Wochenblatt: Wie bekommt man es hin, aktiv ins neue Jahr zu starten?
Sabine Asgodom: Neu starten kann man jeden Tag, unabhängig vom Jahreswechsel. Eine schöne Übung dafür ist, sich zu überlegen: Was war der köstlichste Moment im vergangenen Jahr? Ich wähle bewusst diesen Begriff, weil die Antwort dann aus dem Bauch kommt. Anschließend kann man überlegen: Was kann ich nächstes Jahr tun, damit ich mehr davon erleben kann? Eine andere Methode ist eine „A bis Z“-Liste mit den Mikrozielen, die man sich für das nächste Jahr vornimmt. Bei A steht dann zum Beispiel „abends ausgehen“, bei T „tanzen“ und bei M vielleicht „Musik hören“. Dann frage ich: Was ist die liebevolle Botschaft dieser Ziele? Es geht darum, sich mehr um sich zu kümmern. Wer liebevoll mit sich selbst ist, kann auch liebevoll zu anderen sein.
Zur Person
Sabine Asgodom ist in einem kleinen Dorf bei Rinteln an der Weser aufgewachsen. Nach dem Abitur absolvierte sie die Deutsche Journalistenschule in München und arbeitete unter anderem bei den Zeitschriften „Eltern“ und „Cosmopolitan“. Seit über 20 Jahren konzentriert sie sich ganz auf Beratung, Training und Coaching, vor allem von Frauen und Führungskräften. Als Rednerin ist die heute 68-Jährige – zu normalen Zeiten – viel unterwegs. Im vergangenen Jahr ist ihr Buch Nummer 35 erschienen. Der Titel: „Queen of fucking everything – So bekommst du das großartige Leben, das zu dir passt“.
Sie sagen, dass es darauf ankommt, „Königin des eigenen Lebens“ zu werden. Was heißt das?
Die Königin bestimmt über die Regeln in ihrem Leben. Die Prinzessin möchte, dass alle sie toll finden. Es gibt den Spruch: „Nur Prinzessinnen richten ihr Krönchen, Königinnen ziehen das Schwert.“ Das muss man nicht wörtlich nehmen, aber es zeigt eine andere Souveränität und um die geht es mir.
Was sind kleine Schritte, mit denen man diese Souveränität gewinnen kann?
Zum Beispiel können Sie überlegen, welche Menschen Ihnen wirklich guttun. Ich hatte mal eine Freundin, da war ich nach Treffen immer schlecht gelaunt. Irgendwann habe ich gemerkt, dass sie neidisch ist. Sie hat mir immer alles madig gemacht. Diese Freundschaft habe ich auslaufen lassen. Zu entscheiden: Mit wem verbringe ich meine freie Zeit, wer raubt mir Energie und wer gibt mir Energie, das finde ich wichtig.
Wie lässt sich das denn herausfinden?
Ich empfehle, sich einen Akku zu malen und zu schauen: Wie hoch ist mein Energiestand, wenn ich die treffe und was passiert, wenn ich den treffe? Natürlich gibt es auch Beziehungen, in die wir Energie stecken müssen. Aber Menschen, die uns eigentlich gut tun sollten, die sollten nicht bei den Energieräubern dabei sein.
Aktuell sprechen Sie häufig über Flourishing – das heißt soviel wie „Aufblühen“. Was verbirgt sich dahinter?
Die psychologische Wissenschaft hat erforscht, was Menschen glücklich, fröhlich und gesund macht. Das sind fünf Dinge: das Wissen um die eigenen Stärken, positive Gefühle erleben und selbst erzeugen, Beziehungen zu anderen Menschen, der Flow – also das totale Aufgehen in einer Aufgabe oder Tätigkeit – und den Sinn finden, in dem was wir tun.
Wie funktioniert das mit dem Sinn?
Wir machen manchmal Dinge, die wir selbst als sinnlos ansehen und dann geht die Motivation natürlich in den Keller. Es geht mir darum, dass wir selbst versuchen, einen Sinn in Dingen zu sehen. Nicht jeder von uns ist in seinem Beruf aus Berufung. Es gibt einfach Menschen, die müssen Geld verdienen, fertig. Aber dann kann ich mir den Sinn selbst basteln, indem ich sage: Ich möchte ein schönes Leben leben, ich möchte finanziell unabhängig sein und dann mache ich jetzt diesen Job.
Positive Gefühle verbinden Sie auch mit dem Begriff „Genuss“. Warum?
Ja, ich glaube, wir haben vergessen, einfach Dinge zu genießen, mal einfach eine Stunde auf dem Sofa zu liegen – ohne zu meditieren. Oder eine Tafel Schokolade zu essen – ohne dass es schon wieder toxisch ist. Wissenschaftler sagen, Genuss ist eine der stärksten Quellen von positiven Gefühlen. Ähnliche Auswirkungen hat es, anderen eine Freude zu machen. Das gute Gefühl in uns hält dann länger an, als wenn wir uns selbst eine Freude machen. Noch wichtiger ist Dankbarkeit. Wir sagen viel zu selten Danke, weil alles so selbstverständlich ist.
Was hilft es, wenn es mal ausgesprochen wird?
Es macht uns glücklicher. Wer sich bedankt, macht sich selbst glücklich. Ich habe mir angewöhnt, mich bei jedem zu bedanken, beim Busfahrer, bei einer Verkäuferin, bei allen.
Es gibt vielerorts Netzwerke für Frauen. Tun sich Frauen gegenseitig gut?
Frauen in solchen Verbänden tun sich gut, weil sie freiwillig darin sind. Frauen tun sich gut, wenn sie befreundet sind. Manchmal gibt es aber auch diese alten Fronten, berufstätige Frauen gegen Frauen, die zu Hause sind, mit Kindern und ohne Kinder. Manchmal denke ich dann: Mädels, ihr werdet nie die Weltherrschaft erreichen, wenn ihr so zickig seid, anderen nichts gönnt, weil sie ein anderes Lebensmodell leben als du selbst. Ich glaube, das ist der große Knackpunkt.
Frauen-Netzwerke
Sabine Asgodom ist eine große Anhängerin von Netzwerken, in denen sich Frauen zusammenfinden. Im November war sie bei „Frauen u(U)nternehmen“ in Münster zu Gast. Der Verein vernetzt Unternehmerinnen und weibliche Führungskräfte. Mitglied sind rund 220 Frauen aus dem IHK-Bezirk Nord Westfalen. Zu den Zielen gehört es, Unternehmerinnen der Region sichtbar zu machen und Austausch und Vernetzung von Frauen in der Wirtschaft anzustoßen.
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