In der vergangenen Saison konnten Rübenenbauer zum ersten Mal das Conviso Smart System zur Unkrautbekämpfung in Zuckerrüben einsetzen. Es besteht aus einer ALS-Hemmer-resistenten Rübensorte und aus dem Herbizid Conviso One mit den Wirkstoffen Thiencarbazone und Foramsulfuron, die eben zu diesen ALS-Hemmern gehören. Das Herbizid wirkt gut bis sehr gut auf zum Beispiel Weißen Gänsefuß, Knöteriche, Schwarzer Nachtschatten, Kamille, Distel, Amarant oder auch Fuchsschwanz, Ausfallgetreide und Hirsen. Das Herbizid erfasst auch Problemunkräuter des Rübenanbaus wie Ausfallraps, Ölrettich, Stechapfel, Samtpappel. Allerdings zeigt es eine Wirkungslücke bei Ehrenpreis.
Einsatz nur in Smart-Sorten
Das Herbizid darf ausschließlich in den dazugehörigen Smart-Sorten eingesetzt werden, denn in den konventionellen Sorten führt der Einsatz von Conviso One zu Totalausfällen. Auch viele andere Kulturen reagieren hoch empfindlich gegenüber ALS-Hemmern. Hier muss also besonders auf Abdrift und eine gründliche Spritzenreinigung geachtet werden.
Für alle Pflanzenschutzmittel gelten verschiedene Auflagen. Die wichtigste Auflage von Conviso One bezieht sich auf die Anwendung des Produktes auf dränierten bzw. nicht dränierten Flächen. Auf einer undränierten Fläche darf maximal 1 l/ha und auf dränierten Flächen maximal 0,5 l/ha Conviso One ausgebracht werden. Im Hacke-Band-Verfahren hingegen darf auch auf einer dränierten Fläche 1 l/ha Conviso One angewendet werden, aber es dürfen maximal 45 % der Fläche behandelt werden. Hier muss dann die Aufwandmenge für die Fläche des Bandes berechnet werden, damit das Herbizid richtig dosiert wird.
Anwendungsbeispiele
Für die Pflanzenschutzmaßnahme mit Conviso One gilt ganz allgemein, dass die Behandlung am besten morgens bei einer hohen Luftfeuchtigkeit (mindestens 60 %) durchgeführt werden sollte. Im Vergleich zu anderen Herbiziden ist eine Wachsschicht bei den Zuckerrüben aufgrund der hohen Verträglichkeit nicht erforderlich. Das gilt allerdings nur, wenn keine klassischen Herbizide ergänzend eingesetzt werden.
Anders als bei herkömmlichen Herbizidmaßnahmen richtet sich die Behandlung beim Conviso Smart System nach der Größe des Weißen Gänsefußes oder eines anderen Leitunkrautes. Das bedeutet, wenn die ersten Weißen Gänsefüße auf der Fläche zwei Laubblätter haben, sollte die erste Behandlung erfolgen. Die Zweite Behandlung folgt dann rund zehn bis zwölf Tage später. Es sollte immer die volle mögliche Aufwandmenge ausgebracht werden, um eine Resistenzentwicklung zu vermeiden.
Anwendungsbeispiel:
Undränierte Fläche: 2 x 0,5 l/ha Conviso One + 1 l/ha Mero (oder ein anderes geeignetes Additiv).
Dränierte Fläche:
- Hacke-Band-Verfahren: 2 x 0,5 l/ha Conviso One + 1 l/ha Mero (oder ein anderes Additiv), hierbei muss die Aufwandmenge auf das Band reduziert werden.
- Flächenbehandlung: 1 x 0,5 l/ha Conviso One + 1 l/ha Mero (oder ein anderes Additiv) + Standard-Herbizide. Die Aufwandmenge von 0,5 l/ha Conviso One reicht unter keinen Umständen aus, um die Fläche unkrautfrei zu bekommen. Hier ist es zwingend erforderlich, die Behandlung mit Standard-Herbiziden abzusichern.
Resistenzrisiko ausschließen
Das Wichtigste bei diesem System ist ein strategisches Resistenzmanagement. Denn je häufiger derselbe Wirkstoff zum Einsatz kommt, desto höher ist der Resistenzdruck. Die beiden Wirkstoffe, Thiencarbazone und Foramsulfuron, sind als ALS-Hemmer stark resistenzgefährdet. Um eine Resistenz zu vermeiden, muss die Herbizidstrategie in der gesamten Fruchtfolge abgestimmt sein, denn die Wirkstoffe werden auch in Produkten wie etwa Adengo im Mais oder Pointer im Getreide eingesetzt.
Ein Beispiel: Ist die Anwendung von Conviso One in Zuckerrüben geplant, so wird der Einsatz von Flufenacet im Herbst in Winterweizen dringend empfohlen. Der Einsatz von ALS-Hemmern im Frühjahr wie etwa Atlantis oder Broadway sollte unbedingt vermieden werden. Außerdem gehört zum Resistenzmanagement, dass alle Gräser, die nach dem Einsatz von Conviso One stehen geblieben sind, beispielsweise mit Select 240 EC + Radiamix behandelt werden müssen, damit sich gegebenenfalls resistente Gräser nicht vermehren können.
Zusätzlich gilt immer, wenn auf der Fläche bereits ALS-Hemmer-Resistenzen bekannt sind (etwa resistenter Ackerfuchsschwanz, resistente Weidelgräser), sollte das Conviso Smart System unter keinen Umständen eingesetzt werden. Auch in engen Maisfruchtfolgen mit Hirseproblematik muss der Einsatz gut überlegt werden.
Gut gegen Unkrautrüben
Conviso One wirkt gegen Unkrautrüben, sodass sich Schläge wieder für den Zuckerrübenanbau nutzbar machen lassen. Im Umkehrschluss gilt aber: auftretende Kulturschosser aus Conviso-Zuckerrübensorten müssen zu 100 % entfernt werden. Ansonsten treten in den nachfolgenden Kulturen große Probleme mit resistenten Unkrautrüben auf. Wieder anwachsende Rübenköpfe oder Schosser von Smart-Sorten müssen vor der Samenbildung im Getreide mit einem Wuchsstoff behandelt werden.
Erstes Anwendungsjahr
Unter den feuchten Bedingungen des Jahres 2023 zeigte das Conviso Smart System eine gute Wirksamkeit. Eine Absicherung der Wirkung mit klassischen Herbiziden war bei der vollen Aufwandmenge von 1 l/ha auf den meisten Flächen nicht notwendig.
Bei der halben Aufwandmenge (0,5 l/ha), die auf dränierten Schlägen flächig eingesetzt werden darf, ist hingegen eine Wirkungsabsicherung und vor allem eine Reduzierung des Resistenzdrucks durch die Kombination mit Standard-Herbiziden notwendig. Das hatte in Versuchen der Landwirtschaftskammer NRW keinerlei negativen Effekte.
Unter trockenen Bedingungen zeigte sich, dass mit schlechterer Herbizidleistung durch die ausbleibende Wirkung des Bodenwirkstoffes Thiencarbazone gerechnet werden muss. Dann müssen alle Anwendungsbedingungen, etwa Additiveinsatz, Wasseraufwandmengen, Anwendungszeitpunkt, optimiert werden. Sonst ist mit Minderwirkungen auch im Conviso Smart System zu rechnen, die Resistenzentwicklungen aufgrund durchgegangener Unkräuter beschleunigt.
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