„Wir bewirtschaften in Ukrainka einen Betrieb, der drei deutsche Eigentümer hat. Ukrainka ist ein kleines Dorf nahe Riwne im Nordwesten des Landes. Wir ackern auf 1600 ha, für die es 700 Pachtverträge mit Laufzeiten von 10 bis 15 Jahren gibt. Ende Januar war ich zuletzt im Land. Da war mir schon sehr mulmig zumute.
Bisher sind all unsere Bekannten in Sicherheit. Vitaly, unser stellvertretender Betriebsleiter, wohnt mit seiner Frau und Freunden aus der Stadt nun auf unserem Betrieb (seinen Bericht lesen Sie hier). So können wir wenigstens etwas helfen. Ich bin hilflos und sehr traurig.
"So langsam versteht man, wie Krieg funktioniert."
In den ersten Tagen des Krieges waren wir alle wie gelähmt vor Angst um unsere Freunde und Mitarbeiter. So langsam versteht man zumindest, wie Krieg funktioniert. Die erste Panik ist vorbei und jeder findet seine Aufgabe. Es gibt wieder Hoffnung, dass das Wunder geschieht und die Ukraine es schaffen kann! Es ist unglaublich, wie die Ukrainer kämpfen! Und es ist natürlich gut, dass aus Europa nun doch mehr militärische Unterstützung kommt, als gedacht.
Soldaten kontrollieren jeden, der ins Dorf will. In der Westukraine wurden in den ersten Kriegstagen „nur“ militärische Einrichtungen und Flughäfen beschossen, die Detonationen waren bis ins Dorf zu spüren und zu sehen und die Angst war groß. Beunruhigt sind die Menschen besonders über die Truppen, die in Weißrussland an der Grenze stehen.
"Ich bin überwältig, was in Deutschland gemacht wird"
Die ausländischen Landwirte in der Ukraine haben ein sehr gutes Netzwerk gebildet, in dem es darum geht, Frauen und Kinder aufzunehmen und bei der Flucht zu helfen. Außerdem wurden schon unglaublich viele Sachspenden gesammelt. Viele Ausländer haben ihren Betrieb verlassen und tun nun alles, um ihre Wahlheimat zu unterstützen. Ich bin überwältigt, was alles in Deutschland gemacht wird, um zu helfen!
Ich bin mit Vitaly in ständigem Kontakt. Wir arbeiten auf den Feldern nur bei Tageslicht und erstmal nur in der Nähe unserer Basis. Die Landwirtschaft wurde als systemrelevant eingestuft und ihre Mitarbeiter sollen wohl vom Kriegsdienst freigestellt werden. Wir sehen es nun als unsere Aufgabe im Krieg, die Ukraine mit Lebensmitteln zu versorgen.
Ich wünsche mir, dass das, was hier passiert, in Deutschland nicht in Vergessenheit gerät und auch nicht relativiert wird, so wie es leider 2014 passiert ist. Deutschland darf energetisch nicht länger abhängig sein von einem solchen Regime. Und natürlich braucht die Ukraine unsere Unterstützung, um weiter durchhalten zu können."
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