Jahr für Jahr sind die sogenannten "Eisheiligen" ein Thema im Mai. Sie heißen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sofia und können uns den Frühling verhageln. Die "Eisheiligen" bezeichnen den Zeitraum vom 11. bis 15. Mai, wobei die Namensgebung dieser kalten Gesellen von den Namenstagen frühchristlicher Bischöfe und Märtyrer herrührt. Die "Eisheiligen", die – je nach Region – auch "Gestrenge Herren" oder "Eismänner" genannt werden, sind in zahlreichen "Bauernregeln" wiederzufinden. Sie sind aus der Beobachtung entstanden, dass es in der zweiten Maidekade gehäuft zu Kaltlufteinbrüchen kam. Schuld an den ungemütlichen Temperaturen sind Nord-Wetterlagen, die arktische Polarluft nach Mitteleuropa führen und Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen und Obstgehölzen verursachen können. Nach Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes wurden bis Mitte des 19. Jahrhunderts regelmäßig Kaltlufteinbrüche beobachtet. In den vergangenen Jahrzehnten nahm die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der frostigen Gesellen deutlich ab. Zum Teil fielen die Kaltlufteinbrüche auch ganz aus. Im vergangenen Jahr meldeten sie sich allerdings mit Vehemenz und ausgesprochen pünktlich zurück. In einer ungewöhnlich kalten Periode vom 11. bis 16. Mai 2020 trat verbreitet Bodenfrost bis 5 °C auf, lokal war es noch kälter – erfrorene Blätter u. a. in Mais und in Kartoffeln waren die Folge. Ungewöhnlich waren auch die Schäden an der Wintergerste, die zu diesem Zeitpunkt bereits blühte. Hier zeigt sich die Problematik in Zeiten des Klimawandels: Auch wenn die "Eisheiligen" immer seltener anzutreffen sind, können sie in Extremjahren mit frühem Vegetationsbeginn nach wie vor markante Schäden verursachen. In diesem Jahr hat man den Eindruck, dass die Eisheiligen schon im April angekommen sind und hier einen längeren Urlaub genossen haben. Bleibt für den Mai die Hoffnung, dass die kalten Gesellen sich "von dannen" machen und nicht wieder zurückkommen. Zumindest steht für das Wochenende eine deutliche Erwärmung ins Haus, es ist jedoch noch offen, ob die Sommerwärme vorerst ein kurzes Intermezzo bleibt.