Kurz gefasst
- Der pH-Wert entscheidet über die Verfügbarkeit vieler Nährstoffe.
- Eine regelmäßige Kalkung stellt sicher, dass die Nährstoffe nicht festgelegt werden.
- Eine ausgewogene, bedarfsgerechte Pflanzenernährung ist der Grundstein für vitale und resiliente Pflanzen.
- Organische Dünger versorgen Pflanzen nicht nur mit Nährstoffen, sondern dienen auch der Bodenfruchtbarkeit.
Der Grundstein für die effiziente Ausnutzung aller Nährstoffe: Eine ausgewogene und eine auf die Fruchtfolge und den Standort angepasste Grunddüngung. Das ist besonders für die Stickstoff-Effizienz entscheidend.
Effizienter mit Kalk
Fast alle Nährstoffe benötigen einen spezifischen pH-Wert im Boden, damit sie im richtigen chemischen Zustand an die Pflanzenwurzel gelangen können. Daher sollte der Landwirt oder die Landwirtin den bodenartspezifischen pH-Wert durch eine regelmäßige Kalkung einstellen. Viele Mineraldünger wirken physiologisch sauer auf den Boden. Auch Pflanzenausscheidungen sowie der Niederschlag wirken im Boden zusätzlich versauernd.
Der pH-Wert wird meist im Rahmen der Grundbodenuntersuchung mit untersucht und die benötigten Kalkmengen – ausgewiesen als CaO-Menge/ha – basierend darauf empfohlen. Voraussetzung ist jedoch, dass der Bewirtschafter bestimmte Angaben zum untersuchten Schlag gemacht hat. Dazu zählen zum Beispiel die Bodenart und der aktuelle Humusgehalt. Auch wenn das Düngerecht lediglich eine Untersuchung auf Phosphat alle sechs Jahre vorschreibt, liegt die grundsätzliche Empfehlung für die Grundbodenuntersuchung und eine entsprechende Düngung bei drei Jahren bzw. im Rahmen der Fruchtfolge. Das Düngen der Grundnährstoffe inklusive des Kalkens kann als Vorratsdüngung innerhalb der Fruchtfolge erfolgen.
In der Abbildung ist die Abhängigkeit vieler Pflanzennährstoffe in Bezug auf den pH-Wert im Boden dargestellt. Manche Nährstoffe sind eher in einem niedrigen (zum Beispiel Mangan) und manche Nährstoffe eher bei einem höheren pH-Wert pflanzenverfügbar. Der Kompromiss, in dem die meisten Nährstoffe in ausreichender Menge wirksam sind, liegt bei einem pH-Wert zwischen fünf und sieben.
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Die konkrete Empfehlung für den Zielwert (Gehaltsklasse C) basiert auf der vorliegenden Bodenart und dem Humusgehalt. Um die Gehaltsklasse richtig einzuordnen, ist die korrekte Einstufung der Bodenart daher unerlässlich. Dies geschieht mit etwas Übung über die Fingerprobe. Die Beratung der Landwirtschaftskammer unterstützt Landwirte gerne vor Ort beim Bestimmen.
Es gibt wenige Studien darüber, dass der pH-Wert auch eine Auswirkung auf die Ausnutzung des Stickstoffangebotes hat. Der Nachweis ist in diesen jedoch erbracht, weshalb Landwirte schon allein aus diesem Grund für einen optimalen Wert und dessen Erhalt durch regelmäßige Kalkungsmaßnahmen sorgen sollten.
Nährstoffverhältnisse
Das Bereitstellen der bedeutenden Hauptnährstoffe sowie ein passender pH-Wert sorgen somit für gute Voraussetzungen für gute Erträge und Qualitäten. Nicht vergessen darf man aber die von den Pflanzen nur in Spuren benötigten Nährstoffen wie Mangan, Zink oder Bor. Diese übernehmen wichtige Aufgaben in der Pflanze. Zum Teil können sie im Zuge der klassischen Grunddüngung mit appliziert werden. Die Bedarfe der Kulturen sind jedoch sehr unterschiedlich, sodass die Ernährung in der Praxis dann doch meist gezielt zur Kultur und nicht im Rahmen der Fruchtfolge geschieht.
Der Agrarwissenschaftler Carl Sprengel und die später von Justus von Liebig bekannt gewordene Liebig-Tonne machten klar, dass der Nährstoff, der am ehesten im Mangel ist, die pflanzliche Entwicklung begrenzt. Heutzutage weiß man außerdem, dass sich die Nährstoffe aber auch gegenseitig beeinflussen – positiv (Synergien) oder negativ (Antagonismen). Aus diesem Grund strebt man heute bestimmte Mengenverhältnisse der einzelnen Nährstoffe zueinander an.
Nur eine ausgewogen ernährte Pflanze ist vital und kann sich am ehesten gegenüber Stress behaupten und Leistung erbringen. Eine ausgewogene Pflanzenernährung nebst optimal eingestelltem pH-Wert sind somit Bausteine eines integrierten Pflanzenschutzes und zählen zu den grundlegenden Handlungen beim Pflanzenbau.
Erst gute fachliche Praxis, dann Biostimulanzien
Seit einigen Jahren wächst der Markt von Biostimulanzien rasant. Diese Produkte sind aufgrund ihrer geringen Nährstoffgehalte nicht den originären Düngemitteln zuzuordnen. Sie sollen jedoch, ihrem Namen und Definition der EU-Düngeprodukteverordnung nach, Pflanzen stimulieren, sodass sie sich Nährstoffe besser aneignen und verwerten können. Meist soll das durch eine physiologische Anpassung wie besseres Wurzelwachstum gelingen. Ziel ist meist auch, die Pflanzen insgesamt vitaler und resilienter gegenüber abiotischen Stress zu machen. Die Wirkstoffherkünfte, die Wirkungsweisen und die daraus resultierenden Produkte sind sehr vielseitig.
Dies macht Tests unter Praxisbedingungen im Feld zur Herausforderung. Die Landwirtschaftskammern und andere neutrale Institutionen haben sich dem Thema jedoch angenommen und erwarten in den kommenden Jahren konkrete Ergebnisse dazu.
Einzelne Biostimulanzien können den „Werkzeugkasten“ beim Pflanzenbau mit Sicherheit erweitern und in dem ein oder anderen Fall zu einem erfolgreicheren Pflanzenbau beitragen. Der Landwirt sollte sich jedoch zunächst auf die klassischen Themen wie einer angepassten Fruchtfolge, der richtigen Sortenwahl, der Bodenbearbeitung, dem Aufbau und Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und einer ausgewogenen Pflanzenernährung konzentrieren. Dann ist der Grundstein für eine hohe Vitalität und Resilienz gegenüber schädlichen Umweltfaktoren in der Regel bereits ohne Biostimulanz gelegt.
Zeit und Menge planen
Ein geeigneter und typischer Anwendungszeitpunkt für die Grunddüngung ist nach der Ernte der Hauptkulturen. Im Zuge der Bodenbearbeitung können Bewirtschafter die Nährstoffe – im Falle von organischen Düngemitteln auch humusliefernde Stoffe – in den Oberboden einmischen und homogenisieren. Die zu düngende Menge wird dabei anhand der angebauten Fruchtarten, dem Verbleib der Erntereste, den voraussichtlichen Erträgen sowie der Bodenart und einem aktuellen Bodenanalysewert berechnet. Die Bodenproben sollte man in einem anerkannten Labor wie der LUFA NRW untersuchen lassen.
Bei einer Unterversorgung (Gehaltsklasse A oder B im fünfstufigen Gehaltsklassensystem) sind Düngemengen des jeweiligen Nährstoffs über dem Entzug der Kulturen empfohlen. Bei einer Überversorgung (Gehaltsklasse D und E) ist eine geringere Düngung als die Abfuhr (Klasse D) bzw. gar keine Düngung (Klasse E) empfohlen. Liegt einer oder mehrere Analysewerte in der Gehaltsklasse A oder B ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich durch eine Optimierung Ertragseffekte einstellen. Liegt hingegen eine Überversorgung eines oder mehrerer Nährstoffe vor, so hat das meist keine Auswirkungen auf den Ertrag, kann aber die Umwelt belasten (vor allem bei Phosphor) oder sich negativ auf Mengenverhältnisse auswirken (beispielsweise Antagonismus Kalium und Magnesium).
Düngung über Boden
Die Pflanze ernährt sich – was die Düngenährstoffe angeht – am ehesten aus dem Boden, weshalb die Nährstoffe am besten auch hier ausreichend zur Verfügung stehen sollten. Nur bei akutem Mangel – erkennbar anhand von Symptomen an den Pflanzenorganen oder durch Blattanalysen aufgedeckt – kann in begrenzendem Umfang und in Abhängigkeit des Nährstoffs eine Ernährung über das Blatt während der Vegetationsperiode erfolgen.
In manchen Fällen können Nährstoffe in ausreichender Menge im Boden vorliegen, sind aber aufgrund eines falsch eingestellten pH-Wertes, eines falschen Mengenverhältnisses zu einem anderen Nährstoff (Antagonismus) oder aufgrund der Witterung (zu kalt, zu trocken) nicht pflanzenverfügbar. Auch in solchen Fällen kann eine Blattdüngung durchaus Sinn ergeben. Nährstoffe, die Pflanzen nur in Spuren aufnehmen, können am ehesten bedarfsgerecht über das Blatt gedüngt werden. Aber auch hier sollte die Priorität auf der Bodenversorgung liegen.
Mit Organik versorgen
Unter anderem wegen hoher Mineraldüngerpreise und zwischenzeitlichen Engpässen bei der Düngerverfügbarkeit haben Wirtschaftsdünger auch in Ackerbauregionen an Attraktivität gewonnen. Hinzu kommt, dass diese Düngerformen zum Humusaufbau- und erhalt und somit zur Bodenfruchtbarkeit, Kohlenstoffspeicherung und besseren Bodenstruktur beitragen.
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Hinsichtlich der Nährstoffgehalte und des Humuswertes gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen organischen Düngerformen. Komposte zum Beispiel sind wegen ihrer Faserstoffe in erster Linie für die Bodenfruchtbarkeit und Humusreproduktion förderlich, wohingegen die Flüssigphase separierter Güllen oder Gärreste aufgrund ihrer vielen wasserlöslichen Nährstoffe eher der Pflanzenernährung dienen. Alle enthaltenen und analysierten und deklarierten Mengenangaben bei den Grundnährstoffen können zu 100 % auf den Düngebedarf angerechnet werden, weil sie kurz- oder mittelfristig wirken. Wie bei allen Mehrnährstoffdüngern gilt hierbei, dass derjenige Nährstoff, der den Bedarf am schnellsten abdeckt die Ausbringmenge limitiert. Der fehlende Bedarf anderer Nährstoffe muss dann mit anderen Düngern ausgeglichen werden.
Da der pH-Wert eine wichtige Stellgröße bei der Pflanzenverfügbarkeit der Nährstoffe ist, ist es erwähnenswert, dass insbesondere Komposte eine hohe basische Wirkung haben und zur Regulierung des pH-Wertes beitragen.
Zu empfehlen ist immer eine eigene Analyse des organischen Düngers. Beim Aufbringen auf nitratbelasteten oder eutrophierten Flächen ist diese in NRW gemäß den Vorgaben aus der Landesdüngeverordnung ohnehin vorgeschrieben. Auf den nicht nitratbelasteten Flächen können Landwirte auch mit den von der Landwirtschaftskammer herausgegebenen Richtwerten arbeiten. Diese stellen jedoch nur Mittelwerte vieler Proben mit sehr unterschiedlichen Nährstoffgehalten dar, die entsprechend weit von den eigenen Nährstoffgehalten abweichen können. Um nicht unnötig Nährstoffe zukaufen zu müssen und um die Umwelt zu schonen, sollten eigene Werte immer das Mittel der Wahl sein. Düngerechtlich dürfen beim Einsatz auf nitratbelasteten oder eutrophierten Flächen Analyseergebnisse maximal ein Jahr alt sein.
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