"Gehen Sie in eine Partei oder gründen Sie eine Wählergruppe der Landfrauen!!" Dazu forderte der Landrat des Kreises Herford Jürgen Müller auf dem Kreislandfrauentag in Vlotho auf. Das Thema "Frauen in der Politik" zog sich am Samstag durch die Veranstaltung.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sei weiblich, aber der Frauenanteil in vielen Gremien betrage nur etwa 30 %, erklärte Heidrun Diekmann, Teamsprecherin des Kreislandfrauenvorstandes. Das müsse sich ändern, erklärte sie vor etwa 280 Gästen.
Mit 19 Jahren in den Stadtrat von Vlotho
Dass der Einstieg für junge Leute in die Politik nicht ohne Reibung läuft, berichtete die 24-jährige Stadträtin aus Vlotho, Annika Hüting in einer Talkrunde. Junge Abgeordnete müssten älteren Kollegen erst beweisen, dass sie sich engagieren wollen. Junge Frauen hätten es dabei etwas schwerer als junge Männer, ist die Erfahrung der Studentin, die seit fünf Jahren im Stadtrat für die Grüne Liste sitzt. Von einer Frauenquote hält sie wenig: Fachwissen und nicht das Geschlecht sollen entscheiden.
Wegen der Freitagsdemonstrationen von Schülern sei es derzeit vergleichsweise einfach, junge Leute für Politik zu interessieren. "Aber auf die Straße zu gehen, reicht nicht. Man muss in die Parlamente und Parteien, um etwas zu bewegen", betonte Annika Hüting. Ihr gefällt an der Arbeit im Stadtrat, dass sie für die Bürger etwas verbessern kann.
"Weibliche Brille" fehlt, wenn Frauen in politischen Ämtern fehlen
So geht es auch Karola Clausmeier. Die Landfrau hat seit 24 Jahren ein CDU-Mandat im Stadtrat von Bünde. Die Politikerin warnte, dass sich Frauen nicht auf den bereits erreichten Frauenrechten ausruhen dürfen. Frauen müssten immer wieder für ihre Interessen einstehen. Ohne Politikerinnen fehle bei den Entscheidungen die „weibliche Brille“, schlug Landrat Müller in die gleiche Kerbe.
Um Frauen den Schritt in die Politik zu erleichtern, wird im Herbst ein Mentoringprogramm in Ostwestfalenlippe aufgelegt. Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Herford, Simone Lange, erklärte den Grundgedanken: Politikerinnen gewähren interessierten Frauen über mehrere Monate Einblicke in ihren politischen Alltag und begleiten sie bei den ersten Schritten in die Politik.
Bedeutet Ehrenamt für Frauen noch mehr Gratis-Arbeit?
Den Hauptvortrag hielt Fernsehrichterin und Künstlerin Barbara Salesch über die Lust auf Veränderung. Sie erzählte von Wendepunkten in ihrem Leben.
Salesch lieferte spontan eine Begründung, warum Frauen abwinken, wenn sie ein politisches Mandat oder ein Ehrenamt übernehmen sollen: Frauen kümmern sich neben dem Beruf oft um Haushalt und Familie. Das kostet viel Zeit und Kraft, aber es wird kaum wertgeschätzt. Ein Ehrenamt würde noch mehr Gratis-Arbeit für kaum Anerkennung bedeuten.
Barbara Salesch motivierte zu Veränderungen, besonders in der zweiten Lebenshälfte. "Sie müssen damit rechnen, dass nicht alle Freunde und ihre Familie Sie nicht unterstützt." Denn wenn sich einer verändert, wird es für sein Umfeld unbequem, weil es gezwungen ist, sich umzustellen. Ist der erste Schritt erst gemacht, ziehen die anderen mit, machte Barbara Salesch Mut, neue Dinge auszuprobieren.
Hier sind Eindrücke vom Kreislandfrauentag
{{::gallery::standard::
::}}
Das ist auch interessant