Schlagzeilen über Dividendenrenditen von rund 5 % bei VW und der Allianz und sogar rund 8 % bei Mercedes und BMW sind keineswegs Fake News, sondern es steckt eine einfache Rechnung dahinter. Bezieht man beispielsweise die Ausschüttung von 3,40 € des DAX-Mitglieds BASF pro Aktie auf deren Kurs von grob 51 € am 29. April, was der Stichtag für den Erhalt der Dividende war, errechnet sich über 6,6 % Dividendenrendite.
Absolute Zahlen zählen
Aber relevanter als Prozentwerte sind die absoluten Zahlen. Schließlich geht jeder mit Euro und nicht mit Prozent einkaufen. Zwar sind auch die absoluten Dividendenzahlungen erfreulich und blieben von der Corona-Krise des Vorjahres überraschend unbeeindruckt. So schütten beispielsweise die DAX-Konzerne im Jahr 2022 so viel Dividenden aus wie nie zuvor. Jedoch stiegen die Dividendenrenditen erheblich stärker als die Dividendenzahlungen. Das hat schlicht mit dem „Nenner-Effekt“ zu tun.
Unternehmen schütten stets den Vorjahresgewinn aus. Verschlechtert sich nun die Erwartung für die Zukunft, sinken die Kurse – also der Nenner der Renditekennzahl, wodurch die Prozentwerte besonders hoch aussehen. Denn die Kurse hängen nicht von der Vergangenheit, sondern von der Zukunftserwartung ab, die sich aktuell erheblich verschlechtert hat. Dieses Phänomen liegt momentan vor.
Kleinerer Aktienkurs
Seit Jahresbeginn sind die Aktienkurse marktbreit nicht nur wegen des Ukraine-Kriegs, sondern auch wegen der eingetretenen Zinserhöhungen gesunken. Und somit wird die Dividende mit einem kleineren Aktienkurs ins Verhältnis gesetzt, was zwangsläufig zu einer höheren Dividendenrendite führt, die jedoch nicht zu positiv interpretiert werden darf. Für den zukünftigen Erfolg entscheidend wird nämlich sein, ob die Unternehmen auch im Jahr 2023 und den Folgejahren ihre absolute Dividendenhöhe (also in Euro) halten bzw. sogar steigern werden. Nur dann wäre die Dividendenrendite auch nachhaltig.
Realistisch ist das nicht, denn im langfristigen Durchschnitt beträgt die Dividendenrendite eher rund 3 %. Trotzdem: So lange künftige Renditesenkungen durch steigende Kurse und nicht durch sinkende Gewinne zustande kommen, würden sich zumindest diejenigen, die bereits Aktien besitzen, auch nicht beschweren, sondern vielmehr über den Mix aus Dividende und Kursgewinnen freuen.
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