Aufgrund der heißen Temperaturen, der ausgetrockneten Böden und der hohen Stärkegehalte besteht aktuell ein sehr hohes Risiko für Erntebeschädigungen („Blaue“). Doch wie entstehen diese?
Die Knollen weisen zum Erntezeitpunkt einen hohen Wassergehalt auf, durch eine mechanische Belastung bei der Ernte oder beim Verladen können die Zellen im Knolleninneren platzen. Zwei bis sieben Tage später treten dann Verfärbungen im Knolleninneren auf. Diese Verfärbungen lösen sich nach etwa zehn Tagen wieder auf, das geschädigte Gewebe trocknet aus und durch Lufteinschluss bleiben Nekrosen mit weißgrauer Stärke zurück.
Deswegen sollte die Ernte auf sehr trockenen Standorten bis zum nächsten Niederschlag warten oder, falls möglich, der Bestand vor der Beerntung beregnet werden, damit keine „Blauen“ entstehen. Beispielsweise eine Klutenbildung fördert das Auftreten.
Generell gilt: Je größer die Knollen und je höher der Stärkegehalt, desto empfindlicher sind sie für mechanische Belastungen. In diesem Jahr gibt es zwar kaum Übergrößen, aber die Unterwassergewichte bzw. die Stärkegehalte sind sehr hoch. Deswegen ist eine knollenschonende Ernte jetzt sehr wichtig.
Ein einfacher Knollentest verrät, ob die Rodereinstellungen richtig sind. Dafür den Roder bestmöglich einstellen, kurz anroden, stoppen und je 50 Knollen an folgenden Stellen ziehen: Vor der Siebkette, vor und nach dem Klopfer, vor und nach aggressiver Umlenkung und Reinigung, auf dem Verleseband. Knollenproben waschen, etwa 24 bis 48 Stunden warm stellen, schälen und auf Haarrisse und Nekrosen bonitieren. Macht Arbeit und kostet Zeit, lohnt sich aber.
Auch Schwarzfleckigkeit wird durch eine mechanische Belastung (Stöße und Drücke) ausgelöst – normalerweise gegen Lagerende bei niedrigem Wassergehalt der Knollen. Hierbei platzen keine Zellen, sondern bei dieser Verfärbung handelt es sich um eine chemische Reaktion. Wenn aber schon vor der Krautregulierung über einen längeren Zeitraum hohe Knollentemperaturen von über 25 °C vorherrschen, so wie in diesem Jahr, können Schwarzfleckigkeitssymptome bereits bei der Ernte auftreten. Deswegen sollte auf Problemstandorten und bei empfindlichen Sorten eine Ernte bei Temperaturen über 25 °C Knollentemperatur unterbleiben.
Die Sorteneigenschaften zur Beschädigungsempfindlichkeit sind im Sortenheft „Kartoffelsorten in Deutschland 2021“ der Saatguterzeugergemeinschaft in Niedersachsen e.V. und in der beschreibenden BSA-Sortenliste aufgeführt.