Ein Blick zurück – und in die Zukunft?

Nasse Sommer und schlechte Ernten zwischen Rhein und Weser

Sommerlicher Dauerregen, Getreide, das auf dem Halm auswächst und Mähdrescher, die im Boden versinken: Wann hat es das zuletzt gegeben? Und ist die Ernte 2023 Vorzeichen des Klimawandels?

Sommerlicher Dauerregen, Getreide, das auf dem Halm auswächst und Mähdrescher, die selbst bei Sonne kaum dem reifen Korn beikommen, sondern im Boden versinken: Wann hat es das zuletzt gegeben? Das fragen sich derzeit viele auf dem Land und kramen in Erinnerungen oder alten Aufzeichnungen.

Weit zurück muss in der Chronik des Wetters aber nicht geblättert werden. Denn der letzte, mächtig verregnete Sommer setzte der hiesigen Landwirtschaft 2007 zu, vor 16 Jahren also. Im Frühjahr jenes Jahres war es lange trocken, ehe es in der zweiten Mai-Woche zu regnen begann. Über Wochen hörte der Regen nicht auf. Erst Anfang August klarte der Himmel über Westfalen allmählich auf. Allein in diesen drei Monaten fielen bis zu 500 mm Niederschlag – diese Menge wurde seinerzeit etwa am Haarstrang gemessen.

„Niagara“ an der Möhne

Die nahe Möhnetalsperre drohte angesichts der Wassermengen überzulaufen. Das hatte es zuletzt 1984 gegeben, also 23 Jahre zuvor. Der Ruhrtalverband, Betreiber der 130 Mio. m3 fassenden Talsperre, sah sich gezwungen, kontrolliert Wasser abzulassen. Die sonst so beschauliche Staumauer wandelte sich im August 2007 zu „Westfälischen Niagarafällen“, wie es in den Zeitungen hieß. Tausende Schaulustige kamen täglich, um sich das Spektakel anzusehen.

Und die Getreideernte? Mitte August meldete das Wochenblatt, dass die Landwirte und Lohnunternehmer das schöne Wetter des ersten Augustwochenendes zum Dreschen genutzt hätten. Im Sauerland und in den höheren Lagen Ostwestfalens aber standen noch „schätzungsweise 15 bis 20 % des Getreides auf dem Halm“.

Der Schaden betraf den Nordwesten und Norden Deutschlands, nicht hingegen den Süden. Die bundesweiten Erntemengen bei Getreide lagen deshalb „nur“ 6 % unter dem des Vorjahres, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium später bekannt gab.

Der Durchschnitt täuschte auch beim Blick auf die Getreidearten. Bei Winterweizen lag die Gesamtmenge nur knapp 6 % unter der des Vorjahres, bei Gerste hingegen betrug das Minus 12,4 %, bei Sommerweizen sogar 36,1 %. Mais hingegen hatte vom Dauerregen profitiert: Bei Körnermais und Corn-Cob-Mix lag die Erntemenge um ein...