Als Arndt Nietfeld noch klein war, brachte er nahezu jedes verletzte Tier, das er fand, nach Hause. Ein Mitarbeiter auf dem Hof sagte seinerzeit im Spaß: „Wenn der so weitermacht, dann brauchen wir bald einen Tierfriedhof.“ Dass es wirklich so kam, war nicht nur der Tierliebe des jungen Niedersachsen geschuldet, sondern auch der Auffassung seiner Eltern, dass jedes Familienmitglied, auch die tierischen, einen würdevollen Abschied verdient hat. Heute ist der Rosengarten letzte Ruhestätte für viele Haustiere. Das Familienunternehmen betreut trauernde Tierhalter an bundesweit 45 Standorten. In den sechs Kleintierkrematorien und dem im August des vergangenen Jahres eröffneten Pferdekrematorien erhalten verstorbene Tiere den Abschied, den sich ihre Tierhalter für sie wünschen.
Herzpferde werden zu Asche
„Zu uns kommen Pferdehalter, für die ihr Pferd mehr als ein Sportgerät ist“, steckt Arndt Nietfeld seine Zielgruppe ab. Aus Erfahrung weiß er, dass seine häufig weibliche Kundschaft sie als „Herzpferde“ bezeichnet, für die sie gern die rund 2000 € für Transport und Einäscherung zahlen. Das Team der Tierbestattung holt die verstorbenen Pferde ab. „Wir wollen das maximal pietätvoll tun und verzichten daher auf jegliche Greiftechnik“, erklärt der 34-Jährige den wichtigen Unterschied zum Abdecker. Die Tiere werden vorsichtig auf eine Bahre verladen und ins Krematorium nach Badbergen im Landkreis Osnabrück gebracht. In drei großen Kühlräumen werden die Tiere verwahrt, bis die Einzelheiten um die Beisetzung geklärt sind. „Manche Kunden wollen zum Beispiel ein paar Schweifhaare als Erinnerung behalten“, berichtet Svantje Exeriede, die Betriebsleiterin des Pferdekrematoriums.
Vor Ort Abschied nehmen
Wer bei der Einäscherung dabei sein will, der kann in einem separaten Abschiedsraum bei ruhiger Musik einen letzten Blick auf sein Pferd werfen, ehe es auf der hölzernen Palette in den Ofen fährt. Dann schließt sich die Luke und die Kremierung beginnt.
Für ein Großpferd kalkuliert Arndt Nietfeld rund zwei bis drei Stunden. Die Angehörigen können derweil im Nebenraum bei einer Tasse Kaffee gemeinsam Abschied nehmen. „Kuchen bieten wir nicht an“, erzählt der Betriebswirt, der keinen Vergleich zur Einäscherung von Menschen anstellen möchte.
Seuchenschutz geht vor
Nach dem Tod des Pferdes hat der Seuchenschutz oberste Priorität. Wer beabsichtigt, sein Tier einzuäschern, braucht eine amtliche Genehmigung. „Der Tierarzt muss die Seuchenfreiheit bescheinigen, ehe wir Kontakt zum zuständigen Kreisveterinär aufnehmen können“, erläutert Svantje Exeriede.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass keine Flüssigkeiten aus dem Tierkörper laufen dürfen. „Jedes Pferd liegt in einer auslaufsicheren Wanne. Unmittelbar vor der Kremierung dürfen wir es auf eine Plastikfolie legen, die wir mit verbrennen müssen“, erläutert sie. Die Betriebsleiterin züchtet selbst Pferde, führt einen Pensionsstall und kennt das Klientel.
Verbrennungswärme nutzen
„Zu Anfang war mir das Kremieren von Tieren dennoch fremd“, gibt sie unumwunden zu. In den Niederlanden und Frankreich ist die Kremierung von Pferden deutlich verbreiteter als in Deutschland. „Es gibt drei weitere Tierbestatter mit einem eigenen Ofen“, umreißt Arndt Nietfeld den Markt. Er sieht die Gründe unter anderem in den strengen Gesetzen für die Filter in Deutschland.
„Draußen kann man nicht riechen, ob wir gerade kremieren“, sagt er. Dennoch gab es vor Baubeginn erhebliche Gegenwehr aus der Bevölkerung: „Die größten Befürchtungen waren, dass es Asche regnen oder ein Geruch zum nahegelegenen Wohngebiet ziehen könnte“. Heute heizt er mit der Abwärme der Tierkrematorien über das Fernwärmenetz mehrere Häuser im Ort.
Asche – und nun?
Nachdem die Asche den Ofen verlassen hat, muss sie zunächst auskühlen. Es kann sein, dass einzelne Knochenfragmente nicht gänzlich zerfallen sind. Dann kommt die Aschemühle zum Einsatz. „Vorher entnehmen wir noch etwaig vorhandene Implantate sowie die Hufeisen, wenn der Besitzer sie vorher nicht entfernt hat“, erklärt Svantje Exeriede. Sie bedauert, dass es ihr verboten ist, die Hufeisen als Erinnerungsstück mit der Asche mitzuschicken.
Jeder Besitzer darf selbst entscheiden, was er mit der Asche seines Pferdes machen möchte. Denn anders als im Humanbereich gibt es keine gesetzlichen Vorgaben. Es gilt nur: Die gesamten 20 kg Asche müssen das Krematorium verlassen.
Lesen Sie mehr: