Frau Heuschneider, Ihr Planungsbüro hat der Stadt Höxter 2018 die Bewerbung um die aktuelle Landesgartenschau empfohlen. Was muss eine Stadt mitbringen, damit Sie den Daumen heben?
Heuschneider: Es muss Entwicklungspotenzial in der Stadt- und Freiraumentwicklung da sein. Und es müssen Ziele formuliert sein, wie sich die Stadt entwickeln will. Das hat in Höxter mit der Idee, Altstadt, Weser und Corvey im Zuge der Landesgartenschau zu verbinden, optimal gepasst. Weiterhin braucht eine Gartenschau im Stadtraum Flächen für Veranstaltungen und für Parkplätze. Die Anfahrt muss machbar sein. Der finanzielle Aufwand und das Risiko sollten tragbar erscheinen. Wichtig ist eine gute Beteiligung aller Akteure, der Verwaltung und der Bürger von Beginn an.
Welche Veränderungen nehmen Sie in den gärtnerischen Konzeptionen von Gartenschauen wahr?
Heuschneider: Seit der Landesgartenschau in Rietberg 2008 waren wir bei der Planung, dem Bau oder der Nachnutzung von 15 Gartenschauen in NRW, Niedersachsen und Thüringen beteiligt. Für die bayerische Staatskanzlei haben wir die nachhaltige Wirkung der Gartenschauen bis 2011 untersucht. Folgende Veränderungen nehmen wir wahr:
- Ressourcen wie Wasser, Boden und Pflanzen sind stärker im Blick als früher.
- Die Ausstellungsbeiträge greifen Fragestellungen wie Klimawandel und Artenschutz auf.
- Besucher akzeptieren wildere Pflanzungen und trockene Flächen inzwischen eher als früher.
- Die Bedürfnisse einer diverser werdenden Gesellschaft spiegeln sich wider. So zeigen die Friedhofsgärtner neben klassischen Familiengräbern auch naturnah angelegte Gemeinschaftsgrabanlagen für mehrere Erd- und Urnengräber.
- Gärtner gehen auf das Interesse der jungen Generation an selbst gezogenem Gemüse ein. Sie bedienen aber auch den Bedarf an technologischen Lösungen. Damit sind beispielsweise begrünte Wände oder Solarmodule über gärtnerisch genutzter Fläche gemeint.
Auf jeder Gartenschau gibt es saisonale Blumenbeete und Mustergärten. Vieles hält nur einige Wochen und muss bewässert werden. Wie passt das in unsere Zeit?
Heuschneider: Blumenbeete und Anregungen aus den Mustergärten sind für die Besucher die Hauptattraktionen einer Gartenschau. Die Pflanzplanungen haben sich aber weiterentwickelt. So werden zum Beispiel trockenheitsverträglichere Sommerblumen gezeigt. Die Gärtner nutzen torffreie Substrate. In die Blumenbeete fließt nur ein geringer Teil der Investitionen. Der größte Teil wird in die dauerhafte, nachhaltige grüne Infrastruktur investiert. Dabei setzen die Akteure vermehrt auf regionale Baustoffe, die Reduzierung von Emissionen und Wiederverwendung von Material, etwa von Pflastersteinen.
Bei welcher der bisherigen NRW-Gartenschauen finden Sie die Nachnutzung besonders gelungen und warum?
Heuschneider: Ich beobachte die Parkanlagen besonders intensiv, an denen unser Büro bei der Planung beteiligt war. Da finde ich den Flora-Westfalica-Park in Rheda-Wiedenbrück, den Vier-Jahreszeiten-Park in Oelde und den Gartenschaupark in Bad Lippspringe sehr gelungen. Die Parks sind dauerhaft für alle Nutzer gesichert. Wichtige Radwegeverbindungen sind entstanden.
Bis März 2024 können sich NRW-Kommunen um die Landesgartenschau 2029 bewerben. Aktuell laufen in Verl stadtinterne Beratungen dazu. Auch in Steinfurt ist ein Förderverein aktiv. Wer ist denn Ihr Favorit?
Heuschneider: Im Moment werden die Konzepte erst aufgestellt. Persönlich drücke ich den Bewerbungen aus Westfalen die Daumen.
Lesen Sie mehr: