Wer ein E-Auto fährt, der gewöhnt sich neue Routinen an: Getankt wird nicht nur, wenn der Tank leer ist – sondern immer, wenn der Wagen zu Hause parkt. Ein prüfender Blick gilt nicht mehr der Preisliste an der Tanke, sondern dem Sonnenstand. Denn: Wer besonders günstig tanken will, der nutzt den von der eigenen Photovoltaik-Anlage produzierten Strom. Auch die Nutzung von Energie aus Biogas, Wind oder Wasser ist möglich. Mitunter schwieriger ist es dann allerdings, einen geeigneten Standort für die Ladestation zu finden. Diese ist zwingend erforderlich, wenn das Auto zu Hause geladen werden soll.
Standort und Installation
Was bei der Suche nach der passenden Lösung zu beachten ist, erklärt Pascal Hille aus Steinfurt. Der Elektrotechniker-Meister und seine 15 Mitarbeiter haben sich auf erneuerbare Energien spezialisiert. Die Installation von frei stehenden Ladesäulen oder an der Wand installierten Ladestationen, sogenannten Wand- oder Wallboxen, gehört mittlerweile zu ihrem täglichen Geschäft.
Standort: Die Ladestation sollte da stehen, wo auch das E-Auto parkt, am besten unter Dach, abschließbar und gegen ständige Sonneneinstrahlung geschützt. Im Idealfall ist auch schon bekannt, welches E-Auto zum Einsatz kommt. Denn die Position der Ladebuchse unterscheidet sich von Modell zu Modell. Ladekabel sind in der Regel zwischen 5 und 7,50 m lang. Ein Exemplar gehört bei jedem Wagen zur Grundausstattung ab Werk. Wer ein zusätzliches Ladekabel kaufen will, zahlt dafür um die 300 € brutto.
Verbindung zu PV & Co.: Wer selbst Strom produziert, sollte auch die Position der Wechselrichter im Blick haben. Denn von diesen muss ein Stromkabel zur Ladestation gezogen werden. Für die Steuerung ist zudem eine Kabelverbindung vom Zählerkasten zur Ladestation, zur Erzeugungsanlage (zum Beispiel PV) sowie – falls vorhanden – zum Speicher erforderlich. Teilweise ist auch eine kabellose WLAN-Einbindung möglich. Pascal Hille empfiehlt das Kabel als weniger störanfällige Variante.
Installation: Ladeeinrichtungen benötigen prinzipiell einen eigenen Stromkreis. In diesem müssen alle elektrischen Betriebsmittel – wie Schutzeinrichtungen, Leitungen, Steckvorrichtungen, Verbindungen und Anschlüsse – für die Betriebsart „Dauerlast“ ausgelegt sein. Gerade Gebäude mit älteren Elektroinstallationen sind oft nicht auf den Anschluss eines weiteren Großverbrauchers, wie es ein E-Auto ist, vorbereitet. Hier sollten Fachleute prüfen, ob die Installation verstärkt werden muss oder ein digitales Managementsystem ausreicht, um Überlastungen zu vermeiden.
Leistung und Modellwahl
Welches Modell für die eigenen Bedürfnisse das richtige ist, hängt von einigen Faktoren ab.
Ladeleistung: 60 kW brauchen die meisten E-Autos für eine Ladung. Eine normale Steckdose liefert maximal 3 kW pro Stunde. Dann dauert es 20 Stunden, bis der leere Akku voll geladen ist. Empfohlen wird diese Variante ausschließlich für Notladungen. Bei Wandboxen gibt es Modelle, die 11 oder 22 kW pro Stunde schaffen.
Meldepflicht: Die Installation eines 11-kW-Modells muss beim Netzbetreiber, das sind in der Regel die örtlichen Stadtwerke, nur angemeldet werden. Für alle leistungsstärkeren Ladevorrichtungen ist ein Antrag Pflicht. „Der Netzbetreiber prüft dann, ob der Anschluss freigegeben werden kann oder verstärkt werden muss“, erklärt Pascal Hille. Ist das der Fall, kann die Installation schnell 1000 € teurer werden.
Modell: Frei stehende Varianten eignen sich besonders, wenn die Ladestation öffentlich zugänglich sein soll. Standard für private Nutzer sind Wallboxen. Einige Modelle haben ein fest angeschlossenes Ladekabel. Bei anderen muss stets das zum Auto gehörige Kabel verwendet werden. Pascal Hille empfiehlt, sich vor der Modellwahl gut beraten zu lassen und auf Rezensionen im Internet zu achten.
Smarte Steuerung
Steuerung: Einfache Wandboxen kennen quasi nur „an“ und „aus“. Sie speisen einfach Strom ins Auto. Intelligente Modelle haben im Blick, ob gerade selbst produzierter Strom zur Verfügung steht oder Energie aus einem Batteriespeicher gezogen werden kann. Der Nutzer kann sein Auto dann beim Nachhausekommen anschließen und an der Ladestation oder über eine App die Ladung steuern. Damit eine Wallbox in dieser Form mitdenkt, muss ein sogenannter Smartmeter eingebaut werden. Er übernimmt die Kommunikation zwischen Photovoltaik-Anlage, Wechselrichter und Wallbox.
Ladearten: Eco-Ladung bedeutet, dass die Wallbox das Auto nur betankt, solange auch Strom produziert wird. Im „Next-Trip-Mode“ lädt die Wallbox möglichst schnell, im Zweifel holt sie sich dazu auch Strom aus dem Netz. Wer einen Tarif hat, bei dem der Preis je nach Tageszeit und damit zur Verfügung stehendem Strom variiert, kann auch das bei der Ladung berücksichtigen lassen und die Kosten damit möglichst niedrig halten.
Lademanagement: Das braucht derjenige, der mehrere Fahrzeuge gleichzeitig laden will. Über ein solches System lässt sich steuern, welches Auto priorisiert geladen werden soll – zum Beispiel weil es als Erstes wieder gebraucht wird.
Preise: Die Preisspanne bei Wallboxen bewegt sich je nach Ausstattung und Hersteller zwischen 600 und 2000 €. Frei stehende Ladesäulen sind deutlich teurer. Sie kosten zwischen 2000 und 10 000 €. Das ist zum Beispiel auch abhängig davon, ob Externe die Säule als „Tankstelle“ nutzen können und deshalb ein Abrechnungssystem hinterlegt werden muss.
Lieferzeiten: Wer sich zurzeit für die Installation einer Ladestation interessiert, muss sich auf längere Lieferzeiten einstellen. Zurzeit liegen sie bei den meisten Herstellern bei etwa einem halben Jahr.
Installation vom Profi
Bei der Installation einer Ladestation ist eine ganze Reihe technischer Normen und Richtlinien zu berücksichtigen. Wie bei allen anderen elektrotechnischen Anlagen muss deshalb – zumindest für die Abnahme – ein Fachbetrieb eingeschaltet werden.ahe
Die Initiative Elektro+ informiert in einer Broschüre darüber, wie sich bei einem Neubau und auch bei einer Sanierung Vorkehrungen für eine Ladestation treffen lassen. Vorbereitende Maßnahmen, zum Beispiel das Verlegen von Leerrohren, können den späteren Aufwand deutlich reduzieren. Die Broschüre steht zum kostenlosen Download bereit.
www.elektro-plus.com/downloads