Bei Anruf Beistand

Mobbing, Familienkonflikte, Sexualität – wer die „Nummer gegen Kummer“ anruft, weiß nicht weiter. Meistens hilft es schon, über die Probleme sprechen zu können.

Gut, dass du angerufen hast.“ Das ist häufig die erste Reaktion von Frank Kleinebecker, wenn ihm ein Anrufer zögerlich sein Problem geschildert hat. Die Anrufer, das sind meistens Kinder und Jugendliche zwischen acht und achtzehn Jahren, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr weiter wissen. „Einfach mal jemandem sein Problem erzählen, das hilft schon. Und wenn es zuhause niemanden dafür gibt, dann klingelt es bei uns“, sagt Frank Kleinebecker.

Er heißt nicht wirklich so. Aber da die „Nummer gegen Kummer“ absolut anonym arbeitet, soll hier weder sein echter Name noch der Ort in Westfalen genannt werden, in dem er einmal die Woche Dienst am Sorgentelefon macht.

Drei Hauptthemen

Nach Einschätzung von Frank Kleinebecker rufen die jungen Leute meistens wegen dieser drei Themen an – und die Statistik (siehe Kasten) stimmt ihm zu:

  • Mobbing,
  • Familienkonflikte oder
  • Liebe und Sexualität.

So unterschiedlich die Anliegen sind, alle Anrufer haben meist eins gemeinsam: „Am Anfang des Gesprächs sind sich viele nicht sicher, ob sie mit ihrem Problem überhaupt anrufen durften“, sagt Frank Kleinebecker. Seine Antwort ist dann immer „Ja“. Wenn sein Telefon klingelt, kann es um vieles gehen: Liebeskummer, Ausgrenzung an der Schule, die Sorge, der Penis ist zu klein, echte Einsamkeit oder gefährliche Suizidgedanken.

Viele „Scherzis“

Allerdings meinen es längst nicht alle ernst. „Es kann vorkommen, dass ich während meines Dienstes keine einzige echte Beratung durchführe“, bedauert Kleinebecker. Dann legen die Anrufer auf, sagen nichts oder versuchen ihn zu veräppeln. Sowas nennen die Berater Scherzis. „Meistens warte ich nach dem Hörer-abnehmen ein, zwei Sekunden, bevor ich etwas sage. Dann höre ich oft schon Kichern im Hintergrund und weiß sofort Bescheid“, sagt Kleinebecker. Was für die Anrufer lustig sein soll, ist für Kleinebecker demotivierend. Und schlimmer noch: Die wirklich besorgten Jugendlichen kommen wegen der Scherzanrufe nicht durch.

Behutsame Ratschläge

Gut, dass sich die ehrenamtliche Arbeit in anderen Fällen lohnt. Oft geht es den Anrufern schon ein bisschen besser, sobald sie ihr Problem einmal ausgesprochen haben. „Beim Mobbing profiliert sich ein starker Charakter auf Kosten eines schwächeren. Ich versuche dann erst einmal herauszufinden, an wen sich der Anrufer in seinem Umfeld wenden könnte“, erklärt Frank Kleinebecker.

Familienprobleme

Anders sieht es bei Familienkonflikten aus, sagt Kleinebecker. Hier sei es wichtig, dem Kind klar zu machen: Du bist das Kind! Deine Eltern sind für dich verantwortlich und nicht umgekehrt. „Ich rate dann oft: ‘Versuche, einen guten Moment abzupassen, in dem deine Mutter sich gerade nicht über deine Schulnoten aufregt. Oder den Vater schlecht macht. Oder weint. Und sag ihr vorsichtig, wie du dich fühlst.’“

Große Bandbreite

Die Bandbreite an Fragen ist groß. In den meisten Fällen helfen das offene Ohr und die Handlungsempfehlungen der Berater. „Und am Ende sag ich: ‘Wenn das alles nichts gebracht hat, dann ruf gerne wieder an.’“ Eva Piepenbrock

Den vollständigen Bericht lesen Sie in der Rubrik "Startklar" auf S. 102 in Wochenblatt-Ausgabe 14/2016.