Einen ganzen Stapel alter Eichenbalken hatte ein Bekannter vor fünf Jahren bei Olaf Rüter abgeladen. Auf dem Hof war das Holz übrig, aber zum Verfeuern bestes geeignet – meinte der Bekannte. „Mir tat es richtig weh, als ich den ersten Balken durchsägen wollte“, erinnert sich Rüter. Also änderte er seinen Plan: Aus dem alten Holz baute er ein Tischchen für die Terrasse.
Holz mit Charakter
Handwerklich sei er nicht sonderlich geschickt, sagt der 51-Jährige aus Ramsdorf im Kreis Borken. Trotzdem ist aus dem Radio-Redakteur inzwischen ein richtiger Holzwurm geworden. Er merkte, dass nicht nur er eine Leidenschaft für Holz hat, auf dem Jahrzehnte und Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen haben. Privatleute, aber auch Tischler interessieren sich für das Material mit Charakter. Und das lässt sich eben nicht im Holzhandel oder im Sägewerk bestellen. Wer Schätze sucht, braucht eine Spürnase und die richtigen Kontakte.
Aus Eiche oder Lärche
Olaf Rüter hat inzwischen ein ganzes Netzwerk aufgebaut. Zusätzlich durchforstet er einschlägige Anzeigenportale im Internet. Meist schlägt er bei alten Fachwerkbalken und historischen Fußböden zu. Aus Eiche oder Lärche sollten sie sein und möglichst unbehandelt. „Alte Farbe bekommt man ab, aber mit Öl behandeltes Holz dünstet aus.“ Fündig wird Rüter vor allem im Münsterland und im Nordwesten Deutschlands. „Im Ruhrgebiet gibt’s quasi nur Fichte.“ Meistens zahlt er 150 bis 200 € pro m3 Holz.
Seine Funde transportiert Olaf Rüter dann zu seinem Lager, das er auf einem Kotten in Südlohn-Oeding angemietet hat. Dort zieht er Nägel heraus, entfernt mit einer rotierenden Metallbürste und dem Hochdruckreiniger den gröbsten Schmutz und prüft, ob sich Schädlinge im Holz eingenistet haben. Ist das der Fall, schiebt er Balken und Bretter bei einem Schreiner in die Hitzekammer.
Das passende Stück finden
So vorbereitet, geht das Holz wieder in der Verkauf. Auch da leistet das Internet wertvolle Dienste. Die meisten Kunden finden über Inserate den Weg zum „Münsterländer Scheunenholz“. So heißt die kleine Firma, die Rüter inzwischen gegründet hat. Die meisten suchen dann vor Ort das passende Stück heraus. Manchmal schleppt er sogar einzelne Stücke zur Post, um sie als Paket zu verschicken. „Diejenigen, die es kaufen, interessiert die Geschichte“, berichtet er. Die lässt er sich immer erzählen, wenn er altes Holz einkauft.
Von dem, was seine Kunden in den vergangenen Jahren bereits aus den Hölzern gemacht haben, ist er begeistert. Tischler haben schon Tische und Truhen, Sekretäre und Sideboards gebaut oder Haustüren mit dem Altholz furniert. Gerade den Kontrast zu einer modernen Einrichtung finden viele reizvoll. Tipp am Rande: Wer den natürlichen Look erhalten will, behandelt die Möbelstücke am besten mit einem stumpfmatten Naturholz-Effektlack.
Wiederverwerten statt fällen
„Wir können es uns nicht mehr leisten, so viel wegzuschmeißen“, ist Olaf Rüter überzeugt. „Wenn ich dazu beitrage, dass ein Baum weniger umfallen muss, dann ist es das wert“, findet er. Diesen Aspekt hat auch der Kreis Borken jüngst gewürdigt. Olaf Rüter ist einer der Preisträger des vom Kreis vergebenen Klimapreises.
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