Krautfäule: Aktuell variiert der Krautfäuleinfektionsdruck in NRW von mittel bis sehr hoch. Aufgrund des regional hohen Sporendrucks und der unbeständigen Witterung, sind Behandlungen mit lokalsystemischen Mitteln plus Sporizid in kurzen Spritzabständen weiter sinnvoll. Das gilt besonders für die Bestände, die nach der Blüte sehr viel Neuzuwachs und erneute Knospen gebildet haben. Hier sollten Anbauer unbedingt auch auf Durch- und Zwiewuchs achten und falls erforderlich mit Maleinsäurehydrazid (Fazor, Himalaya 60 SG) behandeln, falls das nicht schon zur Keimhemmung geschehen ist.
In abgereiften Beständen bis zur Ernte sind zwei bis drei Krautfäuleabschlussbehandlungen mit Sporiziden (Fuazinam-haltige Mittel, Leimay, Ranman Top) in vollen Aufwandmengen einzuplanen, um einen Braunfäulebefall der Knollen zu verhindern.
Schwarzbeinigkeit und Nassfäule: Die unbeständigen Witterungsbedingungen bieten weiterhin optimale Entwicklungsbedingungen für Schwarzbeinigkeit und Nassfäulen. Landwirte müssen ihre Bestände kontrollieren und befallene Pflanzen mit Knollen aus dem Bestand tragen. Außerdem können sie die Nebenwirkung des Krautfäulemittels Funguran progress (2x 1,5–2 kg/ha) nutzen. Größere Befallsnester sollten mit Sikkativen abgetötet und separat gerodet werden. Damit die Bestände gleichmäßig abreifen, sollte das Kraut rechtzeitig abgetötet werden. Partien mit einem höherem Anteil nassfauler Knollen können bis zum vollständigen Zerfall im Feld bleiben, damit sie „durchfaulen“.
Zum Roden sollte es mindestens 10 °C warm sein, bei Nässe sollten Anbauer die Ernte unterbrechen. Faule Knollen müssen schon beim Roden aussortiert werden. Anschließen sollte die Knollenoberfläche möglichst schnell abtrocknen und optimale Bedingungen zur Wundheilung bekommen. Besonders in betroffenen Beständen müssen Anbauer unbedingt auf die Lager-, Kisten- und Maschinenhygiene achten und mit 2 %igem Menno Florades desinfizieren.
Kartoffelkäfer: Aktuell sind einzelne Kartoffelkäfer und -larven zu finden. Gegebenenfalls sind hiergegen noch Bekämpfungsmaßnahmen notwendig.
Notfallzulassung für Cuprozin progress in Ökokartoffeln: Cuprozin progress (Wirkstoff: Kupferhydroxid) hat eine Notfallzulassung für den ökologischen Kartoffelanbau bekommen. Die Zulassung wird für die Zeit vom 21. Juli 2021 bis zum 17. November 2021 für 120 Tage erteilt. Die zugelassene Menge wird auf 12.000 l zur Behandlung von 3000 ha im ökologischen Kartoffelanbau begrenzt. Dementsprechend dürfen Anbauer von Ökokartoffeln zusätzlich zu den regulär zugelassenen 3000 g/ha Reinkupfer weitere 1000 g/ha Reinkupfer in Form von Cuprozin progress einsetzen. Es gilt somit für die Saison 2021 eine maximale Aufwandmenge von 4000 g/ha Reinkupfer.