Hof, Familie und die Berufstätigkeit außerhalb unter einen Hut zu bekommen, das erfordert einiges an Organisation. Das weiß auch Katrin Ahlers-Jannemann. Die 37-Jährige lebt mit ihrem Mann Markus und ihren beiden Kindern Mariel (5) und Laurenz (2) in Everswinkel, Kreis Warendorf. Den Betrieb mit 30 Charolais-Rindern, 220 Hühnern im Hühnermobil, Ackerbau und Direktvermarktung bewirtschaftet das Paar im Nebenerwerb.
Zurück in den Beruf
Für Katrin Ahlers-Jannemann stand immer fest: Auch als Mutter würde sie wieder zurück in ihren gelernten Beruf als Erzieherin kehren. Und so besuchen Mariel und Laurenz seitdem sie ein Jahr alt sind die Kita im Ort. Sie selbst ist mit 19 Stunden pro Woche bei einer Kita in Münster-Hiltrup angestellt. „Finanziell kämen wir auch ohne mein Gehalt über die Runden“, ist die Erzieherin überzeugt. Aber Katrin Ahlers-Jannemann ist es wichtig, selbst für ihre Absicherung vorzusorgen.
Keine Großeltern vor Ort
„Wenn die Kinder mal nicht in die Kita können oder Termine anstehen, helfen meine Mutter und meine Tante Christel immer gerne aus. Das ist eine super Unterstützung“, erzählt Katrin Ahlers-Jannemann. Ihre Familie wohnt jedoch 12 km entfernt. „Wenn es mal schnell gehen muss, weil beispielsweise die Rinder ausgebrochen sind, haben wir leider nicht die Großeltern auf dem Hof, die kurz nach den Kindern schauen können.“ Auch im Alltag wäre es eine große Erleichterung, wenn Oma und Opa vor Ort wären. Denn Katrins Mann Markus ist als Maschinenbauingenieur bei einem großen Anlagenbauer in Beckum angestellt und geht in der Regel schon um sechs Uhr aus dem Haus. Die Kinder vor der Arbeit zur Kita zu bringen, ist daher Katrins Aufgabe.
„Wie das zeitlich alles klappen soll, wenn Mariel nächstes Jahr zur Schule geht, weiß ich noch nicht“, sagt sie. Bislang passt es aber gut. „Ich bringe die Kinder morgens zu halb acht dorthin und komme auf dem Weg zur Arbeit wieder bei uns am Hof vorbei.“ Dann bleibt ihr meist eine halbe Stunde Zeit, um die Küche aufzuräumen – oder noch schnell den Termin mit dem Besamungstechniker zu übernehmen, den ihr Mann vereinbart hat. „Welche Tiere an diesem Tag besamt werden sollen, schreibt mir Markus meist auf einen Post-it, den er mir in die Küche legt.“
Auch sonst mag gerade Markus Jannemann es lieber analog. Damit er im Blick hat, an welchen Tagen die Kinder Termine haben oder wann für seine Frau der Reha-Sport auf dem Programm steht, hat Katrin einen klassischen Familienplaner im DIN-A3-Format angeschafft. Leider lässt es sich trotzdem nicht immer verhindern, dass der Sport beispielsweise aufgrund der Ernte kurzfristig ausfallen muss. Aber das ist für Katrin völlig in Ordnung. Sie kommt selbst von einem Nebenerwerbsbetrieb und ist damit aufgewachsen, dass der Betrieb meist an erster Stelle steht.
Familienmanagement
„Absprache ist das ganze Leben“, davon ist auch Eva Haselon überzeugt. Die 38-Jährige lebt mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern Theo (7) und Frieda (5) sowie ihren Schwiegereltern auf einem Vollerwerbsbetrieb mit Schweinemast und Ackerbau in Albersloh, Kreis Warendorf.
Anders als Katrin hat Eva Haselon sich dagegen entschieden, nach der Geburt der Kinder wieder in ihren gelernten Beruf als Zahnarzthelferin zurückzugehen. „Ich bin bei uns auf dem Betrieb im Büro und kümmere mich um das gesamte Familienmanagement“, beschreibt sie ihren Aufgabenbereich. Für ihre finanzielle Absicherung haben sie und ihr Mann privat vorgesorgt. Außerdem ist sie auf dem Betrieb, der ihrem Mann gehört, im Büro angestellt.
Aufgaben getauscht
„Wie das auf dem Hof so ist: Bei uns ist nichts planbar. Irgendwas kommt immer dazwischen. Für uns ist das das normale Leben“, sagt Eva Haselon. Damit trotzdem alles rund läuft, ist es wichtig, dass die Aufgabenbereiche klar geregelt sind. Sie können sich je nach Situation auch schon mal verschieben. „Mein Schwiegervater unterstützt uns nach wie vor als volle Arbeitskraft auf dem Betrieb. Ohne ihn würde es auch nicht funktionieren.“ Als er vor ein paar Jahren eine neue Hüfte bekam, ging Eva wieder mit ihrem Mann in den Stall. Ihr Schwiegervater hat sich dafür in der Zeit mehr um die Kinder gekümmert.
Auch ihre Schwiegermutter springt bei der Kinderbetreuung ein oder ihre eigene Mutter kommt aus Olfen. Mit dem Mittagessenkochen wechseln sie und ihre Schwiegermutter sich immer mal wieder ab. „Das ist bei uns ein Geben und Nehmen. Anders kann es aus meiner Sicht auch nicht funktionieren.“
Absprachen per Chat
Wann welches Kind welchen Arzttermin oder welches Hobby hat – das alles managt Eva Haselon. Ihr Mann könnte sich die Einträge im digitalen Kalender anzeigen lassen, macht es aber in der Regel nicht. Er weiß, dass seine Frau alles im Blick hat und ihm Bescheid geben würde, wenn er einen Termin übernehmen sollte. So hat er den Kopf für andere Dinge frei.
Für die betrieblichen Absprachen untereinander hat das Paar sich eine Whatsapp-Gruppe mit dem Namen „Schwein“ eingerichtet. Dort schickt sich das Paar Informationen manchmal als Text, manchmal als Sprachnachricht. „So sparen wir es uns, immer wieder miteinander zu telefonieren. Bei meinem Mann klingelt das Telefon so schon oft genug“, nennt Eva Haselon einen großen Vorteil. Und da sie so private Nachrichten klar von den betrieblichen trennen, lassen sich Informationen viel leichter wiederzufinden.
Auch mal abschalten
Trotz der Verantwortung für den Hof, die Tiere und die Familie auch einmal Zeit für sich als Paar zu haben, das ist Eva und Thomas Haselon sehr wichtig. Ab und zu gehen sie und ihr Mann daher gemeinsam schwimmen oder in die Sauna, während die Großeltern auf die Kinder aufpassen. „In dieser Zeit versuchen wir bewusst, nicht über den Hof zu sprechen.“ Das gelingt noch nicht immer – aber immer öfter.
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