Die Hochdruckwetterlage geht in die Verlängerung: Wieder eine Woche mit fast täglich 30 °C, wieder fiel am Wochenende nur lokal Regen. Die nordwestlichen Landesteile gingen mehr oder weniger leer aus und auch einmalige Regensummen von 10 mm können die rasante Maisabreife nicht ansatzweise stoppen.
Trockenheit auf allen Standorten
Mittlerweile vertrocknen die Maispflanzen selbst auf besten Standorten. Assimilation ist kaum noch möglich, sodass die Stärkeeinlagerung und damit die aktiven Reifeprozesse der Körner zum Erliegen kommen. Gleichzeitig schnellen die Trockenmassegehalte (TM-Gehalte) in Blättern und Stängeln explosionsartig nach oben. Auch bei optisch noch weitgehend grünen Beständen tritt beim „Wringtest“ am Stängel mittlerweile kein Saft mehr aus.
Abreifeprognosen auf Basis von Temperatursummenmodellen können diese Bedingungen nicht widerspiegeln und den tatsächlichen Reifestand oftmals nicht realistisch darstellen.
Dramatische Messwerte
Die beschriebene Entwicklung spiegelt sich in den Ergebnissen der Beprobungen exakt wider. Insbesondere auf den Sandböden im Münsterland sind extrem hohe TM-Gehalte in Blättern, Stängeln und Lieschen (Restpflanze) zu finden. Dabei werden Größenordnungen von bis zu 30 % erreicht, die befürchten lassen, dass das Häckselgut nur noch schwer zu verdichten sein wird. Bei den Gesamt-TM-Gehalten werden schon Werte von bis zu 40 % erreicht, obwohl der Bestand in Greven noch recht vital und grün wirkt.
Wünschenswert hohe TM-Gehalte in den Körnern, die ab 58 bis 60 % das Ende der Stärkeeinlagerung anzeigen, werden vielfach noch nicht erreicht. Wo die Pflanzen mangels grüner Blattmasse und Wasser die Stoffproduktion eingestellt haben, dürften messbare Reifefortschritte in den Körnern dann auch nur noch auf reiner Wasserabgabe beruhen. Auch die Zahlen vom rheinischen Standort in Neulouisendorf machen deutlich, dass die Abreife von Blättern und Stängeln der Körnerreife deutlich vorausläuft.
Abreifeuntersuchung läuft
Am vergangenen Freitag wurden einzelne Sorten in den Prüfbeständen der Landwirtschaftskammer erstmalig beprobt. Der Versuchsschwerpunkt im Münsterland ist von Dülmen-Merfeld nach Greven im Kreis Steinfurt verlegt worden, wo jetzt auch die Testparzellen für die Abreifeuntersuchung im Münsterland stehen. In den verbliebenen Sortenprüfungen in Merfeld wurden in der vergangenen Woche zwei Sorten parallel beprobt. Die Pflanzen zeigen an beiden Standorten vergleichbare Trockenmassegehalte. In Neulouisendorf (Kreis Kleve) stehen die Versuche auf deutlich besseren Böden. Auch an diesem – üblicherweise deutlich späteren – Standort wurden am Freitag Proben von zwei frühreifen Sorten genommen. Vorjahreswerte liegen für den vergleichbaren Zeitraum aus Neulouisendorf nicht vor. Wo es im Ausnahmefall vor dem Wochenende mehr Regen gab, ist davon auszugehen, dass die TM-Gehalte in Blättern und Stängeln zumindest kurzzeitig stagnieren oder bei noch grünen Pflanzenbestandteilen sogar vorübergehend rückläufig sind. Entsprechende Effekte dürften bei der dieswöchigen Witterung aber allenfalls von kurzer Dauer sein.
Häcksler sollten laufen
Die Beerntung von kolbenlosem Mais bzw. Beständen vertrockneter Pflanzen mit niedrigen Kolbenanteilen ist mittlerweile angelaufen. Die Ergebnisse der Abreifeuntersuchung machen aber deutlich, dass auch Bestände, die sich optisch noch gut präsentieren, oftmals reif für die Siloplatte sind.
Da regelmäßig mit hohen TM-Gehalten in Blättern und Stängeln gehäckselt werden wird, ist alles zu unternehmen, um das trockene Häckselgut ausreichend verdichten zu können. Voraussetzung dafür sind kürzeste Häcksellängen und das Einbringen des Erntegutes in dünnen Schichten. Die Landwirtschaftskammer weitet die Abreifeuntersuchungen in dieser Woche auf weitere Standorte und Sorten aus.
Abreifegrad prüfen
Wo noch nicht gehäckselt wird, sollten die Bestände jetzt regelmäßig kontrolliert werden. Selbst auf besten Standorten gehen die Wasserreserven zu Neige. Das vorzeitige Ende der Stärkeeinlagerung geht immer zulasten der späteren Kornerträge. CCM- und Körnermaisbestände sollten daher auch in Hinsicht auf die Ertragsaussichten kontrolliert werden.
Unter Umständen kann die alternative Nutzung und der Verkauf als Silomais ab Fläche die bessere Option darstellen – zumal die Körnertrocknung mit fossilen Brennstoffen ordentlich zu Buche schlagen dürfte und aktuell grundsätzlich nicht so richtig in die Welt passt.
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