Einblick: Ausverkauf von Ackerland?

Bodenmarkt: Über "Heuschrecken" und "agrarfremde Investoren"

Ackerland ist so teuer wie nie. Woran liegt das? Sind agrarfremde Investoren die Treiber? Tauchen sie tatsächlich, wie manche Landwirte sagen, „immer mehr“ auf, um Ackerland zu erwerben?

Wenn beim Amtsgericht in Wennigsen am Deister in Niedersachsen über den Kauf eines Ackers entschieden wird, interessiert das hierzulande so gut wie niemanden. So war es auch im April vergangenen Jahres, als es vor eben jenem Amtsgericht um den Verkauf von 3 ha Ackerland in Barsinghausen ging und das Gericht dem Eigentümerwechsel nicht zustimmte.

Dieser Einspruch wurde erst Monate später ­bekannt und zog in Niedersachsen größere Kreise. Denn durch Recherchen des regionalen Politikjournals „Rundblick“ wurde bekannt, wer denn da Ackerland kaufen wollte und am Ende nicht das Placet des Wennigser Amtsgerichtes erhielt: die „SAG Agrargesellschaft mbH & Co KG“.

Dieses Unternehmen ist im Handelsregister als „gemischte Landwirtschaft“ einsortiert. Unternehmenszweck, so heißt es da, sei die „Führung eines landwirtschaftlichen Betriebes sowie der Erwerb und die Verwaltung von landwirtschaftlichem Grundbesitz sowie die Beteiligung an Unternehmen mit gleichem oder ähnlichem Unternehmensgegenstand“.

Eine verschachtelte Konstruktion

Schaut man näher hin, fühlt man sich eher an die ineinander geschachtelten russischen Holzpuppen erinnert. Denn die SAG Agrargesellschaft ist Tochterunternehmen einer „SGVG-Grundstücksverwaltungsgesellschaft“, die ihrerseits der Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine gehört. Und das ist nicht irgendeine Provinzbank, sondern immerhin die drittgrößte Sparkasse in Niedersachsen, wie der Kollege vom „Rundblick“ hervorhebt. Und als könnte er es selbst nicht so recht glauben, fragt er rhetorisch: „Da schickt sich also eine Sparkasse an, über ein Tochterunternehmen die Landwirtschaft zu betreiben?“

Solche Vorgänge beschäftigen keineswegs nur kleinstädtische Amtsgerichte und recherchierende Regionaljournalisten, sondern auch ­Agrar- und Umweltverbände sowie Bürger­initiativen, ferner Bund, Länder und Kommunen – und natürlich die Landwirte. Denn sie befürchten, „nicht mehr mithalten zu können, seit die Preise für landwirtschaftliche Nutz­flächen durch die Decke schießen:

  • 2005 lag der Kaufpreis für ein landwirtschaftliches Grundstück im Bundesdurchschnitt bei 8.692 €/ha.
  • 2022, dem Jahr mit den jüngsten statistischen Daten zum Thema, lag er bei 31.911 €/ha – das ist der bislang letzte, von der Statistik ermittelte Wert. Er dürfte inzwischen deutlich höher liegen.Der Anstieg hat sich dramatisch beschleunigt: Allein im Vergleich zum Vorjahr stieg 2022 bundesweit der Ackerlandpreis um 8  %.

Und das, wie gesagt, ist „nur“ der Bundesdurchschnitt. Im Nordwesten schoss der Preis für Ackerland deutlich stärker durch die Decke: In Niedersachsen allein 2022 um 13,5 %, in NRW sogar um 13,7 %. Zweistellige Steigerungsraten gab es noch in Rheinland-Pfalz (+14  %) und Sachsen (+11  %).

In absoluten Zahlen ist NRW sogar an Bayern, dem langjährigen Spitzenreiter bei den Ackerlandpreisen, vorbeigezogen. Wechselte dort 1 ha...