Weltweit fehlt laut UNESCO mehr als 2,2 Milliarden Menschen der Zugang zu sauberem Wasser. „Dass wir den Hahn aufdrehen können und das Wasser läuft, ist ein großes Privileg“, betont Präsidiumsmitglied Heidrun Diekmann. Beim Verbrauch brauch gilt es das „direkte Wasser“ vom „virtuellen Wasser“ zu unterscheiden.
Direkte Wasser verbrauchen wir unter anderem beim Trinken, Duschen, Kochen, Waschen und mit der Toilettenspülung. Der tägliche Verbrauch liegt in Deutschland pro Einwohner im Schnitt bei 120 l.
Virtuelle Wasser hingegen wird beispielsweise zur Herstellung von Produkten benötigt. Der tägliche Verbrauch liegt in Deutschland pro Kopf bei 3900 l. Wie hoch der virtuelle Verbrauch von Wasser für einzelne Produkte ist, dazu lieferte Philip Heldt folgende Zahlen:
- 1 kg Kaffee - 21 000
- 1 kg Rindfleisch - 15 000
- 1 kg Avocado ‑ 1 500
- 1 Jeans - 6 000 l
Besonders kritisch: Bei einer Jeans beispielsweise fällt dieser hohe Verbrauch in einer Region an, in der Wasser Mangelware ist.
Wasserhahn statt Plastikflasche
„Trinken Sie mehr Leitungswasser!“, dazu rät der Toxikologe Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW. Besonders kritisch sieht er den Konsum von Wasser aus Einwegflaschen. Und der ist in den vergangenen Jahrzehnten drastisch gestiegen. Während der Einweganteil 1991 noch bei 7 % lag, waren es 2019 mehr als 60 %.
Dass Wasser völlig frei von menschlichen Stoffen wie Medikamentenrückständen ist, sei eine Illusion, betonte Philip Heldt bei der digitalen Auftaktveranstaltung zum Leitthema Wasser des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverbandes vor rund 300 Teilnehmerinnen. Diese Aussage gelte jedoch sowohl für Leitungswasser als auch für abgefülltes Mineralwasser - wenn dort auch im geringeren Maße. In beiden Fällen gilt: Die Rückstände seien hierzulande in der Regel verschwindend gering. Damit das so bleibt, sei es wichtig, unter anderem auf folgende beiden Punkte zu achten:
- Vor allem Hobbygärtner sollten Pestizide und Dünger sparsamer einsetzen. „Anders als Landwirte sind sie im Umgang mit diesen Stoffen nicht geschult“, betonte Philip Heldt. In Regionen mit vielen Kleingartenanlage seien Rückstände im Trinkwasser weitaus höher als in Ackerbau-Regionen.
- Medikamente gilt es sorgsam einzusetzen und richtig zu entsorgen. 30 % der Verbraucher geben jedoch an, Pillen und Tabletten gelegentlich in die Toilette zu werfen. Dabei gehören die Packungen laut Philip Heldt in die Restmülltonne. Denn dieser Müll wird später sicher verbrannt. Apotheken sind zur Rücknahme nicht verpflichtet.
Bürgermeister mit Blick fürs Wasser
Mario Hecker ist Bürgermeister der Gemeinde Kalletal in Kreis Lippe und Diplom-Ingenieur mit dem Schwerpunkt „Wasser- und Abwassertechnologie“. In seiner Gemeinde hat er unter anderem folgende Projekte angestoßen:
Kanalreinigung: Auch wenn die Zahl der Einwohner in einer Gemeinde sinkt: Die Infrastruktur bleibt die selbe. Und so müssen immer weniger Menschen für ein und dieselbe Leistung zahlen, beispielsweise für die Reinigung der Kanalanlagen. Um das zu ändern, hat Mario Hecker vor etwa zehn Jahren eine neue bedarfsorientierte Strategie zur Reinigung eingeführt. Dafür zeichnete ihn das Institut für unterirdische Infrastruktur mit dem „Goldenen Kanaldeckel“ aus.
Gefahrenkarte für Starkregen: Im Kalletal gibt es viele Höhen und Senken. Im Falle eines Starkregens kann das schlimmstenfalls zu Schlammlawinen führen. Darauf möchte Bürgermeister Mario Hecker in Zukunft besser vorbereitet sein. Anhand von Daten zu einem Starkregenereignis, Höhenprofilen der Region und Landschaftsüberflügen entwickelten Experten eine Gefahrenkarte für das Kalletal, auf der die Fließwege des Wassers dargestellt sind. Nun sollen Maßnahmen geplant werden, um den Fluss des Wassers umzulenken. Denkbar wären unter anderem die Anlage von Senken und Hecken. Allein auf Auffangbecken zu setzen birgt laut Mario Hecker die Gefahr, dass Wasser im Ernstfall doch daran vorbei fließt.