Spinnen haben bei Familie Kattenbaum in Sassenberg wenig Zeit, ihre Netze zu spannen. Selbst im Stall. Immer wenn Bullen verkauft werden, rückt die Familie auch den kleinen Tieren auf die Pelle. Mit Schaufel und Hochdruckreiniger schrubben Alfons und Annette Kattenbaum die Boxen. Für die Decken-Ecken steht ein großer Besen parat. Zum Schluss gibt’s eine neue Kalkschicht für die Wände. Das hat nicht nur desinfizierende Wirkung. Die „gewittelten“ Wände sehen auch gepflegt aus.
„Hier kann keiner was liegen sehen“, sagt Alfons Kattenbaum lachend. Der 49-Jährige leitet den Betrieb, auf dem 300 Bullen gemästet werden, gemeinsam mit Ehefrau Annette. Sohn Andreas (22) steht in den Startlöchern. Nach Ausbildungen zum Landwirt und zum Land- und Baumaschinenmechatroniker will er ab Sommer die Fachschule absolvieren. „Wenn man etwas dreckig macht, dann machen wir es auch direkt weg“, sagt er. „Sonst schiebt man es nur.“
Viele Hände, schnelles Ende
Zur Familie gehören außerdem drei Töchter zwischen 11 und 24 und Seniorchefin Marlies (77). Bei größeren Aufräumaktionen sind alle dabei. „Wenn man alleine davorsteht, vergeht einem die Lust“, ist Alfons Kattenbaum überzeugt. Immer wenn gebaut wird, nutzt die Familie die Gelegenheit, alte Lager aufzulösen. Mittlerweile sind kaum noch welche da, denn auf eine Baustelle folgte in den vergangenen Jahren stets die nächste. Nach einem Getreidelager entstanden eine Maschinenhalle, ein Stall und ein Strohlager.
Altgebäude entrümpeln
Zum Teil mussten Altgebäude weichen, in denen sich über Jahrzehnte auch alte Maschinen und Holzreste angesammelt hatten. Dabei hat der Betriebsleiter eine Erfahrung gemacht: „Meistens kann die Hälfte der Sachen weg.“ Einiges landet auf dem Schrott, anderes bei eBay. Verkauft hat die Familie dort zum Beispiel alte Bauteile aus Sandstein.
Der Rest lagert jetzt in einer Ecke der neuen Maschinenhalle. Für historische Landtechnik gibt es einen trockenen Platz im Regal, für Holz unterschiedlicher Stärke fest zugewiesene Lagerplätze. Viele Dinge verwahren die Kattenbaums auch auf Paletten. So können sie per Hubwagen schnell bewegt werden.
Der Ordnungssinn ist überall auf dem Hof zu sehen und schlägt auch bei der Ernte durch. Beim Silieren helfen die Nachbarn und schwingen – wie bei den Kattenbaums üblich – am Ende auch Besen und Laubbläser, um die betonierte Hoffläche wieder zu reinigen.
Eine Frage der Haltung
Ortswechsel: In der Reitschule der Familie Schulze Niehues in Freckenhorst, ebenfalls im Kreis Warendorf, haben gerade 30 erwachsene Reitschüler für eine Woche eingecheckt. Kurz nach der Mittagspause geht es ruhig zu. Einige führen ihre Pferde in eine der drei Hallen, andere sitzen im Aufenthaltsraum. Im Sommer beleben bis zu 60 Kinder das Gelände. „Dann ist es hier genauso ruhig“, sagt Ludger Schulze Niehues – außer vielleicht auf dem riesigen Hüpfkissen hinter dem Haus.
„Eine angenehme Atmosphäre braucht Sauberkeit und feste Regeln“, ist der 61-Jährige überzeugt. Ein gepflegter Hof ist deshalb fester Bestandteil des Betriebskonzepts.
Was so selbstverständlich daherkommt, macht viel Arbeit. Über 30 Mitarbeiter geben nicht nur Unterricht, betreuen die Pferde und managen den Hotelbetrieb. Sie sorgen auch dafür, dass Reithallen und Aufenthaltsräume sauber und aufgeräumt sind. „Wir leben es vor“, erklärt Ludger Schulze Niehues, wodurch selten jemand etwas auf der Stallgasse liegen lässt und der Betrieb ohne große Tafeln mit Verhaltensregeln auskommt. Der Chef hat seine Leitlinien im Kopf. Zum Beispiel: „Die Box soll immer so sein, dass ein Pferd sich wohlfühlt“ und „Die Sattelkammer soll abends genauso aussehen wie morgens.“
Staubsauger im Stall
Für die Sauberkeit betreibt die Familie auch technischen Aufwand. Dazu gehören zwei kleine Aufsitz-Kehrmaschinen und „Staubsauger“ für die Stallgasse. Zwei Laubsauger wurden so umgerüstet, dass sie Mist und Stroh schlucken.
Versteckte Rümpelecken sucht der Besucher vergebens. Wenn Ludger Schulze Niehues auffällt, dass irgendwo Arbeitsgeräte kreuz und quer stehen, wird eine Aufräumaktion gestartet. „Viele Standards sind uns auch vorgegeben“, betont der Pferdewirtschaftsmeister. Auf dem Hof hat die Berufsgenossenschaft ein Wörtchen mitzureden, in der Küche das Gesundheitsamt.
Wichtig ist der Familie, Sanierungen nicht zu schieben. Weidepfähle werden erneuert, bevor sie morsch werden und Fenster ausgetauscht, bevor sie von selbst aus den Angeln fallen. „Hier sind immer Handwerker auf dem Hof.“ Und wenn eine Baumaßnahme abgeschlossen ist, gehen die Reste vom Hof. „Ich neige nicht zum Sammeln“, sagt Ludger Schulze Niehues.
Für den letzten Schliff sorgt ein bisschen Druck. Mit einer Veranstaltung im Nacken räumt es sich noch gründlicher auf. So wie gerade. Anfang März stehen auf dem Hof Schulze Niehues sechs Tage Reitturnier an.