Von einem plötzlichen Regenschauer überrascht flüchteten Helma und Henning Grontzki in die einzige offene Kneipe. Von ihrem Platz aus, konnten sie durch das Fenster auf die Terrasse blicken. Obwohl dort draußen zu der Jahreszeit niemand saß, stand auf dem Tisch eine Torte. Und an der bedienten sich zahlreiche Vögel. „Erst bei genauerem Hinsehen entdeckte ich, dass es keine echte Torte war“, schmunzelt Helma Grontzki noch heute über die erste Verwirrung: Denn die Torte war explizit für Vögel gemacht.
Konditorin für Vögel
Auf Nachfrage erzählte die niederländische Gastronomin bereitwillig, wie sie die Torten für ihre gefiederten Gäste zubereitete. Die Idee in Helmas Kopf, selbst Konditorin für Vögel zu werden, war geboren.Das war vor rund drei Jahren. Heute „backt“ sie selbst die dekorativen Futterstellen und erfreut sich in ihrem Garten an Amseln, Drosseln, Meisen und Rotkehlchen, die als Stammgäste gerne das Kuchenangebot annehmen.„Es ist zu meinem Hobby geworden, im Winter Vogelfutter mit Pflanzenfett zu mischen, in Formen zu gießen und hübsch zu dekorieren“, erzählt die 54-Jährige mit Begeisterung. Im Keller hat sie sich eine kleine Werkstatt eingerichtet in der sie ihre neusten Kreationen erarbeitet. Vogelfutter und Fett kauft sie, Eicheln und Nüsse findet sie auf ihren Waldspaziergängen. Das Holz stammt aus dem eigenen Garten.
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Geduld zahlt sich aus
Aus dem neuen Hobby entwickelte sich bei der gebürtigen Niederländerin eine weitere Passion: Sie entdeckte die Fotografie für sich. Seitdem knipst sie alles, was ihr vor die Linse kommt – bevorzugt aber Insekten, Tiere und Naturmotive. Ihre Resultate präsentiert sie auf einem eigenen Instagram-Kanal, der „Vogeltorten_Konditorei“. Um die kleinen Kuchengäste nicht zu stören hat sich die zweifache Mutter extra ein kleines Tarnzelt angeschafft. „Da sitze ich schon mal mehrere Stunden drin, beobachte die Tiere und warte auf den richtigen Fotomoment“, berichtet sie.
Auch wenn Helma Grontzki viel Zeit in die Fotografie und das Kuchen herstellen steckt, ist es für sie nur ein Ausgleich zum Beruf. „Nach einem Artikel in der Lokalzeitung meldeten sich viele, die Torten kaufen wollten“, freut sie sich über die positive Resonanz auf ihre Arbeit.
Wunsch nach Besuch
Bislang hatte sie ihre Kreationen lediglich an Freunde verschenkt. Um ihre Freude an der dekorativen Vogelfütterung zu teilen, verkauft Helma mittlerweile auch einige Exemplare. „Gerade in der aktuellen Situation haben viele Menschen Zeit und nehmen die Natur um sich herum wieder bewusster war“, ist sich die bekennende Vegetarierin sicher. „Wenn schon keine Freunde und Bekannte auf einen Kaffee vorbeikommen dürfen, dann doch wenigstens die Vögel“, ist Helma Grontzki überzeugt. Denn auch sie sitzt gerne selbst auf der Terrasse und nimmt am Kaffeeklatsch der Vögel teil – dann auch ohne Kamera.
Vögeln „unter die Flügel greifen“?Der Naturschutzbund (NABU) empfiehlt, Vögel im Winter zu füttern. Generell können sich Wildvögel gut alleine ernähren, aber von November bis Ende Februar darf man sie schon mal füttern. Besonders in Ballungsgebieten ist das natürliche Nahrungsangebot zu dieser Zeit (noch) nicht so groß. Tipps zur richtigen Fütterung gibt es
hier.