Wie massiv ist der Mangel an Fachkräften beim BHD? Für welche Bereiche suchen Sie besonders?
Uennigmann:Die Einsatzlage ist nicht immer planbar und nicht gleichförmig, der Bedarf an Arbeitskräften schwankt somit etwas. Allgemein lässt sich aber sagen, dass wir in allen Sparten Kollegen suchen, sei es in der Betriebs- und Haushaltshilfe, in der Pflege oder für eine Tätigkeit in der Geschäftsstelle – Vollzeit oder auch Teilzeit.
Welche Qualifikation müssen die Einsteigerinnen und Einsteiger mitbringen?
Uennigmann: In der Betriebshilfe sollte eine Ausbildung, Fachschule oder Studium im Bereich der Landwirtschaft vorhanden sein. Aber auch langjährige Erfahrung als Landwirt kann im Einzelfall genügen. Die Mitarbeiter sind direkt einsatzfähig und dürfen auf den Betrieben jede Menge weitere Erfahrungen sammeln.
Ältere sind gefragt
Lassen sich beim BHD Qualifikationen oder Fortbildungen nachholen?
Uennigmann: Wir wollen gut ausgebildete Fachleute auf die Betriebe schicken, die ihrer Aufgabe voll gewachsen sind. Deshalb organisieren wir über den Landesverband viele und breit angelegte Angebote, aber auch die BHD/MR selbst bieten einiges an.
Das gilt nicht nur für die landwirtschaftlichen Helfer, sondern gerade auch für Quereinsteigerinnen in der Familienpflege.
Was schätzen Sie an älteren Einsteigerinnen und Einsteigern beim BHD? Wie gelingt ihnen der Schritt von der Selbstständigkeit ins Angestelltenverhältnis?
Uennigmann: Ihre unglaubliche Erfahrung, ihr Fachwissen, ihre Einstellung zur Arbeit. Mit diesen Eigenschaften sind sie geschätzte Helfer auf den Familienbetrieben.
In der Regel klappt der Schritt sehr gut. Den Verantwortungs- und Entscheidungsdruck im eigenen Betrieb etwas abzubauen, auch die Bürokratie in der Landwirtschaft ein Stück weit hinter sich zu lassen, all das befreit und tut gut.
Was ist bei Rente und landwirtschaftlicher Alterskasse zu beachten?
Uennigmann: Im Rahmen einer Festanstellung entsteht Versicherungspflicht zur gesetzlichen Rentenversicherung. Auch wenn der eigene Betrieb fortgeführt wird, kommt eine Befreiung von der Alterskasse in Betracht; dieser Schritt sollte aber wohl überlegt sein, denn wenn die Wartezeit von 15 Jahren noch nicht erfüllt ist, können Beiträge unwiederbringlich verloren gehen.
In der gesetzlichen Rentenversicherung beträgt die Wartezeit für die Regelaltersrente nur fünf Jahre, sodass man hier schnell auf Rentenansprüche kommen kann. Man sollte sich im Vorfeld unbedingt beraten lassen, zum Beispiel beim örtlichen WLV-Kreisverband. Das gilt auch für die weiteren sozialrechtlichen Auswirkungen.
BHD bietet Benefits
Wie werden die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingearbeitet?
Uennigmann: Zu Anfang werden die Einsätze häufig so geplant, dass jemand aus der betroffenen Familie, der sich auskennt, auf den Betrieben ist. Die Betriebshelfer tauschen sich aber auch untereinander aus, helfen sich gegenseitig, teilen ihre Erfahrungen.
Die Einsatzleitungen wählen die Betriebe für die Mitarbeiter sehr sorgfältig aus. Dabei wird darauf geachtet, dass Einsatzbetrieb und Mitarbeiter zueinander passen und diese ihre Stärken ausspielen können.
Wie sieht der Stundenlohn als Betriebshelfer aus?
Uennigmann: Bei insgesamt 18 BHDs in Westfalen-Lippe lässt sich kein einheitlicher Stundensatz nennen. Alle BHDs bieten zahlreiche Benefits, die den Netto-Stundenlohn erhöhen. Dabei sind die Modelle nicht überall identisch. Sonderzahlungen, Tankgutscheine, Fahrtkostenentschädigungen und Urlaubsgeld sind nur einige Beispiele aus der Praxis.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Löhne absolut wettbewerbsfähig sind. Hinzu kommt die hohe Bereitschaft der Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer, auch auf individuelle Vorschläge einzugehen.
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