Kann das weg oder wird daraus noch was? Diese Frage stellt sich bei alten Möbeln, die in Scheunen, Kellern oder auf dem Dachboden lagern. Gerade auf Höfen, auf denen schon viele Generationen gelebt haben, finden sich häufig solche Stücke.
Auf dem Hof Homann in Metelen (Kreis Steinfurt) ist das nicht anders. Lange standen auf dem Dachboden einige Nachttische, die einst zum Inventar eines Klosters gehörten. Dort war eine inzwischen verstorbene Großtante Ordensschwester. Wenn Möbel ausrangiert wurden, dachte sie gerne an ihre Verwandten.
In die Werkstatt
Jetzt hat Kathrin Homann, von Beruf Tischlerin, eines der alten Schränkchen in ihre Werkstatt geholt. Dabei hat sich für sie wieder einmal bestätigt: „Oft sind die Möbel von wirklich guter Qualität“. Unter mehreren Lackschichten verbarg sich ein handwerklich gefertigtes Schränkchen aus Weichholz. Nach einigen Stunden Arbeit funktioniert es jetzt wieder einwandfrei.
Teile demontieren
Als Erstes entfernte Kathrin Homann alle Beschläge und auch die Klavierbänder, mit denen die Tür befestigt war. Dann kratzte sie alte Farbschichten ab und schliff sämtliche Flächen leicht an. Anschließend bekamen alle sichtbaren Teile einen neuen Anstrich und alle anderen eine Behandlung mit Möbelwachs. Inzwischen ist das Schränkchen wieder zusammengebaut. Neue Füße, eine Platte aus Eichenholz und bunte Möbelknöpfe sorgen für eine frische Optik.
Hier die Tipps im Überblick:
Der Lack muss ab
Kathrin Homann hat die alten Lackschichten mit einer Ziehklinge entfernt. Das ist anstrengend, aber effektiv. Wer den Lack mit einem Stecheisen wegschiebt, muss sehr aufpassen, keine Macken zu produzieren. Lackreste anschließend mit 60er- und 150er-Schleifpapier entfernen. Ziel der Prozedur: Es darf nichts mehr bröckeln oder bröseln.
Aufpolierte Scharniere
Diese Scharniere, sogenannte Klavierbänder, aus Messing waren noch gut in Schuss. Mit einem Bürstenaufsatz für den Winkelschleifer lassen sich Farb- und Lackreste entfernen.
Mit Schwalbenschwanz
Die Verarbeitung der Schubladen gibt häufig einen Hinweis darauf, wie viel Handwerk in einem Möbelstück steckt. Viel ist es bei dieser Schublade, denn die Schwalbenschwanz-Verzinkung ist aufwendig, kommt dafür aber ohne Leim aus und hält ewig. Damit die Schublade gut gleitet, wurden auch die Unterseite und alle angrenzenden Teile gewachst.
Farbe und Pflege
Für den Anstrich der sichtbaren Teile hat Kathrin Homann eine Kreidefarbe gewählt. Das Musterbrett zeigt, wie das Holz nach einem oder zwei Anstrichen aussieht. Eine durchscheinende Lasur ist bei Möbeln aus Eiche und Nadelholz reizvoll, wirkt bei der sehr feinporigen Buche aber langweilig. Für einen „Vintage-Look“ die Farbe an Kanten und einigen anderen Stellen wieder leicht abschleifen. Damit das Möbelstück nicht „kreidet“, Möbelwachs in kreisenden Bewegungen mit einem Baumwolltuch auftragen. Rückstände nach etwa drei Stunden abnehmen. Die Teile wirken danach dunkler, hellen aber wieder auf. Noch robuster ist das Möbelstück, wenn statt Wachs ein Klarlack aufgetragen wird.
Neue Platte
Obenauf hat das Schränkchen eine neue Platte aus Eichenholz bekommen. Das passt zu den neuen Füßen aus dem gleichen Material. Die gewachste Platte hat Kathrin Homann mit Eurowinkeln an den Seitenteilen befestigt. Diese Verbindungswinkel sind speziell für den Möbelbau gedacht, oft gibt es auch passende Abdeckkappen. Der Vorteil gegenüber der alten, nur angeleimten Platte: Das Schränkchen ist deutlich einfacher zu tragen.
Auf vier Füßen
Einer der alten Füße war abgebrochen, deshalb hat das Schränkchen einen neuen Satz aus dem Baumarkt erhalten. Befestigt hat Kathrin Homann diese mit Gewindestangen. Die hat sie in Holzleisten gedreht, die sie versteckt an die Unterseite des Korpus geschraubt hat.