"Arbeitsurlaub" auf dem Hof

Anja und Marius Pötting bewirtschaften den Vauß-Hof in Scharmede. Auf ihrem Biobetrieb bieten sie Menschen aus aller Welt die Möglichkeit, zu „Wwoofen“, also für freie Kost und Logis mit anzupacken.

Niederländer, Amerikaner oder sogar Südkoreaner oder Libanesen – auf dem Vauß-Hof in Scharmede waren schon Menschen aus vielen verschiedenen Ländern zu Gast. Im Rahmen des Wwoof-Netzwerkes nehmen Anja und Marius Pötting seit Oktober 2010 freiwillige Helfer aus aller Welt auf, die für Unterkunft und Verpflegung auf dem Hof mitarbeiten.

Was ist Wwoof?
Wwoof steht für World Wide Opportunities on Organic Farms, das bedeutet so viel wie "weltweite Möglichkeiten auf Bio-Höfen". Der Verein selbst beschreibt das Konzept, das dahinter steht, so: "WWOOF ist eine Gemeinschaft aus Leuten, die sich für Alternativen in der Landwirtschaft interessieren, die sich darüber austauschen und lernen möchten." Wer teilnehmen möchte, zahlt einen Mitgliedsbeitrag und erhält damit Zugang zur Onlinedatenbank mit allen teilnehmenden Höfen, inklusive Kontaktdaten. Wie lange man auf dem Hof bleibt und andere Details des Aufenthalts besprechen Wwoofer direkt mit ihren Gastgebern.
www.wwoof.de

Inzwischen packt bereits Wwoofer Nr. 38 auf dem Vauß-Hof tatkräftig mit an. "Die Wwoofer sind meist in den 20ern, wir hatten aber auch schon einen, der 40 Jahre alt war", berichtet Anja Pötting. Sie bleiben für einen Zeitraum von drei Tagen bzw. einem Wochenende bis zu drei Monaten.

Wie der Aufenthalt eines Wwoofers bei Familie Pötting abläuft, beschreibt Anja Pötting so:

"In der Regel holen wir die Wwoofer vom Bahnhof ab. Dann folgt ein kurzer Hofrundgang und ein gutes Abendessen. Wir haben einen umgebauten Truppentransporter, eine Art Bauwagen, der hat anfangs voll als Unterkunft gedient. Jetzt nutzen wir ihn noch manchmal im Sommer. Im August 2012 haben wir den leer stehenden Nachbarhof erworben und da eine Art Wohngemeinschaft für Wwoofer und Gäste eingerichtet. Da gibt es Schlafzimmer, ein Bad, eine Küche mit angrenzendem Ess­zimmer und einen Aufenthaltsraum mit Kamin.

Die Wwoofer frühstücken in der WG, Mittagessen und Abendbrot gibt es zusammen mit der ganzen Familie und allen sonstigen Gästen und Arbeitern. Die Wwoofer arbeiten bei uns sechs Stunden am Tag, viele aber auch mehr, weil es Spaß zu machen scheint und immer irgendetwas zu tun ist. Ansonsten sind die Aktivitäten in der Freizeit ganz unterschiedlich: Fahrrad fahren, Joggen, Spazieren gehen und so weiter, aber auch Fernsehen und Internet.

Zwei Tage in der Woche sind frei, das besprechen wir immer individuell. Manche fahren shoppen nach Paderborn oder Münster oder besuchen die Wewelsburg, die Externsteine, die Paderquellen oder den Lippesee. Hin und wieder sind die Wwoofer bei unseren Freizeitaktivitäten dabei und gehen mit ins Theater oder auf eine Radtour. Häufig sitzt man abends noch lange zusammen. Wir erzählen von unserem Betrieb und unseren Ideen und erklären jede Menge. Umgekehrt erzählen die Wwoofer von sich, ihrem Alltag und was sie sonst noch so vorhaben."

Die Welt auf den Hof holen

Eine richtige Hilfe sind die Wwoofer nicht immer im Betrieb, räumt Anja Pötting ein. Die Einarbeitung kostet Zeit und lohnt sich vor allem bei kurzen Aufenthalten häufig nicht. Bei einigen Arbeiten seien die Wwoofer jedoch eine große Hilfe, auch wenn diese Aufgaben nicht unbedingt die spannendsten seien. Doch der Landwirtin und ihrem Mann geht es beim Wwoofen auch nicht um günstige Arbeitskräfte. "Wwoof ist eine Möglichkeit, den Weitblick nicht zu verlieren, sich die Welt auf den Hof zu holen, andere Perspektiven einzunehmen und jungen Menschen einmalige Erfahrungen zu ermöglichen", sagt Anja Pötting. hu