Trockenheit, Vogelgrippe, Afrikanische Schweinepest und Corona-Pandemie: Agravis ist trotzdem robust durch das Geschäftsjahr 2020 gekommen und setzt seinen Kurs konsequent um. So fasste Agravis-Finanzvorstand Johannes Schulte-Althoff am vergangenen Mittwoch die Zahlen des Jahres 2020 zusammen.
Deutschlands zweitgrößter Agrarhändler erzielte mit 6,39 Mrd. € etwas weniger Umsatz als im Vorjahr 2019 (Übersicht). Die Segmente Pflanze (2,7 Mrd. €) sowie Tier (1,3 Mrd. €) sind nach wie vor die größten Umsatzbringer, danach folgen Energie (1,1 Mrd. €), Technik (970 Mio. €) sowie Märkte (350 Mio. €). Das Ergebnis vor Steuern verbesserte sich 2020 auf 30,5 Mio. €. 2019 lag der Verlust bei 20,5 Mio. € - vor allem durch ein Bußgeld in Höhe von 43,7 Mio. € im Kartellverfahren um wettbewerbswidrige Preisabsprachen.
4 % Dividende vorgeschlagen
Das Eigenkapital ist auf 578 Mio. € gestiegen. „Wir sind unserem langfristigen Ziel einer Eigenkapitalquote von 30 % sehr nahe gekommen“, sagte Schulte-Althoff. Dieses Jahr sollen die Anteilseigner wieder eine Dividende erhalten, der Vorschlag liegt bei einer Dividendenrendite von 4 %. Die Hauptversammlung am 4. Mai entscheidet darüber.
Zufrieden war auch der Vorstandsvorsitzende Dr. Dirk Köckler: „Das Jahr hat gezeigt, dass wir in Lösungen denken und handeln. Wir wollen im Verbund mit unseren genossenschaftlichen Partnern noch mehr Markt machen. Aber wir straffen auch Strukturen, reduzieren Doppelarbeit und setzen den Weg der Digitalisierung konsequent fort.“
In Digitalisierung investieren
Vor allem die Digitalisierung liegt Dr. Köckler am Herzen. Agravis müsse es gelingen, mehr Dienstleistungen mit einem klassischen Mehrwert digital anzubieten. Deshalb wolle das Unternehmen weniger in Steine und Beton, sondern mehr in Digitalisierung, Prozesse und IT-Anwendungen investieren. Von den geplanten 58,3 Mio. € Investitionen gehe ein Großteil in den digitalen Ausbau. „Wir wollen die Digitalisierung praxisgerecht und mit Blick auf das wirtschaftlich Machbare vorantreiben“, sagte der Vorstandsvorsitzende.
Das laufende Geschäftsjahr habe das Unternehmen „konservativ realistisch“ geplant. Der Umsatz 2021 könnte leicht auf 6,2 Mrd. € sinken, das Ergebnis vor Steuern soll stabil bei mehr als 30 Mio. € liegen. Allerdings stammen diese Planungen aus Herbst 2020. „Der kalkulierte Umsatzrückgang ist preis-, nicht mengenbedingt. Bei den aktuellen Preisentwicklungen gehen wir derzeit von einem stabilen Umsatz von rund 6,4 Mrd. € aus“, erläuterte Schulte-Althoff.
Weitere Konsolidierung
Beim langfristen Ausblick machte Dr. Köckler auf Wochenblatt-Nachfrage keinen Hehl daraus, dass die politischen Entscheidungen zu Düngeverordnung, Umbau der Tierhaltung oder Insektenschutz weniger Geschäft mit Futtermitteln sowie Dünge- und Pflanzenschutzmitteln bedeute. Doch Agravis wolle das Ergebnis mindestens halten und sei deshalb in allen Belangen proaktiv unterwegs. Dazu passt, dass das Unternehmen 31,6 Mio. € für Sonderprojekte eingeplant hat – weil es von einer weiteren Konsolidierung in der Branche ausgeht.