Nicht weniger als die Landtechnik der vergangenen 5000 Jahre bietet das Landmaschinen-Museum in Hörstel-Riesenbeck im Kreis Steinfurt. Damit wirbt der Heimatverein. Im Inneren warten Düngerstreuer und Pflüge aus Holz und Stahl. Von der Decke des 15 m hohen Gebäudes hängt ein hölzernes Jauchefass. An einem Monitor mit Touchscreen erfahren Besucher mehr zu den Geräten.
Doch das war nicht immer so. Dr. Klaus-Werner Kahl blickt mit etwas Grusel zurück. „Das Museum war eine Rumpelkammer“, sagt der Leiter, der zugleich zweiter Vorsitzender des Heimatvereins ist. Ein ähnliches Urteil fällte das Museumsamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. „So könnt ihr euch nicht Museum nennen“, erinnert sich Kahl an dessen Fazit.
Kein Stein auf dem anderen
Doch blicken wir zunächst zurück: 1997 eröffnete der Heimatverein Riesenbeck das Landmaschinen-Museum. Den Grundstock für die Ausstellung bildeten rund 100 Exponate des historischen Umzuges zum 900-jährigen Jubiläum der Bauerschaft Birgte. Dafür bauten die Ehrenämtler eine Ausstellungsscheune. Mittlerweile stehen auch eine Schmiede und eine Remise auf dem Gelände. Sie wird auch für die Ausstellung genutzt. Scheunentore bildeten die Eingänge. „Ratten und Mäuse gingen ein und aus“, erinnert sich Kahl.
Es musste etwas passieren: Im Jahr 2013 begannen Kahl und weitere Mitstreiter, das Museum neu zu konzipieren. Erstmals inventarisierten sie die Gegenstände. In den Jahren waren viele Stücke als Schenkungen hinzugekommen. Sie schätzten die Zahl auf 500, kamen aber auf über 1000 Exponate – von der Milchkanne bis zum Mähdrescher. Mittlerweile betreibt der Verein dazu eine digitale Datenbank, an der 27 weitere Heimatvereine angedockt sind.
Damit diese Ausstellungsstücke erhalten bleiben, musste der Verein an die Substanz von Scheune und Remise gehen. Hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturschwankungen hätten auf Dauer die Exponate zum Rosten gebracht. „Wir ließen keinen Stein auf dem anderen“, sagt Kahl. Sie dämmten das Dach, ebenso die Fenster und Tore mit nach innen vorgesetzten Kastenfenstern.
Den Eingangsbereich betritt der Gast nun durch eine Schleuse mit automatischer Schiebetür, die ein örtlicher Supermarkt gespendet hat. Im Boden befindet sich eine Fußbodenheizung, die für mindestens 12 °C sorgt. Besonders stolz ist Kahl aber auf die Lüftung. Sie reguliert die Luftfeuchtigkeit selbst und hält sie konstant bei etwa 50 %. Nun lassen sich auch empfindliche Museumsstücke wie Textilien und Bilder ausstellen.
Weniger ist mehr
Auch an die Ausstellung musste der Verein ran: Sie war überfrachtet. Etwa die Hälfte der Exponate kam raus und wurde eingelagert. Gemeinsam mit einem lokalen Messebauer dachten sie neu. „Nutzt die Höhe des Gebäudes“, lautete eine Empfehlung. Deshalb hängen jetzt neben dem Jauchefass auch andere Exponate von der Decke.
Klar gegliedert ist die Ausstellung nach verschiedenen Bearbeitungsschritten wie düngen, pflügen, säen. Aber auch das Weben und die Kartoffelernte finden sich wieder. Von einem portugiesischen Hakenpflug, wie ihn ähnlich schon die alten Ägypter nutzten, bis hin zum modernen Vierscharpflug wird zum Beispiel die Entwicklung des Pfluges deutlich.
Die Treppe hinauf erfahren Besucher auf einer neugebauten Ebene mehr zu den Themen Fütterung, Milchwirtschaft und Wasserversorgung. Dazwischen stehen insgesamt acht Bildschirmterminals. Über sie haben die Besucher Zugriff auf die digitale Datenbank, die als Museums-Informations-System dient. Sie können sich Texte vorlesen lassen und die Landtechnik über historische und moderne Videos in Aktion sehen. Über zahlreiche QR-Codes bekommt man das gleiche Angebot auf das eigene Smartphone. Zusätzlich können die Gäste auch immer wieder Hand anlegen, zum Beispiel an einer Sackklopfmaschine von 1902.
Die Renovierung hat etwa fünf Jahre gedauert. Pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum konnte der Heimatverein 2022 das Museum wieder eröffnen. Nun sucht Kahl noch einen passenden Treppenlift, damit auch die neue Etage barrierefrei ist. Denn vor allem Alt und Jung – meist sind es Großeltern mit ihren Enkelkindern – begeben sich hier auf eine gemeinsame Zeitreise.
Das Museum ist am ersten Sonntag im Monat von 14 bis 18 Uhr und montags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Erwachsene zahlen 2,50 € Eintritt.
www.landmaschinen-museum-riesenbeck.de
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