Immer eine lebende Wurzel im Boden, durchgängige Beschattung und keine Chance für Unkräuter: Das sind einige der Ziele im Planting Green. Gleichzeitig soll der Ertrag natürlich möglichst hoch sein und der (Total-)Herbizidaufwand minimal. Wie gut kann das im Mais schon gelingen?
Seit einigen Jahren wird Mais am Versuchsgut Merklingsen der FH Südwestfalen in Versuchen per Striptill oder direkt in geknickte Zwischenfrüchte (ZF) gesät, wodurch man auf Herbizide verzichten kann und der Boden durch permanenten Bewuchs mit lebenden Wurzeln vor Erosion geschützt ist.
Dabei wurden seit 2021 in jedem Jahr unterschiedliche Roggenzwischenfrüchte mittels einer stumpfen Knickwalze zum Blütezeitpunkt des Roggens geknickt:
- ZF Grünroggen; Mais in Direktsaat (Spätsaat)
- ZF Grünroggen; Mais in Striptill (Spätsaat)
- ZF Wickroggen; Mais in Direktsaat (Spätsaat)
- ZF Wickroggen; Mais in Striptill (Spätsaat)
- Als Vergleich: Konventionelle Normalsaat mit Herbiziden.
Beim Striptillverfahren haben die Experten den Mais per RTK-Spurführung in die freigeräumten und auf 12 cm gelockerten Streifen gelegt. Die Düngung erfolgte in allen Varianten nach Düngebedarfsermittlung mit Unterfußdünger und abhängig vom Juni-Nmin-Wert ergänzt um AHL. Die konventionelle Variante wurde in Mulchsaat nach ZF und mit 1,0 l Maister Power + 1,0 l Aspect sauber gehalten. Die Aussaat in den Knickvarianten erfolgte deutlich später, weil die Roggenblüte abzuwarten ist, damit die ZF sicher abstirbt.
Mulch unterdrückt Unkraut
Ein wesentlicher Punkt der Saat in den Mulch: Die unkrautunterdrückende Wirkung. Durch die Optimierung der Zwischenfruchtsortenwahl, Saatmengen und des Aussaattermins ließ sich die unkrautunterdrückende Wirkung zudem von Jahr zu Jahr steigern.
So zeigten Bonituren Ende Juli 2021 im Mittel aller Knickvarianten 35% und 2022 14% Unkrautbedeckung. 2023, mit optimierter ZF, lag der Deckungsgrad dann nur noch bei 3%, was zweifelsohne zu tolerieren ist.
Weniger Ertrag?
In allen Jahren konnte keine Variante den Ertrag des konventionellen Mulchsaatanbaus mit Herbizideinsatz erreichen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die Varianten in Striptill besser abschnitten als die reinen Direktsaaten. Die Trockenmasseerträge differenzierten entsprechend der Saattermine, Nährstoffverfügbarkeit und Witterungseinflüsse in den Versuchsjahren unterschiedlich stark.
Knicken statt schneiden
Beim Knicken muss man zwangsläufig auf die sichere Blüte des Roggens warten. In Vorversuchen zeigte sich, dass andernfalls kurz nach dem Knicken der Zwischenfrucht wieder Wachstum einsetzt, die Unkrautunterdrückung nachlässt und die Zwischenfrucht mit dem Mais konkurriert. Außerdem sollte man Lager in der ZF durch Verzicht auf Herbstdüngung und angepasste Leguminosenanteile in der Mischung vermeiden. Ziel müssen homogene, dichte ZF-Bestände sein. Die unter Biodiversitätsaspekten ebenfalls interessanten Sommerzwischenfrüchte, die über den Winter abfrieren, eignen sich mangels Bodendeckung in der Jugendentwicklung des Maises für die oben genannten Ziele leider nicht. Weitere Versuche mit Winterrübsen und -erbsen laufen aber.
Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse, dass das Unterdrücken von Unkraut durch Knickwalzen funktioniert. Der Einsatz des Striptillgerätes mit entsprechend 0 bis 12 cm freigeräumtem Säschlitz hat keine negativen Auswirkungen auf den Unkrautdeckungsgrad. Im Gegenteil: Durch die – aufgrund der Vorlockerung – raschere Maisentwicklung im Striptill entsteht sogar ein Vorteil.
Im Vergleich zum konventionellen Silomais bleibt die ZF-Mulchdecke auch nach der Maisernte noch als Schutz erhalten. Zum einen schützt diese den Boden bei und nach der Ernte, zum anderen hat diese aber auch als Mulchschicht in der Folgefrucht (Getreide) bislang noch wissenschaftlich unbeachtete Wirkungen. Hinzu kommt die in Zukunft wichtiger werdende Resilienz gegenüber Starkniederschlägen, bei dem die Knickwalzvarianten durch bessere Infiltrationsleistung und maximalen Erosionsschutz klare Vorteile bietet.
Schon reif für die Praxis?
Die drei Versuchsjahre zeigen: Rein technisch kann das System Planting Green ohne Herbizid im Mais auch auf einem Gunststandort in Mitteleuropa gelingen. Dazu braucht es die richtigen ZF-Gemenge, die man als Anbauer lange genug stehenlässt und mit der Walze vor der Maissaat abtötet. Allerdings zeigen die Versuche auch, dass das System aufgrund des verspäteten Saattermins eine signifikante Ertragsdepression von im Mittel 33% zur Folge hatte. Hier besteht also noch Potenzial: Tests mit winterharten, aber früher blühenden ZF stehen aktuell im Feld, sodass es in diesem Jahr erste Ergebnisse hierzu gibt.
Bei ausreichend Niederschlag in der Hauptwachstumszeit wird auch die Ertragsdepression im Vergleich zur konventionellen Variante geringer ausfallen. Die gewählten ZF unterdrücken die Unkräuter gut und bieten in Kombination mit Leguminosen einen Mehrwert zur Förderung der Artenvielfalt. M.Sc. Steffen Hünnies, und Prof. Dr. Verena Haberlah-Korr, FH Südwestfalen, Versuchsgut Merklingsen