nicht nachvollziehbarer Vorgang“, machte Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), dem Unmut des Berufsstandes direkt nach Bekanntwerden der neuen roten Gebiete Luft. „Das Verfahren ist nicht verursachergerecht und berücksichtigt in keiner Weise die Bestrebungen vieler Betriebe, die seit Langem schon eine besonders gewässerschonende Wirtschaftsweise sicherstellen. Die Karte der roten Gebiete verfehlt damit ihren eigentlichen Zweck, Verantwortliche für zu hohe Nitratbelastungen im Boden zu benennen“, so Beringmeier weiter.
Messstellen in der Kritik
Die Kritik richtet sich gegen den Fokus auf Messstellen, weil deren Anzahl aus Sicht des WLV keine einzelbetriebliche Differenzierung hinsichtlich der Nitratsituation im Grundwasser leisten kann. Das Land NRW habe ein wissenschaftlich fundiertes Modell entwickelt, das den aktuell erforderlichen Minderungsbedarf an Stickstoffeinträgen aus der Landwirtschaft detailliert aufzeige. Für die Beibehaltung dieses Verfahrens hatte sich die NRW-Landesregierung nach Einschätzung des WLV auch stark eingesetzt. „Die Verantwortlichen in Brüssel fordern von uns Bauernfamilien stets Offenheit gegenüber Innovationen und digitalen Lösungen. Das verlangen wir dann aber auch von der Europäischen Kommission“, sagt Beringmeier.
Für einzelbetriebliche Differenzierung
Etwa 7.000 landwirtschaftliche Betriebe in Westfalen-Lippe sind seiner Einschätzung nach von den neuen Messergebnissen akut betroffen und müssen schärfere Düngeregen einhalten. Dies könne zu erheblichen Ertrags- und Qualitätseinbußen führen. Der WLV fordert die Entscheidungsträger in Brüssel und Berlin auf, umgehend eine einzelbetriebliche Differenzierung in den roten Gebieten vorzunehmen. Nur so böten sich betroffenen Betriebe Perspektiven und Anreize für Verbesserungen.
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