Mobbing von Bauernkindern

"Ich fühlte mich hilflos"

Tierquäler und Brunnenvergifter sind Beschimpfungen, die sich Roland Schulze Lefert in der Schulzeit oft anhören musste. Mittlerweile hat der 37-Jährige gelernt, mit den Folgen des Mobbings umzugehen.

Herr Schulze Lefert, in der Schule mussten sie sich als Bauernsohn einiges gefallen lassen. Wie kam es dazu?

In der Grundschule war das noch kein Thema. Im Gegenteil: Es war cool, Bauernkind zu sein. Unser Hof in Altenberge war zum Beispiel für viele ein Riesenspielplatz. In meine Klasse gingen etliche Bauernkinder. Am Gymnasium in Münster sah das anders aus. Ich war der Einzige in der Stufe, der vom Hof kam. Das Mobben begann in der siebten Klasse, als die Chemielehrerin ständig gegen die Landwirtschaft wetterte. Ihre Vorwürfe wollte ich nicht so stehen lassen. Ich versuchte, mit Argumenten dagegenzuhalten. Das machte aber alles noch schlimmer. Die Lehrerin behandelte mich sehr abwertend. Da merkten einige Mitschüler, dass ich an diesem Punkt angreifbar war. Das nutzten sie aus, um sich auf meine Kosten zu profilieren. Sie beschimpften meine Eltern und mich von da an beispielsweise als Tierquäler und Brunnenvergifter.

Wie haben die anderen reagiert?

Von den rund 30 Mitschülern haben mich etwa fünf so behandelt. Die konnte ich anfangs noch ignorieren. Viel belastender war, dass alle anderen geschwiegen oder mir sogar geraten haben, nachzugeben und mich wegzuducken, auch meine engeren Freunde. Dadurch fühlte ich mich noch hilfloser. Die wenigen Lehrer, die die Angriffe mitbekamen, haben sie ignoriert oder sogar bestärkt. Der Erdkundelehrer etwa meinte, die Kinder hätten ja Recht. Das fand ich sehr schlimm.

Wie sind Sie damit umgegangen?

Mein größter Fehler war, dass ich mit niemandem darüber gesprochen habe. Wenn ich mit meinen Freunden zusammen war, habe ich das Thema ausgeklammert. Dann war „Freundezeit“. Ich wollte sie nicht verlieren. Auch meine Eltern mochte ich damit nicht belasten. In dem Alter wollte ich meine Probleme alleine lösen. Gut war damals, dass ich parallel zur Schule auch einen Freundeskreis aufgebaut hatte. Seit der zweiten Klasse war ich im Schwimmverein im Dorf aktiv. So konnte ich wenigstens woanders Bestätigung finden. Das Mobben in...