Ministerbesuch: Grundkurs vermisst Antworten

In Hardehausen diskutierten Junglandwirte mit Johannes Remmel. Grund für den Besuch war die Libori-Rede von zwei Grundkurs-Teilnehmern im vergangenen Sommer. Sie hatten die Politik des Ministers kritisiert.

"Probleme nicht wegdiskutieren, sondern gemeinsam lösen.“ Diesen Ansatz verfolgte Johannes Remmel am Montag der vergangenen Woche in Hardehausen. Rund 50 Junglandwirte trafen sich am Rande des diesjährigen Grundkurses in der Landvolkshochschule, um mit dem nordrhein-westfälischen Umweltminister zu diskutieren.

KOMMENTAR
„Ich möchte die Chance haben, direkt auf Ihre Fragen und Kritikpunkte eingehen zu können“, kündigte Remmel vor der Diskussion an. Doch statt Klarheit zu erhalten, bekamen die Junglandwirte Floskeln zu hören. Hatte sich der agrarische Nachwuchs doch Antworten auf die Fragen erhofft, die ihnen der Umweltminister beantworten sollte: „Wie stellen Sie sich die Ställe vor, wenn auf Schnäbel kürzen und Schwänze kupieren verzichtet werden muss?“ „Warum mussten wir teure Luftwäscher nachrüsten, damit jetzt im nächsten Schritt Außenklimaställe gefördert werden?“
Doch auf so genaue Fragen hatte sich der Minister offensichtlich nicht vorbereitet. Seine Antworten lauteten: „Gehen wir weg von den einzelnen Betrieben und betrachten das gesamte System“ oder „Wir müssen darüber reden, was falsch ist“.
Sicher ist es wichtig, Landwirtschaft in ihrer Komplexität zu betrachten. Trotzdem stehen Landwirte täglich in ihrem Stall und machen dort, auf eben diesen Betrieben, die Arbeit.
Was junge Unternehmer brauchen, ist Planungssicherheit. Klare Ansagen, um Investitionen auf lange Sicht umsetzen zu können. Floskeln wie „in Deutschland gibt es die teuersten Küchen, aber die billigsten Lebensmittel“ oder „kein Milcherzeuger kann für 20 Cent Milch produzieren“, helfen den Bauern nicht weiter. Das weiß niemand besser als sie selbst.
Wer soll dem motivierten Nachwuchs die Fragen beantworten, wenn nicht einmal der zuständige Minister dazu in der Lage ist? Kirsten Gierse-Westermeier

Keine Verantwortung

Während des Gesprächs stellte Remmel klar, dass er bzw. die Politik, sich nicht in der Verantwortung sieht, das angekratzte Image der Landwirtschaft zu verbessern: „Wenn negative Schlagzeilen über schwarze Schafe durch die Presse gehen, kann ich mich als Landwirtschaftsminister nicht öffentlich hinstellen und sagen, das sei alles nicht so schlimm. Wir müssen uns fragen, was wir gemeinsam tun können.“

Nachhaltige Landwirtschaft definieren

Auch Verbraucher müssten mit ins Boot geholt werden, die zusammen mit Landwirten und Politik eine ganzheitliche Systembeschreibung der Landwirtschaft entwickeln. „Ich wünsche mir eine Expertenkommission, die den Begriff ‚nachhaltige Landwirtschaft‘ neu definiert“, so der Minister.

Großes Thema Tierhaltung

Gesetze und Verordnungen lassen Landwirte die Stirn runzeln. Die heutigen Vorschriften bereiten den Bauern Probleme. Insbesondere im Bereich der Tierhaltung fehle es an Planungssicherheit, kritisierte der 23-jährige Schweinehalter Sebastian Aßhauer aus Marsberg. Als Beispiel nannte er die geplanten Änderungen der Kastenstände in den Deckzentren. „Auf Dauer kann sich kein Familienbetrieb leisten, alle fünf Jahre die Ställe umzubauen“, gab der Junglandwirt zu bedenken.

Der Problematik ist sich Remmel bewusst und plant deshalb Ver­ordnungen, auf die sich die Landwirte angeblich 20 Jahre verlassen können.

Tierhalter aus Überzeugung

Aßhauer betonte mehrfach, dass die deutsche Tierhaltung bereits auf einem hohen Niveau sei: „Wenn unsere Tiere nicht gesund wären, könnten sie niemals solche Leistungen erzielen.“ Remmel stellte daraufhin klar, dass er dem einzelnen Landwirt keinen Vorwurf mache, aber dass das komplexe System Landwirtschaft neu beschrieben und fest definiert werden müsse. „Was der einzelne Landwirt auf dem Betrieb macht, interessiert mich nicht. Dafür sind Sie als Unternehmer selbst verantwortlich.“

Auf die Frage, wie er sich die Haltung der Schweine mit nicht kupierten Schwänzen vorstelle, hatte der Minister keine Antwort parat. Auch hier „müsse Landwirtschaft in ihrer Komplexität gesehen werden“. Kirsten Gierse-Westermeier

Den vollständigen Beitrag lesen Sie auf Seite 94 im Wochenblatt, Ausgabe 8/2017.