Schule

Wohin nach der Grundschule?

Letzte Woche bekamen die Viertklässler in NRW ihre Halbjahreszeugnisse – mitsamt der Empfehlung für die weiterführende Schule. Wie und wo geht es weiter? Drei Familien berichten über die Suche nach der richtigen Schule.

Die Grundschule ist fast geschafft. Letzte Woche gab es für rund 150 000 Viertklässler in NRW Halbjahreszeugnisse. Doch die meisten Eltern dürften weniger zuerst auf die Noten geblickt haben. Viel mehr interessiert sie die Zeile, in der „Empfehlung für die weiterführende Schule“ steht. Damit entscheidet sich, ob das Kind nach der Grundschule zum Gymnasium, zur Real- oder zur Hauptschule geht. Zur Auswahl für den weiteren Bildungsweg stehen auch immer Sekundar- und Gesamtschule.

Wie auf dem Bahnhof

Nun läuft es in NRW so, wie in allen westlichen Bundesländern – außer Bayern: Die Eltern können sich an die Empfehlung halten, müssen es aber nicht. Es zählt der Elternwille und es gilt freie Schulwahl. Manche Eltern finden das gut. Beispielsweise, wenn sie die Entwicklung ihres Kindes anders beurteilen als der Lehrer und wollen, dass ihr Kind zum Gymnasium geht – selbst wenn es die Empfehlung nicht hat.

Andere Eltern sind mit der Suche nach der richtigen Schule überfordert. Sie wissen nach Elternabenden, Recherchen in Internetforen, Gesprächen mit anderen Eltern und der Flut an Informationen und Flyern von weiterführenden Schulen nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht. „Wohin nach der Grundschule?“, fragen sie. Für sie gleicht der Übergang in die fünfte Klasse dem Trubel auf einem Umsteigebahnhof. Man muss den bisherigen Zug verlassen und wissen, wo der Anschlusszug steht, wie er zu erreichen ist und wann er abfährt. Außerdem braucht es eine gültige Fahrkarte. Wie gehen Familien mit der Suche nach der richtigen Schule um? Welche Kriterien sind entscheidend? Drei Familien berichten.

Familie Gerdes sagt: Auf das Bauchgefühl hören

Die Schulfrage bei Familie Gerdes aus Altenberge ist seit Ende Januar geklärt: „Ich komme auf die Friedensschule wie Frida und wie Mama früher“, sagt die neunjährige Wilma sichtlich stolz. Die Friedensschule ist eine Gesamtschule mit Ganztagsbetreuung in Münster. „Ich kenne sie schon aus meiner Schulzeit, weil ich dort von der fünften Klasse bis zum Abitur war. Auch unsere älteste Tochter Frida geht dorthin. Außerdem hält der Bus nur einen Kilometer von hier entfernt und fährt direkt bis zur Schule“, erklärt Wilmas Mutter, Christin Gerdes.

Insbesondere die Ganztagsbetreuung und die Busverbindung waren für die berufstätige dreifache Mutter und ihren Mann Norbert wichtige Gründe, weswegen sie auch die mittlere Tochter am liebsten hierhin schicken wollten. Kopfzerbrechen über die Suche nach der richtigen Schule haben sich die Eltern bei Wilma nicht gemacht. Sie haben sich einfach auf ihre Erfahrung mit der ältesten Tochter verlassen. „Wir haben uns vor zwei Jahren bei Frida drei Schulen angesehen und die Elternabende besucht“, berichtet Christin Gerdes. Ihr war es damals wichtig, mit anderen Eltern, die schon ältere Kinder auf der Schule hatten, über deren Erfahrungen zu sprechen. Beim zweiten Kind seien sie nirgends gewesen. „Ich hatte bei dieser Schule von vornherein ein gutes Bauchgefühl“, betont die Mutter.

Familie Specking: Fußballjungs gefragt

Ein Fußballjunge wie Justus Specking weiß: Ein Spiel dauert 90 Minuten und das Runde muss ins Eckige. Genauso sieht der Zehnjährige aus Altenberge das zur Freude seiner Eltern mit der Schulwahl: es nicht so kompliziert machen.

Als der Lehrer Kirsten und Rainer beim Elternsprechtag empfohlen hat, ihren Sohn zum Gymnasium zu schicken, nahm der das Heft prompt selbst in die Hand. „Ich habe meine Freunde beim Fußball gefragt, auf welche Schule sie gehen“, berichtet Justus, „die haben den Schulwechsel schon hinter sich.“ Ein paar erzählten ihm von der Friedensschule Münster. Von dieser Schule hatte Justus schon vorher gehört. Als angehender Messdiener hat er nämlich auch bei den Gruppenleitern nachgefragt, wo sie ihr Abitur machen. Damit war für Justus klar, er will zur Friedensschule. Den Platz an der Gesamtschule hat er bereits sicher. Seine Mutter freut sich auch. „Ich habe dort Abitur gemacht“, sagt sie. So gesehen, lief die Schulsuche für Familie Specking ohne viel Stress. „Wenn es nicht diese Schule geworden wäre, dann eine andere“, war für Kirsten Specking eh klar. „Man sucht sich zwei oder drei Schulen aus und schaut, ob das Schulprofil zu seinem Kind passt. So findet man die richtige. Wichtig ist, dass regelmäßig ein Bus fährt.“

Familie Wend-Erdel: Interessen des Kindes beachten

Leo liebt Technik. „Ich möchte später gerne was mit Informatik und Computern machen“, sagt der neunjährige Grundschüler aus Altenberge. „Leo ist praktisch veranlagt und kein Theoretiker. Auf der Realschule ist er gut aufgehoben, weil das technische Profil zu seinen Interessen und seiner Neigung passt", sagen die Eltern Justina und Klaus Wend-Erdel.

Das habe auch der Lehrer so gesagt, als sich die Eltern von ihm beraten ließen, wie und wo es nun weitergeht. Leos jetziger Klassenlehrer kennt einige Schulen in Münster und gab ihnen Tipps. Daraufhin sind Justina, Klaus und Leo Wend-Erdel zu einem Schnuppertag an die Erich-Klausener-Realschule in Münster gefahren. Leo gefällt die Schule. Er freut sich auf neue Freunde und, was der aufgeweckte Technikfan besonders toll findet: „Die haben da Roboter.“

Die Text in ganzer Länge und fen gesamten Schwerpunkt mit einer Checkliste zur Schulsuche sowie Informationen zu den Schulformen und Tipps finden Sie im Wochenblatt, Folge 6/2018 im Landleben-Teil ab Seite 66.

Grundschule und dann?“

Welche Erfahrungen haben Sie mit der vierten Klasse und dem Übergang gemacht? Konnten Sie wählen? Oder macht eine nach der nächsten Schule zu? Gibt es in Ihrer Nähe noch eine Haupt- oder Realschule für Ihr Kind? Waren die Empfehlungen zutreffend? Mussten Sie sich über ungerechte Noten ärgern? Oder war alles entspannt? Schreiben Sie uns:

Landwirtschaftsverlag Münster,
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