Immer mehr, immer größer – das ist nicht die Devise von Silvan Schulze-Weddige. Auf dem Gut Holsterfeld in Salzbergen bei Rheine baut er in vierter Generation vor allem Spargel in Bioqualität an. Vor fünf Jahren hat er die Anbaufläche um 20 % auf 30 ha reduziert. „Das war eine gute Entscheidung“, sagt der studierte Agrarökonom heute. Sein Betrieb fahre besser damit, am Anfang und Ende der Saison knapp mit Ware und auf dem Erntehöhepunkt passend in der Menge zum Selbstvermarkten zu sein. „Ich verkaufe nur noch dort, wo ich den Preis selbst bestimmen kann“, lautet sein Prinzip.
Nur direkte Vermarktung
Das kann er im Verkaufsladen auf dem Gut Holsterfeld, der verkehrsgünstig an der Bundesstraße 70 nördlich von Rheine liegt. Etwa 40 % der Spargelmenge gehen hier oder an den 20 mobilen Verkaufsständen, die in und um Rheine, im südlichen Emsland und in der Grafschaft Bentheim stehen, über den Tresen. Weitere 30 % des Spargels vermarktet er über die Gastronomie. Die restlichen 30 % gehen an Biobetriebe, die mit dem Spargel ihre Abo-Kisten aufwerten.
Bei der Vermarktung ist Qualität das, womit der 30-Jährige punkten möchte. Das Konzept geht auf. Seiner Erfahrung nach sind die Kunden durchaus bereit, für frischen Spargel aus dem Hofladen 1 bis 2 €/kg mehr zu bezahlen.
In Präsenz investieren
Zur Kundenpflege organisiert Silvan Schulze-Weddige jährlich ein Hoffest, ist auf Social-Media-Kanälen aktiv und wirbt über Großflächenplakate und Radiospots. Seine neueste Idee: Eine eigene Zeitung „Gut Holsterfelder Spargelbote“ mit Infos rund um Spargel und das Gut Holsterfeld. Warum eine Zeitung? „Weil sie zum Lesen animiert“, lautet seine Begründung. Die sechsseitige Ausgabe im klassischen Zeitungsformat, gedruckt mit einer Auflage von 120 000 Exemplaren, hat er regionalen Tageszeitungen beilegen lassen. „Es ist wichtig, in Präsenz zu investieren“, ist der Agrarökonom überzeugt.
Der Verkauf des Spargels konzentriert sich überwiegend auf die Wochenenden. Um eine gleichmäßigere Auslastung zu erreichen, bietet Gut Holsterfeld in diesem Jahr mittwochs einen Rabatt von 10 % an.
Sorgen bereitet Silvan Schulze-Weddige die Frage nach den Saisonarbeitskräften. Viele langjährige Erntehelfer aus Polen werden aus Altersgründen nicht mehr lange zum Spargelstechen kommen, gute jüngere Kräfte gibt es aber kaum. Vor diesem Hintergrund sieht er den Mindestlohn in Deutschland als Wettbewerbsvorteil: „Das macht uns als Arbeitgeber interessant für ausländische Arbeitnehmer“, hofft er.
Neue Betriebszweige denkbar
Außer Spargel bietet das Gut Holsterfeld Erdbeeren und Heidelbeeren aus eigenem Bioanbau an. In Zukunft möchte Silvan Schulze-Weddige den Familienbetrieb aber breiter aufstellen. Vor zwei Jahren hat er auf zwei kleinen Flächen Walnussbäume gepflanzt. Bis er hier eine nennenswerte Ernte einfahren kann, wird es allerdings noch gut und gerne zehn Jahre dauern. Offen ist er auch für andere Kulturen. Beispielsweise kann er sich vorstellen, Himbeeren anzubauen, denn die mag er selbst besonders gerne. Das ist wichtig, findet er, denn „was man anbaut, muss man selbst mögen“.
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